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Münsteraltar - Altarraum im Freiburger Münster
umgestalten?
 

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Umbau im Münster: Chorraum, Dreikönigsaltar, Annenaltar, Vierung, Zelebrationsaltar, ...

Blick nach Süden aus der Glöcknerstube des Münsterturms: Lorettoberg und Schönberg (rechts) am 29.10.2005
Auf dem Münsterturm - mehr


Annenaltar am Vierungspfeiler rechts - verhüllt am 29.5.2006
Der zugehängte Annenaltar - mehr
Unterm Annenaltar:  Blick nach Osten am 22.8.2006
Der fehlende Annenaltar - mehr
 

Die Kirchenbauten gehören nicht den Gemeinden alleine,
sondern sind Teil des kulturellen Gedächtnisses der Menschheit,
wie die in Freiburg mißachteten kirchlichen Dokumente immer wieder betonen.

Professor Dr. Andreas Odenthal, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Theologischen Fakultät Fulda - mehr

 

Bilder vom Altarumbau

Annenaltar Fehlender Annenaltar am 6.7.2006  
Annenaltar
  
Fehlender Annenaltar am 6.7.2006
 
 
Annenaltar hinter Gittern im Chorumgang am 13.7.2006 Annenaltar im Chorumgang am 13.7.2006  
Annenaltar hinter Gittern im Chorumgang am 13.7.2006 Annenaltar im Chorumgang am 13.7.2006
  
 


 
Dreikönigsaltar (innen Vierungspfeiler Nord) im März 2006
Fehlender Dreikönigsaltar am 6.7.2006
  Dreikönigsaltar (innen Vierungspfeiler Nord) im März 2006 Fehlender Dreikönigsaltar am 6.7.2006
  
Dreikönigsaltar hinter Gittern im Chorumgang am 13.7.2006 Dreikönigsaltar im Chorumgang am 13.7.2006
Dreikönigsaltar hinter Gittern im Chorumgang am 13.7.2006
  
Dreikönigsaltar im Chorumgang am 13.7.2006
Bauwand vor dem Altarraum im Münster am 6.7.2006 Baustelle Dreikönigsaltar am 13.7.2006 Baustelle Dreikönigsaltar  - Blick nach Süden am 13.7.2006
Bauwand vor dem Altarraum im Münster am 6.7.2006 Baustelle Dreikönigsaltar am 13.7.2006
 
Baustelle Dreikönigsaltar  - Blick nach Süden am 13.7.2006
Blick nach Westen vom Hochaltar ins Münster am 13.7.2006 Momentaufnahme am 22.8.2006: Das irritierte gemeine Kirchenvolk vor der Bauwand im Münster
Blick nach Westen vom Hochaltar ins Münster am 13.7.2006
 
Blick nach Osten über Provisorium und Altarumbau zum Hochaltar am 13.7.2006
 
Momentaufnahme am 22.8.2006: Das irritierte gemeine Kirchenvolk vor der Bauwand (Mauer) im Münster
Blick nach Norden am 25.7.2006 Freiburger Münster: Alte Treppe beim Annenaltar am 25.7.2006
Blick nach Norden am 25.7.2006
 
Freiburger Münster: Alte Treppe beim Annenaltar am 25.7.2006
 
Blick nach Süden am 25.7.2006
 
Blick nach Südosten über das Provisorium am 25.7.2006 Blick nach Norden am 27.7.2006 um 10 Uhr  - Treppe unter dem Annenaltar Blick nach Osten über das Provisorium zum Zelt und Hochaltar am 22.8.2006
Blick nach Südosten über das Provisorium am 25.7.2006
 
Blick nach Norden am 27.7.2006 um 10 Uhr  - Treppe unter dem Annenaltar
 
Blick nach Osten über das Provisorium zum Zelt und Hochaltar am 22.8.2006 - ein Bild des Jammers
Unterm Annenaltar: Treppe in der Chorschranke zur aufgeschütteten Vierung, 22.8.2006 Unterm Annenaltar:  Blick nach Osten am 22.8.2006
Unterm Annenaltar: "Treppe in der Chorschranke zur aufgeschütteten Vierung", 22.8.2006 Unterm Annenaltar: "Fußbodendes ersten Chores 12.Jhrd" (links). "Romanische Chorschranke nach 1200" (Mitte) Unterm Annenaltar:  Blick nach Osten am 22.8.2006
 
Blick nach Osten zu Dreikönigsaltar und Zelt am 22.8.2006
Blick nach Osten zum Dreikönigsaltar am 22.8.2006: "Treppe in der Chorschranke zur aufgeschütteten Vierung nach 1200" (links). "Romanische Chorschranke nach 1200" (Mitte). "Fußboden des ersten chores 12.Jhrd" (rechts oben). "Nördliche Aussenmauer des ersten Chores" (rechts unten)
 
Blick nach Osten zu Dreikönigsaltar und Zelt am 22.8.2006
 
 
 
 
 
 
 
Hinweis "Archäologische Ausgrabungen" an der Bauwand im Münster am 22.8.2006.
Text siehe unten
 
 
 

 

Blick nach Osten zu Dreikönigsaltar am 25.8.2006
Blick nach Osten zu Dreikönigsaltar am 25.8.2006 Blick nach Nordosten am 29.9.2006
 
Blick nach Süden am 29.9.2006
 
Chorraum des Freiburger Münsters im Weihnachtsschmuck am 31.12.2007
18.10.2006 im Münster
(vorne das Provisorium)
 
Blick nach Nordosten am 18.11.2006
 
 
Chorraum des Freiburger Münsters im Weihnachtsschmuck am 31.12.2007
   

Hinweis "Archäologische Ausgrabungen" an der Bauwand im Münster am 22.8.2006:
Der Altarbereich im Freiburger Münster wird umgestaltet.
Geplante Bodeneingriffe machen archäologische Ausgrabungen notwendig.
Im Bereich der um 1790 hier aufgestellten Altäre (Annen- und Batholomäus-/Dreikönigsaltar) fanden sich Spuren des romanischen Münsters:
- Chormauer und Chorboden des ersten Münsters (Bau I, 12.Jahrd).
- Chorschranken samt Treppen zum hochgelegenen Chor des spätrom. Münsters (Bau II, ab 1200)
- Spuren späterer Umbauten in Vierung und Querhaus (14. - 19. Jahrhundert).

 

Gegen den Willen der Herde

Während die Arbeiten zur Umgestaltung des Altarraums im Münster begonnen haben, wächst der Protest dagegen

Jetzt ist das Münster auch in seinem Inneren eine Baustelle. Der Annen- und der Dreikönigsaltar sind schon von ihren angestammten Plätzen verschwunden; die unter ihnen zum Vorschein gekommenen Altartische aus Stein werden seit gestern Nachmittag abgetragen; auch die alten Steinstufen unter dem bisherigen Provisorium sehen schon recht "angeknabbert" aus. Gleichzeitig wächst der Protest gegen diese Neugestaltung des Münster-Herzstücks in ungeahnte Dimensionen.

Seit mehr als zwanzig Jahren ist eine Umgestaltung des Raums um den Zelebrationsaltar (an dem die Messe gefeiert wird) im Gespräch. Jetzt hat der 450 000 Euro teuere Umbau begonnen, der am 10. Dezember mit der Weihe des neuen Altars beendet sein soll. Er wird nach dem Entwurf des Münstertäler Künstlers Franz Gutmann aus rotem Granit gestaltet, wie auch der neue Ambo (Lesepult) und der neue Bischofsstuhl (Cathedra) zwischen dem Zelebrations- und dem Hauptaltar Hans Baldung Griens, während die neue Stufenanlage aus rotem Sandstein entsteht. Ihr sollen, so die Pläne bisher, der Dreikönigs- und der Annenaltar aus den Jahren 1505 und 1748 weichen, was Gläubige heftig protestieren ließ.

Eine ganz neue Dimension hat dieser Protest erreicht, seit der emeritierte Professor Klaus Starke Kritikern vor eineinhalb Wochen mit einer Anzeige in der BZ ein Forum (E-mail: klaus.starke@gmx.de) geschaffen hat. Mehr als 800 Menschen — von der Bäuerin über Sänger des Domchors bis zu Mitgliedern des Münsterbauvereins — haben sich nach Starkes Angaben seitdem "mit bewegenden Schreiben" bei ihm gemeldet und unterstützen ihn im Bestreben, die Neugestaltung doch noch zu verhindern. Weil "die Neumöblierung ästhetisch wie theologisch stört bis zerstört" . Weil "die Entfernung der beiden Seitenaltäre die Freiburger hart trifft" . Weil "die Leute es als Hohn empfinden, dass 450 000 Euro für den Umbau ausgegeben werden, während gleichzeitig um Spenden für die Sanierung des Münsterturms gebeten wird". Er habe den Weg eines Aufrufs "An alle Freunde des Münsters" gewählt, weil all seine bisherigen Bemühungen, dieses Vorhaben zu stoppen, nichts gefruchtet hätten, erklärt Klaus Starke. Er ist überzeugt, dass rückgängig gemacht werden kann, "was noch reversibel ist" ; dass noch nicht Geschehenes verhindert werden kann. Und nicht zuletzt möchte er deutlich machen, "dass hier die Verantwortlichen gegen den Willen der Herde handeln" . Deshalb will er auch alle Schreiben, die ihn schon erreicht haben und noch erreichen werden, dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch zukommen lassen, sobald der Anfang August aus dem Urlaub zurückgekehrt ist.

Derweil sind unter der Vierung, wo Längs- und Querschiff sich treffen, die Handwerker am arbeiten. Denn, sagte gestern auf Anfrage der BZ Dompfarrer Erich Wittner: "Die neue Stufenanlage wird kommen." Allerdings versucht er die Wogen ein wenig zu glätten: "Erst wenn die Stufen da sind, wird geklärt, was mit den Bildtafeln der beiden Seitenaltäre wird." Bei deren Abbau waren zwei steinerne Altartische zum Vorschein gekommen, die Jahrhunderte älter sind als die bisher zu sehenden spätgotischen Holzverkleidungen aus der Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts. Angesichts der Entwicklung während der vergangenen Wochen vermutet Erich Wittner übrigens, dass die Bildtafeln des Annen- und des Dreikönigsaltars künftig doch wieder an ihren angestammten Plätzen zu sehen sein werden. "Dann wäre ich froh, andere wären es auch — und der Protest wird sich zu sechzig bis achtzig Prozent erledigt haben."

Gerhard M. Kirk am 13.7.2006 auf www.badische-zeitung.de


 

Keine halben Sachen: Reißt das Münster ganz ab! 

Endlich mal ein positiver Artikel über die Umgestaltung des Chores des Freiburger Münsters. Wer jetzt nicht erkennt, dass diese Lösung weder "aufdringlich noch aufgesetzt und angeklebt" ist, hat einfach keinen "Respekt" für das zu schaffende Neue. Es ist doch eine Zumutung, "nahezu zwei Jahrzehnte ein Provisorium" ansehen zu müssen. Wer behauptet, der provisorische Altar vereine romanische und gotische Elemente und hätte ohne weiteres in Stein umgesetzt werden können, verkennt die "Unaufdringlichkeit des neuen Edelsteins" . Endlich sind Liturgie und Architektur wieder "versöhnt". Und der Ambo ist als Lesepult wieder nach vorn geschoben "nah heran an die Ohren" . Nur wenige Altvordere wissen noch, dass zur Auslegung des Gotteswortes früher die Kanzel benutzt wurde, die noch wesentlich näher an den Ohren der Gläubigen war. Der erkennbaren "Großzügigkeit" dieser Lösung sind die beiden Seitenaltäre nun wirklich im Wege. Mag sein, dass es "rudimentäre" mittelalterliche Kleinodien sind, dem wirklichen Beter verstellen sie den Blick auf das Geschehen am Altar. Und wer je einen Sessel bewegen musste, weiß, wie unangenehm dies "Hin- und Hertragen" ist. Jetzt endlich hat der Bischof den ihm zustehenden Platz und kann das bisherige "Rudiment" vernichten. Warum erkennen die Gegner dieser Lösung nicht, dass hier mit unerhörter Kühnheit Gedanken des Barock aufgegriffen werden und die Figur des Fürstbischofs wieder entsteht?
Wie sagte Volker Bauermeister völlig richtig (nur wieder in sehr schlechtem Deutsch): "Dem Denkmal, das das Münster ist, tut es etwas hinzu, ohne ihm Gewalt zu tun." Doch bitte, bleiben Sie jetzt nicht auf halbem Wege stehen: Reißen Sie das Münster ganz ab. Die mittelalterliche Formensprache versteht der so moderne Mensch doch nicht mehr. Und wenn Sie die Steine und Formen einzeln verkaufen statt wegzuwerfen, könnte damit vielleicht sogar der Freiburger Haushalt saniert werden.

BZ-Leserbrief von Günter Schmoll, Freiburg vom 8.7.2006

Bedenken werden nur als störend empfunden 

Sachliche und ästhetische Bedenken gegen Ein- und Umbauten im Münster werden als störend und unbeachtlich empfunden. Vorschläge, wie die notwendig gewordene Beseitigung des Provisoriums der Stufen um den Zelebrationsaltar — in dem Baukonzept des Münsters angemessener Form — unter weitgehender Berücksichtigung der Erfordernisse der Liturgiereform sowie kostengünstiger erfolgen könnte, machen keinen Eindruck und werden beiseite geschoben. Die Entscheidungen waren getroffen, bevor ein weiteres Publikum unterrichtet wurde.
Einen — gewiss nicht zentralen — aber dem Reformstreben auch nicht entgegenstehenden Punkt möchte ich aufgreifen: Die Versetzung des Ambos näher zum Kirchenschiff hin ändert nur wenig daran, dass ein großer Teil der Gläubigen bei der Predigt nur eine durch Lautsprecher verfremdete Stimme hört, ohne den Prediger zu sehen. Es darf daran erinnert werden, dass der Prediger, der die Kanzel besteigt (was durch die Konstitution nicht verboten oder missbilligt wird), der "Bestimmung der Mitte" nicht widerspricht, sondern im Gegenteil dafür sorgt, dass der "Herr (beziehungsweise sein Verkünder) inmitten der Seinen" steht.
Voll Enttäuschung und Trauer sieht man dem entgegen, "was der Kirche zugute kommen" soll. Bleibt zu hoffen, dass eine künftige Generation mit gleicher zügiger Entschlossenheit die Maßnahmen ergreift, die unserem Münster das zurückgeben, was ihm jetzt genommen wird.

BZ-Leserbrief vom 8.7.2006 von Franz Freiherr von Mentzingen, March-Hugstetten


 

Das Modell täuscht Leichtigkeit vor wo keine ist 

Seit Wochen gibt es ein Hin und Her wegen der Neugestaltung des Altarraumes im Freiburger Münster. Es ist zu vermuten, dass die Kirchenoberen durch die teils harsche Kritik der Gegner von Franz Gutmanns Vorschlägen überrascht wurden. Und nun bleibt den Verantwortlichen nichts anderes übrig als zu versuchen, die erregten Gemüter zu beruhigen und durch die Presse über die Neuerungen zu informieren und für sie zu werben.
Die beste Information erfolgte in der BZ durch Volker Bauermeister. Unter anderem schreibt er: "Das neue Stück Kirchenboden ist aus dem Baustoff des Münsters, aus rotem Sandstein. Das Inventar aus schwedischem Granit, einem rötlichen, lebhaft dunkel gefleckten Stein." Das dem Artikel beigefügte Foto vom Modell der Neugestaltung lässt die genannten Farben nicht erkennen; Ambo, Altar und Stufenanlage erscheinen insgesamt als helle, weiße Einheit. Da stellt sich die Frage, wieso das Modell nicht so präpariert wurde, dass die zukünftige Farbigkeit in Erscheinung tritt? Ein möglicher Grund könnte der sein, dass die roten Farbtöne die schwere und massive Erscheinung von Altar und Ambo verstärken, während die im Modell vorhandene Farbigkeit mehr Leichtigkeit vermittelt. Wie dem auch sei, Unklarheiten sind für die Akzeptanz der Neugestaltung nicht förderlich und sollten vermieden werden. Der Kirche käme es zugute.

BZ-Leserbrief vom 8.7.2006 von Kuno Grathwohl, Freiburg

 

Widerspruch: Münsterturm benötigt Kapital, das beim Münsteraltar vergeudet wird

Es ist für mich unverständlich, daß sehr viel Geld für einen nicht zwingend erforderlichen Altarumbau ausgegeben wird und gleichzeitig für die notwendige Renovierung des Münsterturmes ein Spendenaufruf
erfolgt.

Ich war 18 Jahre lang in verschiedenen kirchlichen Gremien ehrenamtlich tätig und muß immer wieder feststellen, daß Entscheidungen, die in der Amtskirche getroffen werden, oft nicht viel besser sind als die in der Politik. 
Herbert Eckerle, 7.7.2006, herberteckerle@web.de


 

"An alle Freunde des Münsters" - Aufruf

An alle Freunde des Münsters

Das Innere der Ostteile des Münsters soll umgestaltet werden. Es sollen insbesondere 

  • ein neuer Altar, roter Granit, im Umriß würfelförmig, Kantenlänge 144 cm, mit einem in den Boden versenkten Sockel, sowie

  • aus demselben Material ein neuer Ambo und ein neuer Bischofsstuhl, dieser in der Mitte statt wie bisher auf der Evangelienseite, aufgestellt werden,

  • der Annenaltar vom südöstlichen und der Dreikönigsaltar vom nordöstlichen Vierungspfeiler in den Chorumgang verbracht werden.

Dieser Plan – Kosten 450.000 € - hat fast alle am Münster Interessierten bestürzt. In der Badischen Zeitung sind mindestens 14 Leserbriefe dazu veröffentlicht worden, alle contra. Auf einer öffentlichen Veranstaltung Ende Januar gab es fast ausschließlich Widerspruch.

Ich bin ein Freund des Münsters, und ich weiß mich mit vielen einig in der Meinung, daß

  • für die vorgesehenen Änderungen keinerlei liturgische Notwendigkeit besteht,

  • die Neumöblierung ästhetisch wie theologisch stört bis zerstört,

  • die Entfernung der beiden mittelalterlichen Altäre ein geradezu unglaublicher Akt ist,

  • die Ostteile des Münsters in der Gestalt, die sie seit etwa 180 Jahren erhalten haben, als Kunstwerk wie Gottesdienstgefäß geradezu vollkommen und unbedingt zu erhalten sind.

Darum bitte ich die Verantwortlichen – sicher gibt Herr Erzbischof Dr. Robert Zollitsch letztlich den Ausschlag -, auf die Ausführung zu verzichten. Bitte bedenken Sie, mit der Ausführung:

  • verschandeln Sie für nicht wenige Menschen den Mittelpunkt ihrer religiösen Praxis;

  • desavouieren Sie das „Volk Gottes“ in einer Angelegenheit, in der es fürwahr mitsprechen kann;

  • entfremden Sie Menschen der Kirche; ja:

  • geben Sie Ärgernis.

Ein Ärgernis mit Folgen: die Mißachtung, die Sie Ihren Mitbürgern und den Mitgliedern Ihrer Kirche entgegenbringen, wird als Aversion gegen Ihre Ämter oder Ihr Amt zurückgespiegelt werden.

Die Gegner des Projekts haben kein Forum. Darum rege ich an, daß Personen, die meine Meinung teilen und sich meiner Bitte anschließen, dies mit untenstehender Erklärung oder auf andere Weise an meine Adresse signalisieren:
Professor Dr. med. Klaus Starke
Sonnhalde 10
79104 Freiburg im Breisgau
klaus.starke at gmx.de

Erklärung
Ich schließe mich Ihrer Meinung und Bitte an.
Name                                Anschrift
.......................       .........................................

Anzeige von Prof. Dr. med. Klaus Starke in der Badischen Zeitung vom 1.7.2006

Dokumentation zum Aufruf "An alle Freunde des Münsters" >Muenster-Starke (17.10.2006)

 

 

Der Papst würde den Umbau des Altarraums ablehnen

Es ist gut möglich, daß der Papst den Umbau des Altarraums im Freiburger Münster ablehnen würde, früge man ihn. Denn mit der Errichtung eines festmontierten Thrones für den Erzbischof hinter dem Volksaltar ist ein für alle Mal die Möglichkeit genommen, daß vielleicht doch noch einmal eine Messe am Hochalter zelebriert werden könnte.
Noch in den 80er Jahren war es an Ostern, Pfingsten und Mariä Himmelfahrt so, daß der Volksaltar beiseite geräumt wurde, und der Bischof am Hochalter zelebrierte. Ich sang seinerzeit im Münsterchor
mit, und war von der feierlichen Liturgie sehr beeindruckt.
Auch Papst Benedikt XVI. hat mehrfach geäußert, daß er Messen mit der Zelebrationsrichtung zu Gott hin für äußerst sinnvoll hält. Ist es denn nicht sinnvoll, sich die Option für eine Zelebration an dem Altar offen zu lassen, den die Kirchenbaumeister einmal vorgesehen hatten? Der Hochaltar ist mehr als nur ein Schmuckstück - der neue Altar nicht einmal das.

Klaus Wilken, Freiburg-Wiehre, 26.6.2006, klaus-wilken at gmx.de

 

Ein blutroter Metzgertisch

Der neue Altar im Freiburger Münster füge sich harmonisch in den historischen Kirchenraum, ließ die Münsterumbaulobby verkünden. In Wahrheit ist dieser neue Münsteraltar auf der protzigen Freitreppe im Querschiff des Münstersein aus Granit gesägter, blutroter Metzgertisch vom Schlachthof. Vor ihm sollen die beiden frommen Seitenaltärchen wir überflüssiger Pflunder verschwinden. Ganz besonders harmonisch passt diese blutrote Fleischerbank zu den unblutigen Opfern der heiligen Messe, die hier zelebriert werden soll. Aber dass dieser rote Altartisch mit dem unsichtbaren Bodensockel einen freimaurerischen Kubus mit 144 cm Kantenlänge darstellt, das ist wohl der Gipfel okkulter Harmonie mit einem christlichen Gotteshaus.
BZ-Leserbrief von Josef Schäfer vom 20.6.2006


 

Dem Münster wird weh getan

Wie man es auch nimmt, unserem Münster wird weg getan. Bei einem Umbau wird immer etwas zerstört, da kann man so viel zudecken und abdecken. das sind Überlegungen einer alten Architektenfrau, die weiß, wie's am Bau zugeht. Und dann will man die wunderschönen und alten Schnitzaltäre entfernen, warum? Will man denn nur kalte Sachlichkeit für so etwas Geheimnisvoles und Wunderbares wie die Eucharistiefeier gelten lassen? Sin wir modernen Menschen so arm, dass wir uns vor dem Gefühl der Ehrfurcht für das "Kunstwerk Münster" fürchten anstatt es auf uns wirken zu lassen, ohne "modernes Mobiliar"? Statt eines Thrones für den Bischof wäre in der Mittelachse hinter dem Altar ein Kreuz sinnvoll. Übrigens, wo ist der schöne Kreuzaltar von Meister Möhler geblieben? I der Sakramentskapelle ist nur der Tabernakel und den kann man auch nicht mehr von allen Seiten sehen. So geht ein um das andere Kunstwerk verloren.

BZ-Leserbrief vom 14.6.2006 von Elisabeth Schwarz, Freiburg

 

Das Münster ist für die alte Liturgie gebaut

Das Münster ist für die alte, bis nach dem zweiten Vaticanum gültige Liturgie gebaut, bei welcher am Altar "versus Deum" (Gott zugewandt) das Messopfer dargebracht und auf der - akustisch hervorragend platzierten - Kanzel gepredigt wurde. Heute geschieht letzteres von einem "Ambo" aus und in der Mitte soll, statt des Hochaltars, der Bischof "versus populum" (dem Volke zugewandt) thronen, ein stilfremder Zelebrationstisch in der Vierung stehen. Wäre es nicht konsequent, wenn der Erzbischof von Freiburg eine neue konzilsgerechte Versammlungshalle in den Garten seines Priesterseminars stellen würde, nachdem er mit seiner gotischen Kathedrale nichts mehr anzufangen weiß?

BZ-Leserbrief vom 14.6.2006 von Wilfried Hannich, Freiburg


 

Das Mittelalter scheint noch nicht vorbei

Das Mittelalter scheint bei manchen Institutionen noch nicht vorbei zu sein. Mittelalterliche Prachtentfaltung und Verschwendung auf Kosten des Volkes sind, wie man sieht, noch immer "Gang und Gäbe". Die Zeichen, die die Reformation setzte, sind offensichtlich nicht angekommen oder angenommen worden. Allerdings auf eines haben die Kirchenoberen doch keinen Einfluß mehr: das "thumbe Volk" aus Luthers Zeiten ist mündig geworden. Der Gläubige läßt sich doch nicht weismachen, eines Versetzung des Altars um drei Meter Richtung Längsschiff sei für die liturgische Qualität des Gottesdienstes von entscheidender Bedeutung. Welch lächerlicher Versuch, Verschwendung, Prunk und Machtdemonstration einer schrumpfenden Institution ein scheinheiliges Mäntelchen umzuhängen. Wird denn vor Ort nicht erkannt, welche Eigentore hier geschossen werden?

BZ-Leserbrief vom 7.6.2006 von Georgine Engler, Freiburg

 

Ein unnötiges und ärgerliches Projekt

Wozu zahlen wir unsere Kirchensteuer? Sicher nicht für ein so unnötiges und in vieler Hinsicht ärgerliches Projekt wie das der Gestaltung des Altarraums des Münsters. In Zieten knapper Kassen sollte auch die Kirche haushalten und ihre (unsere) Euros für das wirklich Nötige verwenden. Die genannten 450000 Euro wären sinnvoller in der echten Sanierung der ursprünglichen Schönheit eines einmaligen Kunstwerks angelegt. Welcher geistige Gedanke steckt eigentlich hinter dem schwerfälligen, granitenen Ambo und Altartisch oder gar der unsäglichen Kathedra als Thronsessel inmitten des Altarraums, einem Relikt aus eher unchristlichen Zeiten? Was hat es zu bedeuten, wenn der Bischof nicht als bescheidener Hirte seiner Herde seinen Platz wie bisher einnimmt, sondern sich selbstherrlich thronend zwischen Gotte und die Gläubigen drängt? In einer Zeit, die nach Stärkung der Glaubensgemeinschaft und größerer Solidarität ruft, sind Anmaßung und Verletzung der Gemeinschaftsgefühle sowie Verschwendung der anvertrauten Gelder das falsche Signal und in weiser Voraussicht tunlichst zu vermeiden. wie lauten doch die Worte der Bibel: "Vor Gott sind alle Menschen gleich" oder "Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden."

BZ-Leserbrief vom 7.6.2006 von Gertraud Hammer, Freiburg

 

Noch sind die Standpunkte unsicher

Am 3. Juli, einen Tag nach dem Diözesantag, soll´ s losgehen mit der Neugestaltung des Altarraums im Münster. Das steht jetzt fest. Nicht fest steht dagegen, wie das Ganze am 10. Dezember aussehen wird, wenn der neue Altar geweiht werden wird - ob dann die neue Stufenanlage dem Dreikönigs- und dem Annenaltar ihre Standpunkte entzieht oder wenigstens die beiden Altartafeln an den Vierungspfeilern erhalten bleiben.

Skizze des Altarraums im Freiburger Münster mit der Alternative "Dreikönigsaltar und Annenaltar (links) an den Vierungspfeilern"

Zelebrationsaltar in der Mitte,
Lesepult (Ambo) links vorne,
Bischofssitz (Kathedra) rechts zwischen Zelebrationsaltar und Hochaltar.

 

“Die Stufenanlage kommt auf jeden Fall” , sagt Dompfarrer Erich Wittner. Ob ihr, die ein 18 Jahre altes Provisorium aus Holz mit Stufen aus rotem Sandstein ersetzen soll, die im Kirchenvolk beliebten Altäre links und rechts vom neuen Altar aus rötlich-braunem Granit weichen müssen, scheint indes noch nicht entschieden. Den Dreikönigsaltar schuf 1505 Hans Wydyz, den Annenaltar stiftete 1748 die St. Anna-Bruderschaft der Wundärzte und Bader. Dass beide Altäre möglicherweise ihre gewohnten Plätze an den Vierungspfeilern (wo sich Quer- und Langhaus begegnen) verlassen müssen, hat während der vergangenen Monate die Kirchenvolksseele kräftig in Wallung gebracht. Und sie ließ sich auch von Paul Wehrle, dem Dompropst und Weihbischof, kaum beruhigen, der immer wieder deutlich macht: Der Kirchenraum dient der Liturgie (der religiösen Ausdrucksform), und die Ausgestaltung hat deren Bedürfnissen zu folgen. Ob dem nun die Altäre im Weg stehen werden, soll sich zeigen, sobald die Stufenanlage fertig gestellt sein wird. Dann nämlich will das erzbischöfliche Bauamt mit Modellen in Originalgröße ausprobieren, “ob eine würdige und verträgliche Unterbringung der beiden Altaraufbauten möglich ist” . So steht es in einer Information zur Altarraumgestaltung. Zu ihr - für die künstlerische Gestaltung zeichnet der Münstertäler Bildhauer und Professor Franz Gutmann verantwortlich - gehören neben den Stufen und dem Zelebrationsaltar (an dem die Messe gefeiert wird) auch ein Ambo (Lesepult) und die Kathedra, beides ebenfalls aus Granit.

Gerade an diesem Bischofssitz, der zwischen dem neuen Altar und dem Hochaltar von Hans Baldung Grien stehen soll, haben sich Kritiker während der vergangenen Monate festgebissen: unangemessen herrschaftlich in der heutigen Zeit, so der oft geäußerte Vorwurf. Und der scheint am Erzbischof nicht ganz spurlos abgeprallt zu sein. Zwar will er offenbar nicht vom Standpunkt seines Stuhls aus mit Eichenholz belegtem Granit abrücken. Doch wird nach gegenwärtigem Stand der Dinge die Rückenlehne der Kathedra nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen spitz nach oben streben, sondern gerade “abgeschnitten” . Denn auf keinen Fall soll der Sitz des Erzbischofs den Blick auf den Hochaltar verstellen. Diese Kathedra ist sozusagen eine Art Fremdkörper in der Pfarrkirche, als die das Münster ja einst gebaut wurde. Denn erst 1827 wurde Freiburg zum Sitz eines Erzbischofs, dessen Stuhl das Münster seither zu einer Kathedrale macht. An die werden nun einmal andere Ansprüche gestellt als an eine Pfarrkirche. Deshalb soll das Münster jetzt, fast 180 Jahre später, gleichsam bischofstauglich gemacht werden. Und weil das mit Abschied von Gewohntem und Liebgewordenem einhergeht, ist die Aufregung groß. Zur Beruhigung trägt womöglich ein wenig bei, dass mittlerweile klar ist: Der Josephs- und der Marienaltar werden im Langhaus stehen bleiben, wo sie sind. Dagegen präsentieren sich der Dreikönigs- und der Annenaltar gerade verhängt, um abgebaut zu werden.
Kein Schleier liegt allerdings über den Kosten für die Neugestaltung des Altarraums im Münster: 450000 Euro sind dafür vorgesehen.

Gesamten Beitrag von Gerhard M. Kirk vom 29.5.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

Altarumbau über Missale Romanum nicht ableitbar

Ich wende mich gegen die geplante Umgestaltung des Altar- und Chorraums im Freiburger Münster, wie sie am Montagabend, 30.1.2006, im Collegium Borromaeum vorgestellt wurde. Die geplante Umgestaltung stellt einen erheblichen Eingriff in die historische Ausstattung des Münsters dar. Eine Notwendigkeit des Umbaus ist aus den Rubriken des Missale Romanum auch nicht ableitbar.
Alexander Korte aus Buchum. alexander.korte at arcor.de, 24.5.2006

Ich wende mich gegen die geplante Umgestaltung des Altar- und Chorraums im Freiburger Münster, wie sie am Montagabend, 30.1.2006, im Collegium Borromaeum vorgestellt wurde. Mein zusätzlicher Kommentar: Ihre Zerstörungswut, welche in heuchlerisch-euphemistischer Weise als "Umgestaltung" deklariert wird, ist schlichtweg satanisch. Ihr Anführer ist schon gerichtet. Sie haben gegen Christus keine Chance. Daher wird Ihre Blasphemie, welche sie als angebliche Theologie verkaufen, scheitern.
Eugen Duvnjak, eugen.duvnjak at t-online.de am 24.5.2006

Ich wende mich gegen die geplante Umgestaltung des Altar- und Chorraums im Freiburger Münster, wie sie am Montagabend, 30.1.2006, im Collegium Borromaeum vorgestellt wurde. Ein typischer Freimaurer-Kubus gemäss Ernst Jünger: "Auf den leeren Altären wohnen die Dämonen".
Schillerwein Hermann F., hfschillerwein at compuserve.de, 24.5.2006

Ich wende mich gegen die geplante Umgestaltung des Altar- und Chorraums im Freiburger Münster, wie sie am Montagabend, 30.1.2006, im Collegium Borromaeum vorgestellt wurde. Haben Sie bei ständig knapper werdenden Finanzen der Kirche nichts wichtigeres zu tun? Wie viele Menschen in den Entwicklungsländern könnte mit einer solchen Summe geholfen werde ?!
Jörg Guttenberger, guttenbergerKoeln at t-online.de , 25.5.2006


 

Jeder Haushalt muss Prioritäten setzen

Der Münsterturm muß saniert werden. Selbstverständlich muss alles getan werden, um dieses Wahrzeichen weiterhin zu erhalten. In diesem Zusammenhang wäre es jedoch angebracht, die Notwendigkeit des Umbaus des Altarraums im Münster erneut in Frage zu stellen. Jeder (vernünftige) Haushalt muß irgendwo Prioritäten setzem. Was liegt mir näher, Jacke oder Hose? Oder wünscht man sich zum "schönsten Turm der Christenheit - auch noch den schönsten Altarraum"?
Heinz Ehret, Freiburg, 12.3.2006

 

 

Die Altarraumgestaltung im Freiburger Münster

Bauliche Umgestaltungen in Kirchen führen oft zu Diskussionen. Wie sollten sie ausgerechnet bei einem so herausragenden Gotteshaus wie dem Freiburger Münster ausbleiben? Die Bistumsleitung stellt sich dem Dialog mit den Kritikern.

Es ist ein Vorhaben von geschichtlicher Dimension: der Altarraum des Freiburger Münsters wird neu gestaltet. Ein würdiges, dauerhaftes Ensemble soll an die Stelle des Provisoriums treten, mit dem die Gläubigen seit fast zwei Jahrzehnten leben müssen; es wurde einst aus Holz und PVC gezimmert, um die Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils und der von ihm angestoßenen Liturgiereform aufzugreifen.

Kein Denkmal, sondern zuerst Ort für den Gottesdienst
Eine solche Umgestaltung stellt in allen historischen Kirchen eine Herausforderung dar. Es gilt einerseits und in erster Linie, die Entwicklungen der Theologie und des Gottesdienstverständnisses umzusetzen. Denn schließlich geht es um einen Ort, an dem eine Gemeinde Liturgie feiert – nicht um ein Denkmal. Auf der anderen Seite sollen Eingriffe doch möglichst zurückhaltend geschehen, um den gewachsenen Kirchenraum weitgehend zu erhalten.
Gerade bei einem – auch in kunsthistorischer Hinsicht – so herausragenden Gotteshaus wie dem Münster „Unserer Lieben Frau“ geht man Veränderungen daher behutsam an. Entsprechend lange haben die Verantwortlichen nach einer stimmigen Lösung gesucht; die Freiburger Kathedrale ist eine der letzten großen Kirchen, deren Innenraum noch auf seine neue Form nach dem Konzil wartet. Pläne wurden gemacht – und verworfen; man stellte Modelle auf – und räumte sie wieder ab.
Doch jetzt ist das gute Ende greifbar. Im vergangenen Dezember erläuterten Dompropst Weihbischof Paul Wehrle und Anton Bauhofer, der Leiter des Erzbischöflichen Bauamts Freiburg, die Pläne. Demnach wird die provisorische Altarinsel durch eine Stufenanlage aus rotem Sandstein ersetzt. Der Münstertäler Künstler Franz Gutmann wird Altar, Ambo und Kathedra (Sitz des Erzbischofs) im Wesentlichen aus rötlichem Granit schaffen. Die Arbeiten sollen hauptsächlich im zweiten Halbjahr stattfinden (Konradsblatt 51/2005). Allerdings hat das Vorhaben auch Kritiker auf den Plan gerufen. Sie wehren sich vor allem dagegen, dass im Zuge der Altarraumgestaltung der „Dreikönigs“- und „Annenaltar“ versetzt werden sollen. Aufgrund der bisherigen Vorgaben der Denkmalbehörden hatten die Verantwortlichen erwogen, diese beiden Seitenaltäre künftig im Chorumgang aufzustellen. Auch am Aussehen und der zentralen Position der Kathedra nahmen manche Anstoß.

Die Kritik macht auch das Interesse deutlich
Die Einwände wurden oft emotional und teils sehr unsachlich vorgetragen. Bei einer Informationsveranstaltung Ende Januar (Konradsblatt 7/2006) bezeichnete ein Teilnehmer den geplanten Altar sogar als „dunklen Würfel“, der „an das Heiligtum des Islam“ erinnere. Andere sahen Bezüge zum Freimaurertum gegeben. Die Bistumsleitung ist um Ausgleich bemüht. Schließlich zeige die Kritik auch ein großes Interesse am Münster. Wie Dompropst Paul Wehrle erklärt, sucht man nach vertretbaren Kompromissen. Das Grundanliegen der Altarraumgestaltung müsse freilich weiterhin deutlich werden.
Nach neuen Gesprächen mit den Denkmalbehörden ist nun vorgesehen, zunächst die Stufenanlage wie geplant zu bauen. Denn keine der vorgeschlagenen Varianten für die Seitenaltäre wird dadurch ausgeschlossen. Alle diskutierten Lösungen sollen mit Modellen in Originalgröße „ausprobiert“ – und dann entschieden werden. Auch Franz Gutmann habe sich auf Veränderungen bei der Kathedra eingelassen. Sie werde nun, durch Holzelemente ergänzt, wärmer wirken und harmonischer in das gesamte Ensemble der Sedilien und der Chorstühle eingebunden, heißt es. „Die Stimmen jener, die das Münster schätzen und lieben, werden nicht leichtfertig übergangen“, versichert Weihbischof Paul Wehrle. Dennoch ist er zuversichtlich, den 10. Dezember als Datum für die Altarweihe zu erreichen.

Kompletten Artikel von Stephan Langer im Konradsblatts Nr. 9 vom 26.02.2006 bitte lesen auf
www.konradsblatt.badeniaonline.de

 

 

Das schöne Münster als leere Kirche für Wellnessgiganten

Nun ist e also stadtweit bekannt. Die Desinformationsveranstaltung vom 30. Januar im Collegium Borromaeum zeigte es dem verschlafenen Kirchenvolk: das berühmte Freiburger Münster wird umgebaut zur romanischen Kulisse für die neue Loge zum Turm.
Der Erzbischof trohnt künftig als Meister vom Stuhl hinter einem Kubus, der zu einem Drittel im Steinboden verankert wird und richtet sein Wort an die allerliebsten Schwestern und Brüder, über den Umbruch und Aufbruch ins gelobte Land der Gefalliläer.
Der Auftrag zum Aufbau ist bereits erteilt an den Meister der Pissbrünnlein hinter dem Kaufhaus Hertie, die Sektflaschen für die große Einweihung am 10. Dezember sind vorbestellt und pünktlich am 1. Juli, wenn die Touristen anrollen, dröhnen die Presslufthämmer in den hallenden Gewölben, dass die Fialen erzittern. Alle Diskussionen, Meinungen und bunten Gesichtspunkte sind jetzt nur noch ein wohltemperierter Zeitvertreib für allzu fromme Nostralgiker. Und bald wird auch das schöne Münster als leere Kirche für Wellnessgiganten angeboten, weil die Unterhaltung zu teuer käme  -  Wauwau und helau.
BZ-Leserbrief von Josef Schäfer, Bildhauer, Freiburg, 16.2.2006


Auf den leeren Altären wohnen die Dämonen

Ihr Bericht erinnert mich an die Aussage von Ernst Jünger, dem späten Konvertiten: "Auf den leeren Altären wohnen die Dämonen". Ich sah am Wochenende den "Altar" in der Bischofskirche St.Martin, Rottenburg, wo weder ein Kreuz noch ein Tabernakel noch eine Kerze war; nichts als gähnende Leere. So wird es in Freiburg sein, wenn nicht alles täuscht.
BZ-Leserbrief vom 16.2.2006 von Hermann F. Schillerwein, Bad Säckingen


Austritte aus der Kirche als Folge

Weiterbau oder weiterer Abbau im Münster! Seit der Liturgiereform vor 40 Jahren beschäftigt sich der kontinuierliche katastrophale Rückgang der Kirchenbesucher in unserem Lande, welche im Schluss, nach Jahren, mit einem Kirchenaustritt endet. Wieviele Austritte der geplante Umbau zur Folge hat? Der schönste, älteste und wertvollste Seitenaltar, der Dreikönigsaltar und auch ein zweiter, der St.Anna-Altar, sie müssen weichen und werden in eine Ecke des Chormumgangs gestellt.
Dieser Umbau kostet bis jetzt 459.000 Euro. Wie soll den Gläubigen die immer notwendigere Spendenbereitschaft klargemacht werden, es gibt ja viele Anliegen, welche zuerst finanziell gelöst werden müssen. Darüber hinaus gibt es auch Armut in Stadt und Land, junge Leute zum Beispiel betteln vor dem Münster. Jedermann, den ich angesprochen habe, lehnt dieses Vorhaben ab.
Das Ordinariat bzw. die Bistumsleitung machen sich damit sehr unglaubwürdig. Das erste Provisorium wurde vor etwa 18 Jahren beendet durch Münsterbaumeister Triller mit einem neuen, gelungenen, schlichten Zelebrationsaltar auf neuen Stufen mit Kommunionsbank, Ambo und Kreuz, ohne dass in die Baustubstanz des Münsters eingegriffen wurde.
Das Münster ist in Stein gehauene Verkündigung, diese Maßnahme geht aber in die andere Richtung. Viele Münstergottesdienst-Besucher, meine ich, werden ihren Unmut auch mit Wegbleiben quittieren, darüber hinaus werden die Gottesdienste dadurch nicht feierlicher, wozu und warum also.
BZ-Leserbrief von Maximilian Laule, Kirchzarten, vom 7.2.2006 (Korrektur 16.2.2006).

Wo bleibt in Freiburg die dringend notwendige "Lichterkette" des Protests rund ums Münster?
Dieser erlauchte Personenkreis samt ihrer Sympathisanten hat – wie mittlerweile fast jeder weiß – inzwischen jeden Bezug zu der im Grunde guten christlichen Lehre verloren. Wütend macht bei diesem Paradebeispiel besonders die völlig bedenkenlos zur Schau gestellte "gelebte" christliche Ignoranz gegenüber all denen, die mit echten Problemen zu kämpfen haben. Von all den Schäfchen ist kaum jemand bereit, diese weltfremden klerikalen Schaumschläger in ihrer Maßlosigkeit zu zügeln.
Therapievorschlag: 40 Tage bei Wasser, Brot und intensiver Tierpflege (Mundenhof?) wäre ein denkbarer Auftakt zu mindestens einem sozialen Pflichtjahr beim Dienst am Menschen. Das ließe vielleicht auf Besserung dieser unchristlichen Verhaltensweise hoffen.
BZ-Leserbrief von Manfred Kranz, March, vom 7.2.2006

 

Hitziger Zwist um “verrückte” Altäre: Neugestaltung des Altarraums im Münster

Knapp zwei Monate nach der offiziellen Bekanntgabe, wie der Altarraum im Münster künftig aussehen soll, bewegte eine erste öffentliche Informationsveranstaltung etwa 230 Menschen am Montagabend ins Collegium Borromaeum. Und schon bevor die erste von vielen Kritiken sich äußerte, schwante Anton Bauhofer: “Das wird ein spannender Abend.” Der Leiter des Erzbischöflichen Bauamts sollte Recht behalten.

Die Vorgabe ist eindeutig, macht Dompropst und Weihbischof Paul Wehrle zu Beginn deutlich: “Der Kirchenraum dient zuerst der Liturgie und folgt in seiner Ausgestaltung deren Bedürfnissen.” Dementsprechend hat Franz Gutmann eine großzügige Stufenanlage rund um den Zelebrationsaltar (an dem die Messe gefeiert wird) entworfen, die fortan böse Stürze vermeiden soll; ebenso kommen aus der Werkstatt des Münstertäler Bildhauers die Entwürfe für Altar, Ambo (Lesepult) und Cathedra (Bischofsstuhl) aus rotbraunem Granit sowie für das Chorgestühl, das künftig aus eichenhölzernen Einzelstühlen bestehen soll. “Eine sehr ruhige Anlage” , wertet Anton Bauhofer, “schlicht und trotzdem kraftvoll.”

Das sehen andere an diesem Abend anders. Den einen erinnert der Altar an die Kaaba, das islamische Heiligtum in Mekka. Ein anderer sieht den Ambo als geradezu gefährlich an. Gleich mehrere kritisieren die Cathedra als zu herrschaftlich. Eine Münster-Besucherin klagt: “Ich finde die ganze Sache furchtbar.” Die 450 000 Euro, die die Neugestaltung kosten soll, wären besser in der so genannten Dritten Welt angelegt, meint einer. Und ein Toxikologe erntet viel Beifall mit seinem Vorwurf: “Für das Volk Gottes ist überflüssig, was Sie da planen.” 
Am meisten aber bewegt das Gemüt und die Gemüter, dass der Annen- und der Dreikönigsaltar wegen der neuen Stufenanlage von den östlichen Vierungspfeilern in den Chorumgang wandern sollen. Zwar kann Franz Gutmann ein wenig damit überzeugen: “Das Wichtigste am Münster ist der Altar, der muss ein Edelstein sein.” Zwar gelingt es einem Kunsthistoriker ein wenig, diesen Altar als “ein Stück Zeitgenossenschaft” näher zu bringen. Zwar macht Paul Wehrle ein wenig verständlich, dass es richtig ist, den Altar als “Zeichen für die Mahlgemeinschaft” näher an das Kirchenvolk zu rücken. Doch diesem lässt die Sache mit den beiden Seitenaltären keine Ruhe, und es gibt deshalb auch keine Ruhe.

Bis Dompfarrer Erich Wittner mit Blick auf die aktuelle Situation daran erinnert: “Wir brauchen endlich mal eine Lösung, die kein Provisorium aus Holz ist.” Und was die Beteiligung angeht, da hat der Pfarrgemeinderat der Münsterpfarrei dem Gutmann-Entwurf einstimmig zugestimmt. Wenn auch mit Bedenken wegen der beiden Seitenaltäre. Weshalb nun der Dompfarrer an diesem Abend wie aus heiterem Himmel vorschlägt: Die Altartafeln von Dreikönigs- und Annenaltar an den Vierungspfeilern erhalten, die Altartische in den Chorumgang versetzen und noch einmal mit dem Denkmalamt verhandeln, ob die beiden Altäre nicht doch noch an die Stelle des Josephs- und des Sakramentsaltars zu verschieben seien. Da ist ihm der Beifall gewiss. Und das ist dann auch die Botschaft dieses Abends, wie sie Erich Wittner ausdrückt: “Wir sind noch nicht am letzten Ende zur Rettung der Seitenaltäre an dieser Stelle angekommen.” Nun soll also auf die Untere (Stadt Freiburg) und die Obere (Regierungspräsidium) Denkmalschutzbehörde noch mal Arbeit zukommen. Obwohl beide sich schon eindeutig gegen die Rochade der Altäre ausgesprochen haben. Diese Frage nehmen folglich viele nach drei Stunden mit nach Hause: Wie viel Spielraum bleibt überhaupt noch? Da der Auftrag an Franz Gutmann erteilt ist, die Umgestaltung am 1. Juli beginnen soll und der 10. Dezember 2006 als Datum für die Altarweihe festgesetzt ist. “Der heutige Abend ist ein Anstoß, alles nochmal durchzubuchstabieren” , sagt Paul Wehrle zum Schluss, “weiß Gott, wann die Dinge dann zu Ende kommen."

Nicht nur eine Bischofskirche - Das Problem des Münsters
Eine Kirche hat ein Problem: Als - wiewohl wunderschön prächtige - Pfarrkirche erbaut, muss sie seit fast 180 Jahren auch noch für mehr herhalten. Denn seit 1827 steht hier eine Cathedra und macht das Münster zu einer Kathedrale. An die es andere Ansprüche gibt als an eine Dorfkirche. Deshalb soll jetzt in ihrem Inneren etwas in Bewegung kommen. Und schon stöhnen Teile des Kirchenvolks unüberhörbar auf. Weil sich im Münster viele zu Hause fühlen, finden sie hier in unübersichtlicher Zeit einen Ort, an dem sie sich ihrer Würde vergewissern können (Identifikation). Der Protest gegen die Versetzung von zwei Seitenaltären ist darum ein frommer Protest mit Herzblut. Folglich sollten die Verantwortlichen alle Register ziehen, um zumindest die alten Altartafeln mit tiefem Symbolgehalt an ihren bisherigen Plätzen zu erhalten - und dennoch den Altarraum wie geplant neu zu gestalten. Und wenn er schon dabei ist, dem Volk aufs Maul zu schauen, wie es einst Martin Luther empfahl, sollte der Erzbischof auch noch einmal in sich gehen, ob er seinen Stuhl - Symbol für sein Lehramt und seinen Hirtendienst — wirklich in der angestrebten Herrschaftlichkeit mitten zwischen Zelebrations- und Hochaltar stellen will. Dass schon jetzt von einem “Thron” die Rede ist, von einer “unglaublich dominant wirkenden Cathedra” , sollte ihm zu denken geben. Denn das Münster ist nicht nur Kathedrale, sondern eben auch eine Kirche fürs Volk.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von
Gerhard M. Kirk vom 1.2.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Weihbischof Paul Wehrle über die Pläne zur Umgestaltung des Altarraums im Münster

Seit die Pläne zur Neugestaltung des Altarraums im Freiburger Münster bekannt sind (die BZ berichtete mehrfach), “hagelt” es sozusagen Kritik, Anregung, Ablehnung und Zustimmung. Zum Teil fachlich fundiert, zum Teil fromm-emotional, zum Teil auf bloße Vermutungen gestützt. Am 30. Januar wird es deshalb eine Informationsveranstaltung geben. In deren Vorfeld sprach Gerhard M. Kirk mit Weihbischof und Dompropst Paul Wehrle.

BZ: Manche Kritiker behaupten, liturgisch sei ein Zelebrationsaltar gar nicht notwendig und selbst der Papst halte Messfeiern mit dem Rücken zum Volk wie vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil für legitim. Was sagen Sie dazu?
Wehrle: Selbstverständlich ist für die Eucharistiefeier ein Altar notwendig - ein Tisch inmitten der Mahlgemeinschaft. Von den durch die Umstände bedingten Sondersituationen, bei denen der Priester mit dem Rücken zum Volk steht, sollte nicht auf die allgemein gültige Praxis geschlossen werden.
BZ: Andere fordern, der Dreikönigs- und der Annenaltar dürften nicht im Chorumgang “verschwinden” . Wie gehen Sie damit um?
Wehrle: Obwohl es vor allem um die Gestaltung des Altarraums geht, ist die Frage der Stellung der Seitenaltäre das meist diskutierte Problem. Allerdings gibt es hier klare Vorgaben seitens der Denkmalbehörden, wodurch manche durchaus diskutable Vorschläge keine Chance zur Umsetzung haben. Der Chorumgang darf jedenfalls kein Abstellplatz oder Museum werden. Vielmehr gibt es Überlegungen, den Chorumgang mit seinen Seitenkapellen für gottesdienstliche Praxis zurückzugewinnen.
BZ: Eine weitere Kritik hält den geplanten neuen Platz der Cathedra, des Bischofsstuhls, zwischen Zelebrations- und Hochaltar für eine unerträgliche Herausstellung des Erzbischofs. Gibt es dazu etwas zu sagen?
Wehrle: Die Stellung der Cathedra ist nach allen Seiten hin erwogen worden. Der vorgesehene Standort hat seine Begründung in der Architektur des Münsters beziehungsweise des Chorraums. Die Probleme mit der Cathedra haben auch darin ihre Ursache, dass das Münster nicht als Bischofskirche, sondern als Pfarrkirche erbaut wurde.
BZ: 450 000 Euro soll der Umbau kosten - und schon wird vermutet, die Kirche habe wohl zu viel Geld. Ist das so?
Wehrle: Die notwendigen Kosten sind tatsächlich hoch in einer Zeit notwendigen Sparens. Allerdings wurde gleich zu Beginn der Planungsphase vor bald zwanzig Jahren der notwendige Betrag bereit gestellt, so dass die Altarraumgestaltung nicht zu Lasten anderer Aufgaben geht. Auch gibt es keinen “Münster-Bonus” , wie mitunter vermutet wird. Die Kostenkalkulation wurde mit vergleichbaren Umbauten in anderen Kirchen der Erzdiözese abgeprüft.
BZ: Die zum Teil heftigen Reaktionen legen eine Frage nahe. Warum gelingt es offenbar nicht, deutlich zu machen: Kirche, auch als Gebäude, ist nichts Starres, sondern etwas Lebendiges, also etwas, was sich verändert?
Wehrle: Die gegenwärtigen Diskussionen um die Altarraumgestaltung zeigen meines Erachtens durchaus, dass die Kirche etwas Lebendiges ist. Das Münster selbst hat im Verlauf der Jahrhunderte bekanntlich manche Veränderungen in der Innengestaltung erfahren. Die jetzt geplante Altarraumgestaltung basiert auf der Verantwortung für das Überlieferte.
BZ: Verwechseln also am Ende die Kritiker Glauben mit Gewohnheit?
Wehrle: Das mag im Einzelfall so sein. Doch gibt es auch gute und bewährte Gewohnheiten, die hilfreich sind für die heutige Glaubenspraxis. Deshalb werden die Stimmen jener, die das Münster schätzen und lieben, nicht leichtfertig übergangen.
BZ: Im Münster begegnen sich Geschichte und Gegenwart - warum sind just an diesem Ort der Begegnung die Empfindlichkeiten so groß?
Wehrle: Das Geschichtsbewusstsein ist heute bei vielen Menschen wenig ausgeprägt. In einer Erlebnismentalität sind viele Menschen ganz auf das Heute und Jetzt eingestellt. Wo das Gespür für gewachsene und gewordene Zusammenhänge erst wieder geweckt werden muss, da kommt es schnell zu Empfindlichkeiten bei Fragen beziehungsweise Aufgaben, die mit Gegenwart und Geschichte gleichermaßen zu tun haben.

Badische Zeitung Freiburg
BZ vom 23.1.2006

 

Peter Kalchthaler zu den Umbauplänen im Münster

Am 10. Dezember 2006 soll der neue Zelebrationsaltar im Münster geweiht werden. Bis dahin soll (wie mehrfach berichtet) der gesamte Altarraum völlig neu gestaltet werden. Doch kaum war der Entwurf des Münstertälers Künstlers Franz Gutmann für diese Neugestaltung bekannt geworden, entzündete sich daran heftige Kritik. Wobei die Argumente, die die Kritiker gegen die Pläne anführen, nicht unbedingt auf kunsthistorischem Wissen basieren - meint der Freiburger Kunsthistoriker Peter Kalchthaler.

Er findet es zum Beispiel erstaunlich, wie gering noch immer die Kunst des 19. Jahrhunderts geschätzt wird. Der von Kritikern gemachte Vorschlag, die Vierungsaltäre (Dreikönigs- und Annenaltar) an die Stelle der neugotischen Altäre in den Seitenschiffen zu stellen, “verkennt vor allem den hohen kunsthistorischen Wert des Josephsaltars neben der Abendmahlskapelle” . Der nämlich ist das einzige vollständig erhaltene (von einst zahlreichen Werken) des Bildhauers Joseph Dominik Glänz und seines Sohnes Franz Sales im Münster. Sein Gegenstück, ein Marienaltar, zum Beispiel wurde schon 1891 durch den Sakramentsaltar ersetzt

Obwohl Vater und Sohn Glänz zwischen 1820 und 1850 die Neuausstattung des Münsters als Bischofskirche wesentlich prägten, erklärt der Leiter des Museums für Stadtgeschichte, wurden “die meisten ihrer hervorragenden Arbeiten — Bischofsthron, Chorgestühl, Hochaltargesprenge, Beichtstühle — in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts zerstört oder verstümmelt” . Die Unterscheidung zwischen “wertvollem Mittelalter” und “minderwertiger Neugotik” hält Peter Kalchthaler für umso fragwürdiger, als es dieselben Bildhauer waren, die 1821 den spätgotischen Altarfragmenten im Dreikönigs- und im Annenaltar ihren heutigen würdigen Rahmen schufen. Oder anders ausgedrückt: “Lediglich das Relief mit der Anbetung der Könige beziehungsweise die Figuren der Anna selbdritt, Joachims und Josephs sind Originale aus spätgotischer Zeit, alles übrige — Schreine, Predellen und Mensaverkleidungen — sind Werke der beiden Glänz.”

Allerdings, erinnert der Kunsthistoriker: Auch die beiden Vierungsaltäre sind nicht unverändert geblieben, sondern nach 1950 ihrer filigranen Bekrönungen beraubt worden, in die weitere spätmittelalterliche Schnitzwerke eingearbeitet waren. Deshalb fände er es höchst bedauerlich, “wenn die durchaus nachvollziehbare Diskussion wegen der Versetzung der Seitenaltäre in den Chorumgang nun doch noch dazu führen würde, ein für die Ausstattungsgeschichte des Münsters so wichtiges Werk wie den Josephsaltar aus der Kathedrale zu entfernen” . Denn für den denkmalpflegerisch tätigen Kunsthistoriker gibt es keinen Unterschied zwischen wertvoller und wertloser Kunst — für ihn trägt zum historischen Gesamtbild alles gleichermaßen bei.

Deshalb gibt Peter Kalchthaler zu bedenken: “Wie würde man es heute bedauern, wäre der herrliche Taufstein Wentzingers wie 1819 von der ,Verschönerungskommission´ vorgeschlagen, als ,geschmacklose Verunzierung´ umgearbeitet worden — in einer Zeit, die den Barock so wenig schätzte wie manche heutige Zeitgenossen offenbar den Historismus.” Stattdessen wurde das Becken 1821 vom Südseitenschiff in den Chor versetzt und blieb so erhalten.

Badische Zeitung Freiburg
BZ vom 19.1.2006

 

Leserbriefe zu den Plänen, den Chorraum des Münsters umzugestalten

Die allermeisten Kathedralbauten Europas sind weit über ein halbes Jahrtausend alt und Baugerüste zur Restaurierung gehören deshalb fast zum normalen Bild. Auch in Freiburg ist dies für den Münsterbauverein, der für die Außenarbeiten am Münster zuständig ist, eine ständige Aufgabe geworden. Im Innern beabsichtigt nun das dafür zuständige Erzbischöfliche Bauamt - und die Badische Zeitung hat in den zurückliegenden Wochen in dankenswerter Weise darüber mehrfach berichtet - das Provisorium im Chorraum zu beenden. An dieser Neugestaltung, die zwei Schwerpunkte hat, wird besonders auffallen, dass sowohl der Dreikönigs- als auch der Annen-Altar von den bisherigen Plätzen weggeräumt werden sollen, um irgendwo im Chorumgang ihr Dasein zu fristen. Sie sind deshalb nicht mehr allgemein und ungehindert zugänglich. Die Figuren beider Altäre sind um die 500 Jahre alt und gehören zu den bedeutendsten oberrheinischen Kunstschätzen. Die zugehörigen und für ihre Entstehungszeit sehr dezenten Schreine sind aus dem 19. Jahrhundert. Wenn die Versetzung wegen der Neugestaltung des Chorraums schon unumgänglich ist, dann ist der richtige Platz an den Stirnwänden der Seitenschiffe anstelle der dortigen neugotischen und künstlerisch jedenfalls unterzuordnenden Altäre. Es wäre sehr interessant zu erfahren, welche Gedankengänge die Denkmalschutzbehörden veranlassen, zweitrangige Kunstwerke den zweifellos erstrangigen unterzuordnen. Man muss sich fragen, ob hier der Umgang mit unseren Münsterschätzen wirklich in guten Händen liegt. Die zur Zeit angestrebte Lösung der Versetzung der Altäre in den Chorumgang findet bei der interessierten Bevölkerung weder Verständnis noch Gegenliebe.
BZ-Leserbrief von Johannes Georg Mannhart, Freiburg vom 12.1.2006

Also nur ausgekochte Kulturbanausen mit “ideologischer Engführung” konnten diesen Umbau in dem weltberühmten Freiburger Münster beschließen, bei dem die beiden Juwelen gotischer Schnitzkunst, der Dreikönigs- und der Annenaltar völlig grundlos verschwinden sollen. Und wofür? Um drei armselige Lückenbüßer der roten Granitsteinindustrie in diese erhabene Architektur hinein zu murksen. Dabei sind sie weder Kunst noch stilgemäß, sondern nur eine billige Klotzmode aus dem vorigen Jahrhundert. Außerdem hat das Zweite Vatikanische Konzil weder solche Eingriffe beschlossen, noch hat es die originale Liturgie, für die das Münster gebaut wurde, abgeschafft. Papst Paul VI. sagte selber: “Ich habe niemals die Feier der alten Messe verboten, ich habe nur eine Alternative angeboten.” Und jetzt will diese wild gewordene Alternative offenbar auch den Münsterchor verschandeln. Denn was der Priester dort auf dem Mini-Tischchen hantiert, sieht man in der großen Menge ebenso wenig, wie wenn er am Hochaltar steht. Dafür sollten die Freiburger Bürger, Kunstliebhaber und fromme Beter, sich daran erinnern, dass die ehrenwerten Domherren im Grunde nur Treuhänder ihrer berühmten Stadtkirche mit dem schönsten Turm der Christenheit sind.
BZ-Leserbrief von Josef Schäfer, Freiburg vom 12.1.2006

 

Altäre im Münster - Drei Leserbriefe

Der Altarraum des Münsters soll neu gestaltet werden - nach einem Entwurf des Münstertäler Künstlers Franz Gutmann. (“Die Idee: Das Münster weiterbauen” , BZ vom 6. Dezember):
Meines Erachtens wird die große Chance, das zeitgemäße Verständnis der Frohen Botschaft auch mit kirchenbaulichen Maßnahmen zu visualisieren, vertan. Wie kann beispielsweise ein Grabeskälte ausstrahlender Granitquader (dazu noch in einem gotischen Sandsteinbauwerk) den Tisch des Herrn, die Mitte des liturgischen Handelns, symbolisieren? Und wie soll ein im Zentrum des Chorraums unverrückbar positionierter, majestätisch gestalteter Bischofsitz aus massivem Granit glaubhaft zum Ausdruck bringen, dass der Bischof (Erzbischof) sich in der Nachfolge Christi - als Hirte und Diener aller Menschen - sieht? Durch mehr biblische Glaubwürdigkeit könnte vielleicht manch einer den Weg zur katholischen Kirche leichter (wieder)finden.
BZ-Leserbrief von Gerhard Haustein, Freiburg, 21.12.2006

Das wird es künftig nicht mehr geben: Den Dreikönigsaltar mit der Krippenszene auf dem “Peter-Sprung-Teppich” , mit dem Tannenschmuck und der Engelsbotschaft in der Weihnachtszeit. Stimmungsvoll-stimmige Situationen zur Betrachtung, zum Staunen, zum Mitempfinden wird die Chorgestaltung des Münsters nicht mehr zulassen. Streng, nüchtern, symmetrisch sollen Altar und Bischofsstuhl komponiert werden. Für “Stimmungen” bleibt da kein Platz. Es fragt sich auch, ob der neue Zelebrationsaltar wirklich zur Mitte des liturgischen Geschehens werden kann. Erscheint die Gestaltung nicht eher hieratisch und hierarchisch als gemeindebezogen? Und wie soll der Granit-Tisch mit dem Hochaltar Hans Baldungs korrespondieren? Da hatte, was Heinz Triller als Münsterbaumeister mit provisorischen Materialien (nicht eigentlich als Provisorium) gestaltet hatte, mehr Transparenz; wirkte schlichter, dienender. Und gewiss hätte Triller nicht die barbarische Entfernung des Dreikönigs- und Annenaltars veranlasst, wie das jetzt geschieht.
Wolfgang Hug, Freiburg, 21.12.2005

Vierzig Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat die Erzdiözese endlich eine dauerhafte Lösung für die Neugestaltung des Altarraums im Freiburger Münster gefunden. Altar und Ambo sollen künftig näher bei den Gläubigen stehen. Das ist eine gute Nachricht. Ganz und gar nicht einverstanden bin ich allerdings mit dem Versetzen des Annen- und Dreikönigsaltars in den Chorumgang. Dort sollen die einzigen aus dem Anfang de 16. Jahrhunderts stammenden Seitenaltäre des Münsters, zu musealem Inventar herabgewürdigt, verstauben. Nein, dies e Altäre gehören in den Kirchenraum. Warum nicht auf den an seinem Platz beengten ehemaligen Sakramentsaltar und den Josefsaltar verzichten, die beide erst Ende des 19. Jahrhunderts entstanden?
BZ-Leserbrief von Norbert Mitsch, Freiburg
, 21.12.2005

 

 

 

Zelebrationsaltar im Geiste des Konzils neu gestalten

Noch ist nichts entschieden. Doch dass sich rund um den Zelebrationsaltar, an dem die Messe gefeiert wird, im Münster einiges verändern soll, steht fest. Und davon werden auf jeden Fall zwei, möglicherweise sogar vier weitere Altäre betroffen sein.

Seit fast zehn Jahren schon überlegen Erzbistum und Dompfarramt, wie der Raum um den Zelebrationsaltar neu zu gestalten ist. Nicht etwa wegen Konzerten, widerspricht Weihbischof und Domprobst Paul Wehrle in der Stadt umlaufenden Gerüchten. „Es geht vielmehr darum, die Absicht des Zweiten Vatikanischen Konzils in einer künstlerisch durchdachten Weise umzusetzen.“ Mehr will er dazu gegenwärtig nicht sagen, weil noch nichts entschieden sei. So viel aber kann als gesichert gelten: Die Cathedra (der Bischofsstuhl), die bei der Erhebung des Münsters zur Bischofskirche 1827 in der Nähe des Hauptaltars platziert wurde, soll neu entstehen und einen anderen Platz bekommen; außerdem soll das Provisorium der (zum Teil hölzernen) Stufenanlage ersetzt werden durch Stufen, die den Geist des Konzils – die Öffnung zu den Menschen hin – besser ausdrücken. Weil diese vermutlich hellen Sandsteinstufen sich bis zu den Vierungspfeilern (wo sich Quer- und Langhaus begegnen) erstrecken sollen, wird das auch Folgen für den Dreikönigs- und den Annenaltar haben, die dort stehen und versetzt werden müssten. Möglicherweise dorthin, wo jetzt der Josephs- und der Marienaltar sind. Ob es zu dieser Lösung, deren Befürworter damit den gotischen Charakter des Münsters noch besser hervorgehoben sehen, tatsächlich kommt, haben allerdings Erzbistum und Dompfarramt nicht allein zu entscheiden. 

Da haben nämlich auch die Obere (Regierungspräsidium) und die Untere (Stadt Freiburg) Denkmalschutzbehörde mitzureden. Beide, ist aus Kirchenkreisen zu hören, wurden schon vor geraumer Zeit über die Pläne zur Umgestaltung im Münster informiert. Doch bis heute haben beide noch nichts von sich hören lassen. „Wir sind damit befasst“, bestätigt Dagmar Zimdars vom, beim Regierungspräsidium (RP) angesiedelten, Landesdenkmalamt. Schon vor langem habe diese Obere Denkmalschutzbehörde eine Stellungnahme abgegeben. „Aber wir entscheiden nicht, wir warten auf die Entscheidung der Unteren Denkmalschutzbehörde.“
V
on der war gestern über die städtische Pressesprecherin Petra Zinthäfner folgendes zu erfahren: Die eigene Stellungnahme und die des RP „müssen noch überein gebracht werden“. Eine Abstimmungsrunde noch – „und dann wird die Entscheidung zügig herbeigeführt“. Übrigens: Für die künstlerische Ausgestaltung des Raums rund um den Zelebrationsaltar und die Neuausstattung (Chorgestühl, Altar, Cathedra, Stufen) ist der Münstertäler Bildhauer Franz Gutmann vorgesehen. Doch auch da ist vertraglich noch nichts abgemacht.
Alles von Gerhard M. Kirk vom 29.10.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

 

Altarraum des Münsters wird neu gestaltet

Münster unserer Lieben Frau in Freiburg
Neugestaltung des Altarbereichs

"Der Altarraum im Freiburger Münster wird neu gestaltet. Damit soll nach den Worten von Dompropst Weihbischof Paul Wehrle die vom Zweiten Vatikanischen Konzil angestoßene Liturgiereform eine dauerhafte Form im Münster Unser Lieben Frau bekommen. Wie Wehrle und der Leiter des Erzbischöflichen Bauamtes in Freiburg, Anton Bauhofer, bei einem Informationsgespräch mit dem Vorstand des Münsterbauvereins erläuterten, soll die provisorische hölzerne Altarinsel im zweiten Halbjahr 2006 durch eine neue Stufenanlage aus rotem Sandstein ersetzt werden. Altar, Ambo und Kathedra würden aus rotem Granit geschaffen. Die Weihe des neuen Altares ist für den 10. Dezember 2006 geplant. Im Zuge der Neugestaltung werden die beiden Seitenaltäre „Dreikönigsaltar“ und „Annenaltar“ versetzt.
Die Gesamtkosten für die neue Konzeption des Altarraums, die von dem Künstler Franz Gutmann aus Münstertal stammt, belaufen sich auf etwa 450.000 Euro. Laut Weihbischof Wehrle ist die Finanzierung des Projekts zum allergrößten Teil bereits gesichert, da man eine Neugestaltung des Altarbereichs schon vor vielen Jahren als notwendig erkannt habe und deshalb entsprechende Mittel zurück gelegt worden seien."
Quelle: www.katholische-kirche-freiburg.de bzw.  www.katholische-kirche-freiburg.de/
template_loader.php?tplpage_id=46&_article_id=11&_function=display , 18.12.2005

 


Kann nur verlieren

Dass der Altarraum des Münsters neu gestaltet werden soll, kann Angst machen. Der Advent lässt gerade wieder erleben, dass das Münster so, wie es ist, ein nahezu vollkommenes Gefäß von Gottesdiensten ist, das durch größere Eingriffe nur verlieren kann. In dem Zeitungsbericht werden wenig Details genannt. Zwei davon nähren die Angst. Erstens die (anscheinend recht massive) Verwendung von rotem Granit. Warum dieses dem Gebäude meines Wissens fremde Material? Zweitens die Versetzung von Dreikönigs- und Annenaltar in den Chorumgang.

Das bedeutet, dass die beiden einzigen bisher jederzeit erreichbaren mittelalterlichen Retabel nur noch sehr beschränkt zugänglich sein werden; und dass es den freien Besuch des Dreikönigsaltars in seiner Weihnachtsgestalt, mit dem Bildteppich darunter, Entzücken jedes Besuchers bisher, nicht mehr geben wird. Ich schlage vor, dass man das "Volk Gottes" mitsprechen lässt, indem man detaillierte Pläne veröffentlicht und zur Kommentierung einlädt.

BZ-Leserbrief von Klaus Starke, Freiburg, 16.12.2005


 

Kirchenrenovation: Ursprüngliche Raumidee und liturgische Bedingungen heute

Bei Kirchenrenovationen tut sich eine erhebliche Spannung auf: Der geschichtlich überkommene Raum verlangt ebenso seinen Tribut wie die heutigen Bedürfnisse an einen aktiv genutzten Gottesdienstraum. Bernd Mathias Kremer geht dieser Spannung an Hand von Beispielen aus dem Erzbistum nach.

Historische Kirchenbauten der Erzdiözese Freiburg im Wandel / Die Erzdiözese Freiburg mit ihren über 1100 Kirchengemeinden ist reich an Sakralbauwerken aus allen Jahrhunderten. Viele Gotteshäuser, insbesondere aus der Barockzeit, sind von einem einheitlichen Stil geprägt. Zahlreiche Kirchen sind jedoch über die Jahrhunderte ausgestattet worden. Jede Epoche hat sie nach ihrem Verständnis erweitert, ergänzt oder neu gestaltet.

Nicht gegen die ursprüngliche Raumidee
Exemplarisch sei das Freiburger Münster genannt, ein Bauwerk, das in architektonischer Hinsicht von der Romanik bis in die Spätgotik reicht. Renaissance und Barock haben das Bauwerk später in ihrem Geist ausgestaltet und mit zahlreichen Kunstwerken gefüllt. Im 19. Jahrhundert wurden viele dieser Arbeiten verdrängt. Die Neugotik hatte sich des Münsters bemächtigt und in ihrem Sinne die Ausstattung des Gotteshauses verändert.
Werke von der Renaissance bis zum Louis seize sind diesem Purifizierungswillen zum Opfer gefallen. Auch die Neugotik hat bedeutende Leistungen im Münster hinterlassen. Manche dieser Werke mussten jedoch dem Purifizierungsgeist des 20. Jahrhunderts weichen. – Trotz aller Eingriffe besitzt auch heute noch das Münster Ausstattungsstücke von der Romanik bis ins 20. Jahrhundert. Das Münster stellt damit ein lebendiges Zeugnis der Kunstentwicklung und des Glaubensgeistes früherer Zeiten dar.
Auch viele kleinere Kirchen sind über die Jahrhunderte mit verschiedenen Kunstwerken bereichert worden. Diese spiegeln die Frömmigkeitsformen der Entstehungsepoche wider. In manchen Fällen umfasst jedoch der Neugestaltungswille einen ganzen Kirchenraum, wie zum Beispiel im Fridolinsmünster in Säckingen, das im 18. Jahrhundert ein barockes Kleid erhielt, durch das die gotische Architektur „schimmert“.
Während die Barockzeit sich oft der ganzen Kirchenräume bemächtigte, sind wir heute toleranter geworden. Auch der Purifizierungsgeist des 19. Jahrhunderts, der gotische und romanische Kirchen von Kunstwerken späterer Zeit „reinigte“, liegt uns fern. Wir akzeptieren Kunstwerke aus verschiedenen Jahrhunderten in einem Gotteshaus, die Zeugnis von dem religiösen Denken der jeweiligen Epochen geben. Zu manchen Kunstwerken fällt es uns zwar schwer, eine Beziehung zu bekommen. Hier ist aber der Geist der Toleranz und Ehrfurcht vor dem überkommenen künstlerischen und religiösen Erbe gefordert.
Dies gilt insbesondere auch für Kirchenrenovationen. In den Leitlinien für den Bau und die Ausgestaltung von gottesdienstlichen Räumen der Liturgiekommission der deutschen Bischöfe heißt es deshalb: „Die Umgestaltung historisch wertvoller Räume darf nicht gegen die berechtigten Interessen der Denkmalpflege und die ursprüngliche Bauidee vorgenommen werden. Doch ist zu bedenken, dass die Erhaltung gottesdienstlicher Räume und ihrer Ausstattung durch Jahrhunderte hindurch nicht das Produkt musealer Konservierung darstellt, sondern der Kontinuität des Glaubenszeugnisses zu verdanken ist, die Veränderungen aufgrund einer sich wandelnden Kirche und einer sich erneuernden Liturgie nie ausgeschlossen hat.
Sind Ergänzungen und Veränderungen in solchen Räumen erforderlich, gilt es gerade hier darauf zu achten, dass zu den alten gewohnten qualitätsvollen Ordnungen und Bildern, dem ,genius loci‘, künstlerische Leistungen der Gegenwart hinzugefügt werden. Kirchenräume, die in dieser Weise ergänzt werden, nehmen Geschichte und Tradition, Architektur und historische Bildwerke in die Gegenwart hinein, ein Aggiornamento (ein Heutigwerden) des Kirchenraumes wird spürbar.“
Die Umgestaltung eines historischen Kirchenraumes unter Berücksichtigung der ursprünglichen Raumidee und der Bedürfnisse der heutigen Liturgie zeigt sich als ein schwieriges Aufgabenfeld. Vielfach haben wir es, insbesondere bei Kirchen aus dem 19. Jahrhundert, mit Räumen zu tun, in denen bei der letzten Restaurierung die ursprüngliche Bauidee, die Einheit von Raum und Ausstattung, bedenkenlos geopfert wurde. Altäre und Skulpturenschmuck wurden aus der Kirche „geworfen“, die Raumfassung überstrichen. Ein aussageloser, auf die Architektur skelettierter Kirchenraum ist zurückgeblieben. Eine heutige Restaurierung muss sich daher der Anforderung stellen, das Innere und das Äußere eines solchen Bauwerkes wieder in Übereinstimmung zu bringen. Ist eine Rekonstruktion sinnvoll und verantwortbar, soll stattdessen das Raumbild vom Geist unserer Zeit geprägt werden? Eine ebenso schwierige Aufgabe stellt oft die Umgestaltung historischer Kirchenräume für die neue Liturgie dar, da die historischen Gotteshäuser unter ganz anderen liturgischen Prämissen entstanden sind.
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Die aus dem Geist der Gegenwart geschaffenen Kunstwerke dürfen daher keinen „Fremdkörper“ darstellen, der bei der nächsten Renovation wieder entfernt wird. Das historische Erscheinungsbild eines Raumes und die mit ihm verbundenen Vorstellungen müssen bei allen Restaurierungsentscheidungen und künstlerischen Ergänzungen von entscheidendem Gewicht sein. Die Aufgabe, die ursprüngliche Raumidee anzuerkennen, die Denkmalverantwortung ernst zu nehmen und liturgische Bedingungen für unsere Zeit zu schaffen, stellt dabei immer wieder eine neue Herausforderung dar. Trotz dieser Gratwanderung sind viele Lösungen gefunden worden, die als vorbildlich bezeichnet werden können.

Kompletten Beitrag von
Bernd Mathias Kremer auf www.konradsblatt.badeniaonline.de/html/Archiv/bei15.htm

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