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Münsteraltar
- Altarraum im Freiburger Münster
umgestalten?
 

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Umbau im Münster: Ambo, Chorraum, Dreikönigsaltar, Annenaltar, Zelebrationsaltar?

Blick zu Kopien von Dreikönigsaltar (links) und Annenaltar (rechts) am 12.2.2007 
Blick zu Kopien von Dreikönigsaltar (links) und Annenaltar (rechts) am 12.2.2007


 
 

 

Denkmalpflege genehmigt die "Rotation" von drei Altären im Münster

Die Aufregung war groß, als Ende 2005 bekannt wurde, dass mit der Neugestaltung des Raums um den neuen Zelebrationsaltar im Münster der Dreikönigs- und der St. Annenaltar "verschwinden" sollten. Für alle, die sich damals empörten, gibt es nun eine frohe Botschaft: Der Dreikönigsaltar bekommt einen neuen Platz im südlichen Seitenschiff; auch der St. Annenaltar soll im Kapellenkranz wieder zugänglich werden. Nach einigem Hin und Her hat jetzt die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege genehmigt: Der Dreikönigsaltar, den der vermutlich aus Straßburg stammende Holzschnitzer Hans Wydyz 1505 schuf, rückt an die Stelle des Sakramentsaltars. Der steht seit 1827 im südlichen Seitenschiff und soll künftig in der Blumenegg-Kapelle aufgestellt werden. Eigentlich wollte das Erzbischöfliche Ordinariat diesen ursprünglichen Marienaltar, der 1891 durch einen neuen ersetzt wurde, in einer anderen Kirche unterbringen,
sagt Weihbischof und Dompropst Paul Wehrle. Schließlich sei der Altar damals auf Wunsch des Großherzogs gegen den Willen des Erzbischofs eingebaut worden. Doch das machte die Denkmalpflege nicht mit. Denn, erklärt Dagmar Zimdars: "Dieser Altar soll als Zeugnis für die Erhebung des Münsters zur Kathedralkirche im Münster bleiben." Deshalb, so die Fachbereichsleiterin im Referat Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Freiburg, wird er demnächst in der Kapelle hinter dem Schöpfungsportal stehen. Unklar ist dagegen noch, wo der bei vielen Freiburgerinnen und Freiburgern besonders beliebte St. Annenaltar fortan unterkommen soll. Der 1748 von der St. Anna-Bruderschaft der Wundärzte und Bader gestiftete Altar, sagt Paul Wehrle, genießt jedenfalls auch in der Leitung des Erzbistums so große Wertschätzung, "dass er komplett erhalten werden soll" . Im Moment ist die Villinger-Böcklin-Kapelle im Gespräch, aber entschieden ist noch nichts. Denn auch das macht der Dompropst klar: "Der Kapellenkranz soll nicht nur Museumscharakter haben, sondern wir wollen ihn für die Liturgie zurückgewinnen." Für Meditation zum Beispiel, Anbetung, Beichtgespräche und Taufen. Die frohe Botschaft hat allerdings auch eine Kehrseite: Die Denkmalpflege lässt keinen Zweifel daran, dass die drei zur "Rotation" anstehenden Altäre allesamt einer gründlichen Restaurierung bedürfen. Obendrein vermutet Dagmar Zimdars: An der Wand hinter dem Sakramentsaltar könnten alte Malereien zum Vorschein kommen, die ebenfalls konserviert und restauriert werden müssen. Insgesamt jedoch hält es die Hauptkonservatorin für "ein zufrieden stellendes Ergebnis, dass die drei Altäre im Münster bleiben" . Was dieses Ergebnis an Kosten mit sich bringen wird, ist noch nicht abzusehen. Doch für Paul Wehrle, der ebenfalls froh ist, dass der Dreikönigsaltar — gleichzeitig die Weihnachtskrippe des Freiburger Münsters — wieder sichtbar wird, ist ohnehin klar: "Heute beschlossen heißt nicht morgen gemacht."

Münstereck: Ausdruck der Wertschätzung - Münster-Altäre
Der heilige Zorn äußerte sich vielstimmig, als die beiden beim Kirchenvolk beliebten Altäre 2006 von den beiden östlichen Vierungspfeilern des Münsters abgebaut wurden. Auf Nimmerwiedersehen, wie damals viele argwöhnten. Und die seither vergangene Zeit schien ihnen Recht zu geben. Doch nun soll alles wieder gut werden, da die Vorstellungen der Geistlichkeit und der Denkmalpflege — wenigstens in Teilen — unter einen Hut gebracht sind. Was offenkundig nicht so einfach war. Auf der einen Seite das Anliegen der Denkmalpflege, besondere Bauwerke in ihrer Eigenart erkennbar zu erhalten. Auf der anderen Seite das Interesse des Erzbischöflichen Ordinariats, das Münster nicht zu einem Museum werden zu lassen, sondern in der Kirche Leben und Liturgie zu verorten. Allerdings gibt es auch noch eine dritte Seite: All jene nämlich, deren Frömmigkeit Vertrautes und für sie Hilfreiches schätzt — auch wenn es nicht immer mit Denkmalpflege und Kirchenhierarchie in Einklang zu bringen ist. Diese Seite wurde offenbar bei der Abschätzung von Folgen jener Veränderung im Altarraum des Münsters zu wenig berücksichtigt. Und da ist möglicherweise (auch wenn Veränderungen selbstverständlich zur Kirche gehören) manche Verwundung zurückgeblieben. Leider. Denn eigentlich sind sich alle Seiten (von unterschiedlichen Standpunkten aus) vermutlich darin einig: Das Freiburger Münster ist mehr als ein Kunstwerk und mehr als ein Gottesdienstraum — es ist ein Ort, der Menschen ins Leben und über sich selbst hinaus weist.

Gerhard M. Kirk, 26.7.2008, BZ

 

Das ist weder Kunst noch gut

Nein, lieber Herr Kremer, die modische, unsensible Neumöblierung des Chores des Freiburger Münsters überzeugt nach wie vor nicht und bleibt ein Ärgernis, denn sie ist weder Kunst noch gut. Aber wie sagt die Marschallin im Rosenkavalier: Man muss wissen, wann eine Sach’ ein End hat.
BZ-Leserbrief vom 31.5.2008 von Günter Schmoll, Freiburg

Kunst in der Kirche muss gut sein
Bernd Mathias Kremer, langjähriger Bau- und Kunstreferent der Erzdiözese Freiburg im Interview
... BZ: Auch im Freiburger Münster wurde der Altarraum umgestaltet. Die Wogen der Entrüstung haben sich gelegt. Hatte man mit diesem Gegenwind gerechnet?
Kremer: In dieser Intensität wohl niemand. Es war eine sorgenvolle Zeit. Was mich jedoch angenehm berührt hat: Als die Chorraumgestaltung abgeschlossen war, hat der Gegenwind aufgehört. Dies spricht dafür, dass die Lösung überzeugend ist. Ich glaube, sie ist inzwischen weitgehend angenommen. Man muss den Leuten auch zugestehen, dass sie eine andere Meinung haben.
BZ: Gibt es im Freiburger Münster jetzt eine Lösung für den Dreikönigsaltar?
Kremer: Der Dreikönigsaltar ist eine Mischung aus 19. Jahrhundert und Gotik. Eines der größten Probleme bei der Chorraumgestaltung des Münsters war die Frage, was mit den Altären am Choraufgang geschehen soll. Derzeit ist beabsichtigt, den Dreikönigsaltar voraussichtlich an die Stelle des Sakramentsaltars zu stellen, so dass er öffentlich zugänglich ist. ....
Komplettes Interview vom 24.5.208 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Abstoßende Bilder vom Filbinger-Staatsakt im Münster

Ausführlich hat die F.A.Z. über die Trauerrede von Ministerpräsident Oettinger auf seinen frühen Amtsvorgänger Filbinger im Freiburger Münster informiert, zuletzt in der Ausgabe vom 17. April. Der Versuch, Filbinger zum Gegner des Nationalsozialismus zu stilisieren, war nicht nur eine Provokation und Kränkung aller jener, die zum Umkreis des Widerstands gegen das Nazi-Regime gehörten, sondern läßt auch tiefe Einblicke in die Qualität der in den Schulen von Baden-Württemberg vermittelten Geschichts-kenntnisse zu. Aber nicht nur dies: Warum stellt die Diözese Freiburg die Kathedralkirche für die Selbstdarstellung von Parteipolitikern zur Verfügung? Diese Frage stellt man sich als praktizierender Katholik vor allem deshalb, weil man den privilegierten Raum der Vierung einer Kathedrale bisher als Stätte der Verkündigung des Evangeliums wahrgenommen hat. Wo bleibt hier die verfassungskonforme Trennung von Kirche und Staat? Nur ein Gutes hatten die abstoßenden Bilder vom Staatsakt im Freiburger Münster: Man bekam einen Eindruck von der Neumöblierung der Vierung im Stil skandinavischer Billigmöbel.

Dr. Hermann Freiherr von Wolff Metternich, Bonn
Frankfurter Allgemeine vom 27.4.2007, www.faz.net

Foto: Konradsblatt, www.konradsblatt.de

 

 

Irrtum in Freiburg - Mißachtung kirchlicher Dokumente

Zum Beitrag „Sparkassencharme“ von Michael Gassmann (F.A.Z. vom 15. Februar)

Mit Interesse habe ich den Artikel über die Neugestaltung des Altarbereichs der Freiburger Münsterkirche zur Kenntnis genommen. Man freut sich in Freiburg, endlich eine Lösung auf der Grundlage der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefunden zu haben. Sosehr ich grundsätzlich für solche Lösungen im Sinne der erneuerten Liturgie bin, so sehr kritisiere ich, dafür historisch gewachsene Ausstattungen zu zerstören. Man traut in Freiburg der modernen Altarinsel offensichtlich nicht zu, sich gegen eine gewachsene Ausstattung zu behaupten. Also trägt man die historischen Mensen der Seitenaltäre gleich ab. Dies zeigt, daß sich die Verantwortlichen das Konzil und seine Liturgiereform nur sehr selektiv rezipiert haben.

Es ist leider bezeichnend, daß kirchliche Verantwortliche das Denkmalschutzgesetz des Landes mit Verweis auf liturgische Belange aushebeln, die eigenen kirchlichen Richtlinien bezüglich des Denkmalschutzes jedoch geflissentlich übersehen. In der gesamten nachkonziliaren Diskussion finden sich liturgische Neuerungen, besonders im Hinblick auf die sogenannten Volksaltäre, stets gepaart mit Schutzbestimmungen für historisch gewachsene Kirchenausstattungen. Dabei wird in der Regel dem Denkmalschutz Vorrang vor liturgischen Belangen gegeben. Bei der Umgestaltung des Freiburger Münsters kann man sich in Bezug auf die gänzlich unnötige Abräumung der historischen Seitenaltarmensen in keiner Weise auf die nachkonziliare Liturgiereform berufen. Man unterliegt anscheinend dem weitverbreiteten Irrtum, als würde eine Neuausstattung per se eine Verbesserung der Liturgie bedeuten. Eine Veränderung des liturgischen Raumes kann das Bemühen um eine qualitativ hochwertige Liturgie zwar unterstützen, aber nicht ersetzen. Es wäre an der Zeit, daß die Denkmalschutzgesetze der Länder die Bestimmungen der kirchlichen Denkmalpflege beim Wort nehmen und vermeintliche liturgische Belange als Grund für eine Zerstörung historischer Ausstattungsgefüge in Zukunft nicht mehr zulassen.

Die Kirchenbauten gehören nicht den Gemeinden alleine, sondern sind Teil des kulturellen Gedächtnisses der Menschheit, wie die in Freiburg mißachteten kirchlichen Dokumente immer wieder betonen.

Professor Dr. Andreas Odenthal, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Theologischen Fakultät Fulda
23
.2.2007, Frankfurter Allgemeine, www.faz.net

 

 

Von Sturm ist keine Rede mehr

"Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler" im Freiburger Münster: Der umgestaltete Altarraum als Gegenstand der Reflexion

Der neu gefasste Altarraum im Freiburger Münster ist geweiht. Mit dem Altartisch und dem Lesepult, dem Ambo, ist der Pfarr- und Bischofskirche eine neue gemeindenahe Mitte gegeben; und der Bischofssitz, die Kathedra, ist nun fest vorm Hochaltar platziert. Die Veränderungsabsicht und der Entwurf des Münstertäler Bildhauers Franz Gutmann hatten heftige Kritik ausgelöst. Zum Tag der Besinnung, dem Aschermittwoch, lud die Erzdiözese jetzt zu einer Nachbetrachtung. Nach dem "liturgischen Auftakt" blieb man zum "Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler" also diesmal im Gotteshaus. Den allgemeinen Verweisen des Erzbischofs Robert Zollitsch auf die Kunst, die "tiefer schaut" und das "Geschehen von Umkehr und Versöhnung" sich zum Bild macht, folgten nach der Predigt die konkret auf die gestalteten Gegenstände des gottesdienstlichen Raumes bezogenen Beiträge. Das Lesepult lag als Sujet dem Schriftsteller nah. Arnold Stadler erklärte es als den Ort, an dem "die Unvergänglichkeit Gottes" zur Sprache kommt. Vom christlichen Hören am Aschermittwoch sprach Stadler, vom "Aschermittwochs-bewusstsein" , dem "Staub bist du" als der "Nachricht des Tages" und der Erlösungssehnsucht, die sich solchem Einsehen verknüpft. Von Sehnsucht und Empfindung, die sich gegen alle naturwissenschaftliche Kenntnis und Expertengewissheit der Hirnforschung als menschliche "Tatsache" behaupten. Eingeflochten in diese Rede ein sehr freundlicher Satz über den Autor des Ambo im Münster, den Bildhauer Franz Gutmann.
Rainer Warland, Freiburger Professor für Christliche Archäologie und Kunstgeschichte, schloss mit einer Beschreibung des Gutmannn’schen Altartischs an. Ein "blockhafter Körper" von "zeitloser" Gestalt. Warland sieht darin, wie der Tisch aus einer Grundplatte wächst, einen Bezug zum dezidierten Stehen frühchristlicher Altäre und kehrt einen materialsymbolischen Aspekt hervor: Der dem verwendeten schwedischen Granit nahe Rosengranit galt schon den Alten Ägyptern als "ewig". Seine Skizze der Sinnbezüge akzentuierte Warland mit dem Blick auf die Figur des heiligen Thomas, der mit dem Finger nun von seinem Pfeiler her auf den vorgerückten Altartisch und auf die Wahrheit des Altarsakraments weist.
Der Freiburger Professor für Alte Kirchengeschichte, Thomas Böhm, folgte mit Ausführungen über Geschichte und spätantike Vorgeschichte der Kathedra — ehe der Künstler selbst zu Wort kam. Gutmann, der mit seiner Altarzunge die Raumflucht des Chores quasi umgekehrt, in einen räumlichen Gestus der Annäherung an die Gemeinde verwandelt hat, deutet noch einmal kurz auf die "Stürme" , die man erleben musste, als das "Schiff" der Umgestaltung "in Fahrt gekommen" war. Den Weihbischof und Dompropst Paul Wehrle hebt er als standfesten Steuermann in unguten Zeiten hervor. Der Angesprochene will solches Lob nicht unkommentiert lassen und sich eher als Mann in einer Mannschaft sehen. Doch wie dem auch sei, das Ergebnis der Sache spricht für sich selbst. Und von Sturm kann keine Rede mehr sein.
Volker Bauermeister, 22.2.2007, www.badische-zeitung.de

 

Aschermittwoch der KünstlerInnen in der Erzdiözese

Bildhauer Franz Gutmann
 
Altartisch und zwei goldene Leuchter
 
Paul Wehrle, Moderator und Franz Gutmann (von links)
KünstlerInnen inspizieren den neuen Altarraum am 21.2.2007
Blick nach Westen über den neuen Altartisch 
 
KünstlerInnen inspizieren den Altarraum am 21.2.2007
 
Kathedra
  - hinten der Altar von Baldung Grien
 
Blick nach Westen vom Hochaltar aus ins Kirchenschiff  Dichter Arnold Stadler am Ambo
  
Weihbischof und Dompropst Paul Wehrle
 

"Thema des diesjährigen Aschermittwoch ist die Neugestaltung des Altarraums im Freiburger Münster durch Prof. Franz Gutmann" - so die Einladung von Erzbischof Robert Zollitsch an die hiesigen Künstlerinnen und Künstler. Dem Gottesdienst am 21.2.2007 um 10.30 Uhr schloß sich eine "Präsentation und Aussprache im Altarraum des Freiburger Münsters" an mit Beiträgen zu Ambo (Arnold Stadler), Altar (Prof. Rainer Warland) und Kathedra (Prof. Thomas Böhm).

Während des Gottesdienste ab 10.30 Uhr waren die südöstliche Seitentüre abgeschlossen und an den anderen Türen Hinweisschild "Gottesdienst - keine Besucher" postiert. Gut so. Für viele unverständlich blieben diese Sperren während der Gesamtzeit der Präsentation im Altarraum bestehen - bis ca 13 Uhr war das Münster für "normale Gläubige" leider nicht zugänglich.
Ekke, 21.2.2007

 

Sparkassencharme: Gutgemeinte Bruchlandung

Die Umgestaltung des Altarraums im Freiburger Münster

Michael Gassmann, 15.2.2007, Frankfurter Allgemeine, www.faz.net

 

Die gotische Klarheit erhält mehr Weite

Einstimmiger Beschluss: Dreikönigs- und St. Annenaltar sollen im Münster neue Plätz bekommen

Jetzt ist es also entschieden: Der Dreikönigs- und der St. Annenaltar sollen nicht mehr an die östlichen Vierungspfeiler zurückkehren. Das beschlossen der Pfarrgemeinderat der Dompfarrei (sozusagen deren Parlament) und das Domkapitel mit dem Erzbischof an der Spitze (sozusagen die Regierung der Erzdiözese Freiburg) einstimmig am Montagabend. Doch nicht nur wegen der beiden beteiligten Gremien wurde es ein Doppelbeschluss, sondern auch deshalb: Die beiden Altäre sollen auf jeden Fall neue Plätze im Münster bekommen. Als vor 16 Monaten die Pläne bekannt wurden, wie der Raum um den Zelebrationsaltar (an dem der Priester die Messe feiert) im Münster neu gestaltet werden soll, gab es nicht nur beifälliges Kopfnicken. Auch Empörung und Unverständnis machten sich lautstark Luft. Sie wandten sich gegen den neuen, vom Münstertäler Bildhauer Franz Gutmann gestalteten Altar aus rotem Granit. Sie kritisierten den Standort des Erzbischofsstuhls (Cathedra) genau zwischen dem Zelebrations- und dem Hochaltar von Hans Baldung Grien. Und sie protestierten besonders gegen das Verschwinden des Dreikönigs- und des St. Annenaltars von ihren seit dem 19. Jahrhundert gewohnten Plätzen. Nach Bauarbeiten, die fast ein halbes Jahr lang dauerten, wurden am 10. Dezember 2006 die neue Stufenanlage ein- und der neue Altar geweiht. Seitdem waren die beiden Vierungspfeiler altarlos. Und während der vergangenen beiden Monate stellten viele Besucherinnen und Besucher erstaunt fest: Die gotische Pfarrkirche und Kathedrale hat damit viel an Klarheit und Weite gewonnen. Das wurde auch am vergangenen Wochenende noch einmal deutlich, als Kopien der beiden Retabeln (Altaraufsätze) an den Pfeilern angebracht waren, was den entscheidenden Frauen und Männern die Entscheidungsfindung erleichtern sollte. Der Aufwand hat sich offensichtlich gelohnt. Denn nachdem Pfarrgemeinderat und Domkapitel am Montagabend Für und Wider abgewogen hatten, fiel die Entscheidung einstimmig aus. "Ausschlaggebend waren dabei Argumente der theologischen Bedeutung des Zelebrationsaltars, des Ambo (Lesepult) und der Ästhetik des Chorraums" , heißt es in einer Presseerklärung des Erzbistums Freiburg von gestern, "der nach seiner Neugestaltung zu einer überzeugenden Klarheit des Stils zurückgefunden hat und auch das kostbare Altarbild von Hans Baldung Grien in neuer Aussagekraft hervorhebt." Um jedoch der Wertschätzung gerecht zu werden, die der Dreikönigs- und der St. Annenaltar bei den Gläubigen genießen, wurde ebenfalls beschlossen: "Zeitnah geeignete Orte ausfindig zu machen, an denen die beiden früheren Seitenaltäre ihrer Bedeutung entsprechend innerhalb des Münsters aufgestellt werden können." Dass sie jetzt nicht mehr an ihre alten Plätze zurückkehren werden, begründen beide Gremien nicht zuletzt mit der ästhetischen Schönheit und dem geistlichen Charakter des Freiburger Münsters, die überzeugend miteinander verbunden werden müssten. "Mit einer Wiederaufstellung der Altäre an den früheren Orten würde diesem Ziel nicht entsprochen."
Gerhard M. Kirk, 14.2.2007, www.badische-zeitung.de

 

Ohne oder mit - das ist die Frage 

Kopien des Dreikönigs- und des St. Annenaltars als anschauliche Entscheidungshilfe für die "Möblierung" des Münsters

Als Volkes Stimme sich voriges Jahr laut dagegen erhob, den Dreikönigs- und den St. Annenaltar von den östlichen Vierungspfeilern im Münster verschwinden zu lassen, hatten es die Verantwortlichen in Dompfarramt und Domkapitel versprochen: Nach einigen Wochen ohne sollten Kopien der beiden Altäre an deren alte Plätze gerückt werden. Das Versprechen wurde gehalten: Übers Wochenende standen sie da als anschauliche Entscheidungshilfe, ob nach der Neugestaltung rund um den Zelebrationsaltar für die Originale hier noch Platz ist.  Nachdem die im Juli begonnenen Umbauarbeiten Anfang Dezember abgeschlossen waren, boten sich plötzlich ganz neue Einsichten in die gotische Kathedrale. Und selbst solche, die anfangs den Verlust der beiden Seitenaltäre beklagt hatten (und sich noch immer am Standort des Erzbischofsstuhls stoßen), lobten den beeindruckenden Durchblick, die überraschende Weite, die ganz anders wahrnehmbare Komposition des Münsters. Doch: Versprochen ist versprochen. Und so konnten sich am Samstag und am Sonntag Besucher und Besucherinnen der Pfarr- und Bischofskirche mit eigenen Augen ein Bild machen. Mitentscheiden, ob die Vierungspfeiler nun künftig altarfrei bleiben oder die beiden Altäre wieder ihre Standpunkte einnehmen werden, das können sie jedoch nicht. Die Entscheidung wird möglicherweise heute Abend fallen, wenn sich das Domkapitel (gleichsam die Regierung der Erzdiözese Freiburg) und der Pfarrgemeinderat der Dompfarrei (sozusagen deren Parlament) zusammensetzen, um die bedrängende Frage zu besprechen: Ohne oder mit? Wobei es nicht nur um ästhetische Überlegungen geht, sondern auch darum, die Gefühle derer im Blick zu behalten, denen das Münster als Raum für Gottesdienste ans Herz gewachsen ist. Und dazu gehörten eben auch Jahrhunderte lang die beiden nun "verschwundenen" Altäre. Der ältere von ihnen ist der 1505 von Hans Wydyz geschaffene Dreikönigsaltar, ursprünglich in der Kapelle des Kanzlers Konrad Stürtzel zu Hause (heute als "Basler Hof" Sitz des Regierungspräsidenten). 1789 kam der Altar ins Münster, wo ihm 1821 sein Platz am nordöstlichen Vierungspfeiler zugewiesen wurde. Hier diente er gleichzeitig als Weihnachtskrippe des Münsters. Mit diesem Standort wurde er zum Gegenstück des St. Annenaltars am südöstlichen Vierungspfeiler. Diesen Altar hatte 1748 die St. Annna-Bruderschaft der Wundärzte und Bader gestiftet. Beiden Altären verordnete die "Münsterbau- und Verschönerungscommission" Anfang des 19. Jahrhunderts eine Auffrischung, für die der Freiburger Bildhauer und Schreiner Joseph Dominik Glänz sowie sein Sohn Franz Sales sorgten: Sie verkleideten die Altartische neu mit geschnitztem Maßwerk, vergoldeten den Dreikönigsaltar und verpassten der spätgotischen Figurengruppe des Annenaltars — Marias Elten Anna und Joachim, Maria selbst samt Mann Joseph und Sohn Jesus — einen braunen Anstrich. Zur Zeit harren sie im Chorumgang der Entscheidung, wo künftig ihr Platz sein wird.
Kompletten Beitrag von Gerhard M. Kirk vom 12.2.2007 auf www.badische-zeitung.de
 
Blick zu Kopien von Dreikönigsaltar (links) und Annenaltar (rechts) am 12.2.2007 Blick zum Hochaltar am 12.2.2007 Kopie des Annenaltars (rechts) am 12.2.2007
Blick zu Kopien von Dreikönigsaltar (links) und Annenaltar (rechts) am 12.2.2007
 
Blick zum Hochaltar am 12.2.2007
 
 
Kopie des Annenaltars (rechts) am 12.2.2007
   
9 Uhr: Vor der Altarweihe am 11.12.2006  
9 Uhr: Vor der Altarweihe am 11.12.2006   11 Uhr: Die Weihe des Altars beginnt - Andrang der Fotographen am 11.12.2006


 

Neue Zeiten im Freiburger Münster

„Altäre des frühen 16. Jahrhunderts werden beseitigt, um Platz für eine große Treppe zu schaffen, die auf einen roten Steinblock zuläuft“ – so läßt sich wohl die von Matthias Gierth gepriesene Neuausstattung des Freiburger Münsters zusammenfassen. Er versucht, die Kritiker als etwas naive Lokalpatrioten oder sinistre Freimaurerjäger abzuqualifizieren. Wichtige Aspekte werden dabei aber nicht berücksichtigt.
Zum einen verlangt das Konzil an keiner Stelle, in historische Kirchen einen Volksaltar einzufügen. Wie Papst Benedikt kurz vor seiner Wahl unterstrichen hat, kann die erneuerte Liturgie ebenso gut an einem historischen Hochaltar gefeiert werden. Die Baupläne des Freiburger Metropolitankapitels spiegeln somit keine liturgische Notwendigkeit wider, sondern eine Ideologie der 1970er Jahre, die allmählich wieder als veraltet gilt. Vor kurzem berichtete die Wiener Kirchenzeitung, daß in einer Pfarrkirche dieser Stadt der Volksaltar wieder entfernt wurde, mit Billigung des Erzbischofs. Ohne dem Bildhauer Gutmann als Gestalter des neuen Altarbereichs nahetreten zu wollen, möchte ich doch fragen, ob man ernsthaft glaubt, daß sein handwerklich sicher ordentlicher roter Steinblock ein würdigerer und überzeugenderer Ort für die Eucharistiefeier als der von Hans Baldung Grien geschaffene Hochaltar ist. Aus konservatorischer Sicht scheint ein einzelner Volksaltar in einer Kirche tolerierbar, da ein solches Stück, wenn die Mode sich ändert, ohne bleibenden Schaden wieder entfernt werden kann. Daß jedoch Altäre des 16. Jahrhunderts einfach beseitigt werden (Stiftungen von Bürgern der Stadt, auf denen durch Jahrhunderte hindurch die Messe gefeiert wurde), das geht über bloßes Banausentum hinaus.
Leserbrief von Berthold Kreß M.A., Rheinischer Merkur vom 4.1.2007, www.merkur.de .
 

Die Zeitung hat eine gekürzte und entschärfte Fassung abgedruckt. Hier der vollständigen Text:
"Altäre des frühen 16. Jahrhunderts werden beseitigt, um Platz für eine große Treppe zu schaffen, die auf einen roten Steinblock zuläuft" - so läßt sich wohl die von Ihrer Zeitung gepriesene Neuausstattung des Freiburger Münsters zusammenfassen. Sie versuchten darin, die Kritiker als etwas naive Lokalpatrioten oder sinistre Freimaurerjäger abzuqualifizieren. Einige wichtige Aspekte werden dabei aber nicht berücksichtigt.
Zum einen verlangt das Konzil an keiner Stelle, in historische Kirchen einen Volksaltar einzufügen. Wie Papst Benedikt kurz vor seiner Wahl unterstrichen hat, kann die erneuerte Liturgie ebenso gut an einem historischen Hochaltar gefeiert werden. Die Baupläne des Freiburger Metropolitankapitels spiegeln somit keine liturgischen Notwendigkeiten wieder, sondern eine Ideologie der 1970er Jahre, die langsam wieder als veraltet gilt. Vor kurzem berichtete die Wiener Kirchenzeitung, daß in einer Pfarrkirche dieser Stadt der Volksaltar bereits wieder entfernt wurde, mit Billigung des Erzbischofs. Ohne dem Bildhauer Gutmann nahetreten zu wollen, möchte ich doch fragen, ob man ernsthaft glaubt, daß sein handwerklich sicher ordentlicher roter Steinblock ein würdigerer und überzeugenderer Ort für die Eucharistiefeier als der von Hans Baldung Grien geschaffene Hochaltar ist. Aus konservatorischer Sicht scheint ein einzelner Volksaltar in einer Kirche tolerierbar, da ein solches Stück, wenn die Mode sich ändert, ohne bleibenden Schaden wieder entfernt werden kann. Daß jedoch Altäre des 16. Jahrhunderts einfach beseitigt werden, Stiftungen von Bürgern der Stadt, auf denen durch Jahrhunderte hindurch die Messe gefeiert wurde und deren Skulptur wohl noch geschätzt werden wird wenn der Steinblock schon längst vergessen ist, geht über bloßes Banausentum hinaus. So sehr es mich als praktizierenden Katholiken schmerzt – ich glaube, daß sich die katholische Kirche in Deutschland in den letzten Jahrzehnten vom größten Förderer der Kunst zur größten Gefahr für unser aller (nicht nur der Katholiken!) baukulturelles Erbe entwickelt hat. Bei einem Profanbau wären solche Veränderungen niemals genehmigt worden, die Kirche ist aber von vielen Denkmalschutzbestimmungen ausgenommen. Vorgänge wie im Freiburger Münster sollten eine dringende Mahnung an den Gesetzgeber sein, diese Haltung zu überdenken.

20.5.2008
Berthold Kreß M.A., Kunsthistoriker, PhD Cantab
Junior Research Fellow in History of Art
Corpus Christi College, Cambridge, CB2 1RH, England
bjgak2@cam.ac.uk


©  by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 06.10.08