Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest

 
Stadt Furtwangen
mit Neukirch, Rohrbach und Schönenbach
      

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Blick nach Nordosten zur Martinskapelle und Restaurant Kolmenhof (rechts)

Altenvogtshof in Rohrbach abgebrannt

Großeinsatz aller Furtwanger Teilortswehren: Um 2 Uhr in der Frühe ging der im Untertal gelegene „Altenvogtshof“ in Flammen auf. Etwa 100 Einsatzkräfte der Wehren Rohrbach, Furtwangen, Schönenbach, Neukirch und Linach hatten keine Chance den typischen Schwarzwaldhof zu retten. Allerdings gelang es, etwa 40 Kühe aus den Stall zu lassen. Drei Rinder verbrannten. Als das Feuer ausbrach, befand sich nur Bauer Erwin H. im Haus. Er blieb unverletzt und beteiligte sich anfangs an der Rettung der Tiere. Nach seinen Schilderungen entdeckte er zunächst ein Feuer in der Wohnstube. Er versuchte es zunächst auszutreten. Erfolglos. Weil er wegen der Rauchentwicklung nicht mehr ans Telefon gelangte, rannte er auf die Straße, hielt ein Auto an und veranlasste einen Notruf. Die Löscharbeiten bei Außentemperaturen von Minus 17 Grad schienen anfänglich erfolgreich. Zu sehen war anfangs Feuer, das aus einem Wohnfenster im Erdgeschoss stieg. Mit schnellem Zugriff gelang es dieses Feuer zu löschen. Als aber die Wehren aus Rohrbach und Furtwangen vom Bach her eine Wasserversorgung aufbauten, verschlechterte sich die Situation. Plötzlich drang schwarzer Rauch aus dem Gebäude: untrügliches Zeichen, dass das Brandobjekt vor dem „Durchzug“ stand. Aus Sicherheitsgründen wurde der Atemschutztrupp zurück beordert. Das Gebäude musste den Flammen überlassen
Mehr vom 19.12.2009 bitte lesen auf www.suedkurier.de , www.snetzle.de

 

 

Droben auf der Martinskapelle - Erinnerungen von Robert Saier

Der 80 Jahre alte ehemalige Lehrer Robert Saier vom Adamshof in Suggental hat seine Jugenderinnerungen veröffentlicht – der Titel: "Droben auf der Martinskapelle".

Bei der Martinskapelle (Aufnahme aus dem Jahre 1900) verbrachte der Autor Robert Saier von 1928 bis 1950 seine Kinder- und Jugendzeit. Im Forsthaus (links hinten) war er zu Hause.

Genau 1111 Meter über dem Meer und viele hundert Kilometer von diesem entfernt steht die kleine Martinskapelle. Und doch haben Martinskapelle und Meer eine direkte Verbindung: Ein paar Meter nur von der Kapelle entfernt plätschert die Breg in ihren ersten Zügen, die entfernteste Quelle, der Ursprung der Donau, die als zweitlängster europäischer Fluss nach über 2800 Kilometern ins Schwarze Mer mündet. Der Donau-Ursprung ist so gewissermaßen "der westlichste Punkt des Ostens". Für Robert Saier und sein vier Geschwister stand jedoch nicht die europäische Geografie, sondern die in der Tat großartige unmittelbare Umgebung im Mittelpunkt, als sie in den 1930 im Forsthaus bei der Martinskapelle aufwuchsen. Sie erfahren eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und den Menschen, die dort oben lebten. Dazu war der Vater Förster. Und die Leute, die dort oben wohnten, waren (und sind?) ein anderer Menschenschlag als die dort unten im Tal, bedingt durch den langen Winter. Die Schule hat Saier im heutigen Furtwanger Ortsteil Katzensteig besucht. Das bedeutete einen langen Schulweg von zwei Stunden. Der Verfasser erzählt auch, wie das Wirtshaus bei der Martinskapelle 1931 völlig abbrannte. Sitten und Bräuche aus dieser Zeit hat er ebenfalls niedergeschrieben. Er schreibt zu Beginn: "An einem solchen Ort in die Welt gestellt, ist die Familie gleichsam das Ein und Alles". Aus ihr heraus tastet man sich in die Welt, erlebt die Großartigkeit der Natur und – den Blick von den Schwarzwaldhöhen in die Ferne: "Es kam mir vor wie das Tor zur Welt" – die Sicht ins Elsass, zum Feldberg oder gar zu den Alpen. Robert Saiers kleines Buch hat Jugenderinnerungen und einige lustige Anekdoten zum Inhalt. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit Menschen, die nicht unbedingt Besonderes bewirkten, jedoch ihrer Originalität wegen urwüchsiges Schwarzwäldertum verkörpern. Wie sie das Leben anpackten und meisterten, etwa die vor einigen Jahren erst verstorbene "Hoch Marie" vom "Lukasenhäusle" neben dem "Kolmenhof". Das Buch enthält auch einige historische Aufnahmen.
Hans-Jürgen Wehrle, 29.7.2008

"Droben auf der Martinskapelle", Jugenderinnerungen von Robert Saier. 40 Seiten mit Fotos.
9,80 Euro. Edition litera, ISBN 978-3-8301-1104-7

 

Geschichts- und Heimatverein: Höfe-Schau im Museumsgasthaus Arche
 
Eine sehenswerte Ausstellung über Furtwanger Bauernhöfe eröffnete der Furtwanger Geschichts- und Heimatverein im Museumsgasthaus "Arche". Das Bäuerliche in früherer Zeit wird anhand von Bildern, Dokumenten, Texten und anderen Exponaten höchst anschaulich dargestellt

Furtwangen - Wenig trockene Zahlen, dafür viele Bilder, Geschichten und Sagen prägen die Ausstellung über Furtwanger Bauernhöfe im Museumsgasthaus "Arche". Das Leben auf den Höfen mit seinen Sorgen und Problemen wird anschaulich dargestellt. "Wir wollen Illusionen über allzu romantische Vorstellungen der guten alten Zeit' zurechtrücken", erläuterte Museumsleiterin Elke Kühn das Ziel der Ausstellung bei der Eröffnung. Vereinsmitglieder, Helfer und Leihgeber hatten sich zu diesen ersten Führungen durch die Schau eingefunden. Furtwangen war ursprünglich eine "ländliche Ansiedlung", betonte Elke Schön. Von den ehemals 54 Lehenshöfen wurden einige exemplarisch herausgegriffen, ihre Geschichte aufgezeigt, und damit auch deutlich gemacht, dass die Anfänge der Industriestadt Furtwangen im Hausgewerbe vieler Höfe lagen. Sagen und Geschichten um die Bewohner sind spannend zu lesen und geben ein Bild vom mühsamen Leben auf den Höfen. Auch an längst verschwundene Höfe wird erinnert, so an den Seilerhof, der 1912 abbrannte. Bittere Armut, aber auch Abenteuerlust trieb viele Schwarzwälder nach Amerika, auch aus dem Raum Furtwangen. So wanderten vier der zehn Geschwister vom Sägmathishof im Schützenbach im 19. Jahrhundert nach Amerika aus. Einen großen "Auswandererkoffer" hatte Elke Kühn mit dem gefüllt, was die Auswanderer alles mitnahmen in die neue Welt, "nur auf den Speck habe ich verzichtet".
Die Wurzeln des Dirigenten Wilhelm Furtwängler und der Schauspielerin Maria Furtwängler auf dem Heubachhof in Neukirch werden dargelegt. Am von Karl Dilger gefertigten Modell eines Heidenhauses, "Urtyp des Schwarzwaldhofes", kann man die traditionelle Bauweise des Schwarzwaldes ablesen. Die baulichen Veränderungen werden an vielen Beispielen dargestellt. "Feste und Alltag auf den Höfen" ist das Motto eines Ausstellungsraumes, in der Mitte ein schön gedeckter Tisch mit Geschirr, das Jenny Guttenberg gemalt hat. Ihre Motive waren Schwarzwälder Bauernhöfe. Hier ist auch eine Weihnachtskrippe zu bewundern, die die Geburt Christi in den Schwarzwald verlegt, "unsere einzige Idylle", kommentiert Elke Schön dieses liebevoll gestaltete Exponat. Der Originalton vom "Hoch-Mariele" ist nachzulesen, den Text ihrer legendären Kassetten-Erläuterungen hat sie mit Maschine niedergeschrieben. Fotos von ihr und ihrem Lukasenhäusle nahe der Martinskapelle halten die Erinnerung an das liebenswürdige Original wach. Als Beispiel eines Hofes, der an alte Schwarzwälder Traditionen anknüpft und sie mit neuzeitlichen Bewirtschaftungsmethoden verbindet, wird den Ausstellungsbesuchern schließlich der Hinterbauernhof der Familie Braun in Linach vorgestellt.
Christa Hajek, 20.12.2007, www.suedkurier.de

 

Vom Schwarzwald in die ganze Welt! - Wie lange noch

Badische Tüftler" begehrter denn je / Testo Vorstandsvorsitzender Burkart Knospe hält an der Hochschule Furtwangen die Festrede beim Jubiläum 25 Jahre Fachbereich PE

"Vom Schwarzwald in die ganze Welt! - Wie lange noch", so lautete der Titel der Festrede von Burkart Knospe, Vorstandsvorsitzender der Testo AG, anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Fachbereich "Product Engineering" (PE) an der Hochschule Furtwangen. Knospe sprach dabei über die Bedeutung der Hochschule für die Region und den anhaltenden Ingenieursmangel deutschlandweit, insbesondere aber im Schwarzwald. Laut einer Mitteilung des VDI (Verband der deutschen Industrie) fehlten den Unternehmen 18 000 Ingenieure im April 2006. Im Jahr 2007 waren es bereits durchschnittlich 23 000 Ingenieursstellen pro Monat, die in Deutschland nicht besetzt werden konnten, so die alarmierende Zahlen, die Knospe vor den Festgästen und Studenten der Hochschule Furtwangen anführte. Jedes Jahr geht der Anteil der Ingenieure um 10 000 zurück, da 40 000 Ingenieure in den Ruhestand gehen und gerade einmal 30 000 Hochschulabsolventen fertig werden. Gut ein Viertel dieser Ingenieurvakanzen gibt es in Baden-Württemberg. Ein harter Wettbewerb um die "Badischen Tüftler" sei ausgebrochen, betonte Knospe. "Wenn die Unternehmen nicht auf diese Entwicklung reagieren, wird Deutschland bald keine Ingenieure mehr haben und langfristig im internationalen Wettbewerb nicht mehr mithalten können" , warnte der Festredner. Langfristig könnte dies auch dazu führen, dass Entwicklungsleistungen ins Ausland verlagert werden, quasi als nächster großer "Run" nach dem Outsourcing der Fertigungen nach Fernost.
Doch wie sollen die Unternehmen reagieren? Mit der Zahlung höherer Löhne, was eine Verteuerung der Produkte nach sich zieht? Für Burkart Knospe gibt es nur eine Lösung: "Wir brauchen mehr Ingenieure! Und zwar nicht irgendwo in Deutschland, sondern hier im Schwarzwald. Wir brauchen die Ingenieure und PE’ler aus Furtwangen!" Denn wer für sein Studium nach Karlsruhe, München, Darmstadt oder Aachen geht, der arbeitet auch dort oder bei einem renommierten Arbeitgeber irgendwo — nur nicht hier in der Region. Wer dagegen schon zum Studium in der Region bleibt, der arbeitet später auch gerne bei einem der regionalen Champions wie Sick, Aesculap, Storz, Endress + Hauser oder auch Testo. "Die Quote bei Praktikanten und Diplomanden, die immer wieder auch aus Karlsruhe, Stuttgart oder Reutlingen zu uns in den Schwarzwald kommen ist gering" , so Knospe. "Zwar gefällt ihnen die Arbeit in unserem Unternehmen aber hier zu leben können sich die meisten von ihnen nicht vorstellen." Die große Bedeutung regionaler Ingenieursstudiengänge für die Unternehmen im Schwarzwald wird somit schnell deutlich. Sie bilden den Nachwuchs aus, der die Innovationskraft der Region ausmacht.

Die Entwicklung der Hochschule Furtwangen stimmt dabei positiv. Sie konnte ihre Studentenzahlen in den Ingenieurstudiengängen in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppeln. Furtwangen bietet zeitgemäße Studiengänge, große Nähe zur Praxis und gerade im Bereich Product Engineering eine gute Mischung aus Ingenieurwissen, Marketing und BWL. Damit sind die PE’ler an sehr vielen Stellen einsetzbar. Als Produktmanager, Projektleiter oder Vertriebsingenieure. Bei Testo sind derzeit rund 30 PE’ler beschäftigt. Und Knospe adressierte zum Abschluss an die Hochschule: "Als Kunde der Hochschule sage ich danke! Bitte erhöhen Sie doch das Angebot an talentierten Absolventen aus Furtwangen, ohne das Qualitätsniveau zu kompromittieren. Wir werden es brauchen."
8.12.2007, BZ

 

 

Mythos Furtwangen: Selbstmordstadt und ewiges Eis

Wo der Schwarzwald tief ist, sind Mythen nicht weit. Eine der hartnäckigsten Legenden ist, dass Furtwangen die höchste Selbstmordrate hat. Darüber sollte sogar ein Film gedreht werden. Der Bürgermeister drohte mit rechtlichen Schritten. Er findet seine Stadt absolut lebenswert. Tatsächlich hat sie einiges zu bieten - auch noch andere Mythen.

Die Selbstmorde: Das Gerücht mit der höchsten Suizidrate der Nation ist nicht totzukriegen — und hat schließlich auch die Filmwelt erreicht. Es soll eine schwarze Komödie über eine angebliche Selbstmordwelle in einer kleinen Schwarzwald-Stadt gedreht werden; Drehbuchautor: Hans-Christoph Blumenberg ("Tatort" ), Arbeitstitel: "furtwangen.org" . Als Furtwangens Bürgermeister Richard Krieg Wind von der Sache bekam, ärgerte er sich über die Stigmatisierung und darüber, dass die Filmförderung Baden-Württemberg 11 380 Euro beisteuert: "Drum hab’ ich denen gedroht, und die haben schnell die Kurve gekratzt." Blumenberg stellte zwar klar, dass der Film an einem fiktiven Ort spielen und am Ende das Gerücht eindeutig als solches entlarvt werde. Auch der Arbeitstitel war längst gestrichen. Trotzdem: "Da sind wir einfach ein bisschen gereizt" , sagt Krieg. Zumal die Polizeistatistik das Gerücht widerlegt: "Das ist absolut haltlos" , sagt Ulf Feichtinger von der zuständigen Polizeidirektion Villingen-Schwenningen. 100 Selbsttötungen gab es in den vergangenen drei Jahren im Schwarzwald-Baar-Kreis, zwei davon in Furtwangen, das damit unterm Durchschnitt liegt. Doch das Gerücht kommt nicht von ungefähr: Es erhielt zuletzt Nahrung, als sich in den 90ern binnen eines Jahres zwei Männer von einem Studentenhochhaus stürzten. Die Ursache des Gerüchts liegt aber weiter zurück: 1969 kam eine Sozialarbeiterin in ihrer Examensarbeit zum Ergebnis, dass Furtwangen eine hohe, im alten Kreis Donaueschingen die höchste Selbstmordrate aufwies. Allerdings wies sie auch darauf hin, dass ein Freitod in einer kleinen Stadt statistisch viel schwerer als in einer großen wiegt. "Aber wenn man mal Dreck am Kittel hat, bringt man ihn nicht mehr sauber" , sagt Krieg. Im Übrigen hat das Schwarzwaldstädtchen mit Filmarbeiten gute Erfahrungen: Seit Jahren werden dort Aufnahmen für die "Fallers" gedreht.

Die Eiszeit: "Bei uns ist Sommer, wenn wir die Wintermäntel aufknöpfen" , sagt der Bürgermeister vergnügt. Manchmal spielt er selbst gern mit den Klischees über Furtwangen. Das gilt als einziger Studienort Deutschlands mit zwei Wintersemestern. Auch diese Mär hat einen wahren Kern: Furtwangen ist ein Schneeloch. In der Stadt, die zwischen 850 und 1150 Metern über dem Meeresspiegel liegt, fällt statistisch gesehen von Ende Oktober bis Anfang Mai Schnee. Für die Bürger kein Problem: Wie die BZ aus sicherer Quelle weiß, stöhnen Furtwanger, die woanders leben, grundsätzlich über die Hitze. "Natürlich haben wir harte Winter" , sagt Krieg. Aber damit auch jede Menge Wintersportmöglichkeiten. Nicht zufällig ist Furtwangen Sitz des Schwarzwälder Skiinternats, das zum Beispiel Skispringer Martin Schmitt und die Biathletin Simone Denkinger besuchten. Der Sommer ist kurz, das Freibad nur von Juni bis August geöffnet. Im September allerdings kommen in Furtwangen jedes Jahr mehr als tausend Mountainbiker arg ins Schwitzen: beim Schwarzwald-Bike-Marathon, dessen Etappe über 120 Kilometer zu den schwierigsten in Deutschland zählt und der am Sonntag wieder startet.

Die Durch-Falle: Wenn die Hochschule Furtwangen nicht so einen guten Ruf hätte, könnte man glatt meinen, die 3600 Studenten ticken, nun ja — anders. Denn sie sind überzeugt, dass sie durchs Diplom fallen, wenn sie vorher das Deutsche Uhrenmuseum besuchen. Eine nicht repräsentative, aber von Studenten gemachte Umfrage ergab einmal, dass nicht einer der befragten Kommilitonen das Risiko eingegangen war. Im Museum weiß man um den Aberglauben, kann sich aber damit trösten, dass es die größte Uhrensammlung Deutschlands hat, das Erbe der Uhrmacherschule bewahrt, aus der die Hochschule hervorging, und die meisten Auswärtigen nach Furtwangen lockt. Übrigens steht das Studentenhochhaus angeblich auf einem riesigen Findling und wenn der sich dreht, stürzt das Haus ein. "Dummes Zeugs, das sind nur Mythen" , sagt Bürgermeister Krieg.

Die Lebenswerte: Wird er danach gefragt, was die 10 000-Einwohner-Stadt lebenswert macht, fällt Richard Krieg einiges ein. Die beiden wichtigsten Punkte (neben der idyllischen Lage): "Das bürgerschaftliche Miteinander", das sich zum Beispiel in 135 Vereinen zeige. Außerdem eine "gute wirtschaftliche Situation" und enge Verzahnung von Bildungswesen und Industrie. "Und wenn es mal eine Delle in der Konjunktur gibt, wirft man hier nicht gleich die Leute auf die Straße, sondern guckt, wie man drüber hinwegkommt", sagt Krieg: "Hier funktioniert’s einfach." Dass es so etwas noch gibt, meint der Bürgermeister, ruft Neider auf den Plan, die Furtwangen nur schlecht reden wollen.
Simone Höhl , 6.9.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Die Kapelle-Bure Kaltenbach bei der Martinskapelle

Blick in die Vergangenheit des Hofs bei der Martinskapelle, längst als Gasthaus ein beliebtes Einkehrziel für Wanderer und Langläufer

Vor rund 75 Jahren wurde der Bauernhof bei der Martinskapelle, also dort, wo die Breg entspringt und somit die Donau ihren Ursprung hat, ein Raub der Flammen. Heute wird das Anwesen als Höhengasthof geführt und ist beliebtes Ziel von Wanderern und Ausflüglern, die dort einkehren. Ebenso für alle Skisportler, weil eine beliebte Loipenstrecke an der Grenze Simonswald - Furtwangen dort verläuft. Den Namen hat der Ort von einer Kapelle, die dem heiligen Martin geweiht und von den Benediktinermönchen aus St. Georgen gebaut wurde. Sie soll eine der ältesten Kirchenbauten der Gegend sein. Auf dem neben der Kapelle stehenden Hofgut wohnte seit alters her die Familie Kaltenbach. Schon im 15. Jahrhundert wird in einem Rechtsstreit der Name Kaltenbach erwähnt. Die "Kapelle-Bure" , wie sie im Volksmund hießen, waren echte Schwarzwälder Originale. Die Hausmusik wurde bei ihnen großgeschrieben. Sie waren noch einige der wenigen, die das Harfenspiel beherrschten. Die Harfe ist heute ein längst vergessenes Instrument im Schwarzwald. Die beiden Männer, der Martin und der Mathias (kurz "Thisle" genannt), spielten mit ihren Harfen an Hochzeiten, Kirchweih´ und anderen Festen zum Tanz auf. Der "Thisle" war ein stattlicher Mann mit weißem Vollbart. Er konnte singen, Harfe und Geige spielen und zog zusammen mit seinem Bruder Martin teils als Käsehändler, teils als Musikant durch das Tal. Selten gab es eine Hochzeit, bei der die beiden Musikanten fehlten. Allerdings kam bei ihrem Musizieren die "Burerei" zu kurz und der Hof geriet allmählich in Schulden. Um 1860 verkaufte man somit den Hof an den Staat. Der "Thisle" selbst zog mit dem Rest seines Vermögens nach Amerika. Als er mit seiner Familie hinab ins Rheintal fuhr, stand der "Thisle" auf dem Wagen und spielte auf seiner Harfe der Heimat ein letztes Lebewohl. Drüben in Amerika wurde er aus seinem Freiheitstraum böse aufgeweckt. Mit harter Arbeit musste er seinen kärglichen Lebensunterhalt verdienen und oft dachte er an seine Berge und Wälder daheim. Das Geschlecht der Kaltenbach ist mittlerweile verschwunden, aber der "Kapellen-Thisle" und seine Taten leben in der Erinnerung der Menschen weiter.
Hans-Jürgen Wehrle, 2.1.2007, Badische Zeitung

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