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Münsteraltar - Altarraum im Freiburger Münster
umgestalten?
 

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Umbau im Münster: Ambo, Chorraum, Dreikönigsaltar, Annenaltar, Zelebrationsaltar?

 
Blick nach Osten über Provisorium und Altarumbau zum Hochaltar am 13.7.2006


Blick nach Süden: Altartisch und Ambo (rechts)
  

  Blick nach Osten zum Bischofstuhl - hinten der Hochaltar
        

 

 

Zeitgeistliche Klotzmoderne

Diese zeitgeistliche Klotzmoderne im Münster, die doch schon längst von gestern ist, öffnet jetzt tatsächlich den Blick für die zeitlose Schönheit des reingotischen Bauwerks. Doch die profane Ästetik ist nur die eine Seite des Problems. Dass nämlich die zwölf Würfelkanten mit je 144 Zentimeter Länge an die 144 000 Bezeichneten aus Israel in der Apokalypse erinnern sollen, ist schon eine seltsame Zumutung, denn 12 mal 144 ist 1728. In Wahrheit ist der größte Türeingang im Münster 146 Zentimeter breit, und mit dem notwendigen Sicherheitsabstand von je 1 Zentimeter links und rechts ergab sich zufällig die Zahl 144 Zentimeter. Das ist an sich keine heilige, sondern eine kaufmännische Größe, und ein Würfel ist kein liturgisches, sondern ein magisches Symbol. Außerdem gehört zu jenen 144 000 aus Israel noch "eine große Schar" , die niemand zählen könnte . . . sie riefen mit lauter Stimme: "Heil unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme." Dieser verschwiegene Zusammenhang macht den neuen Bischofsthron in der Mitte so peinlich und problematisch.
BZ-Leserbrief vom 27.12.2006 von Josef Schäfer- Freiburg



Liturgie läßt keine andere Wahl

Der Standort der neuen Kathedra des Freiburger Erzbischofs wird viel als Ausdruck von Herrschsucht und Kleriaklismus kritisiert. Aber die erneuerte Liturgie und die Raumverhältnisse lassen keine andere Wahl. Wird der Bischofssitz an einem Vierungspfeiler oder an der Seite gegenüber dem Orgelspieltisch aufgestellt, ist die wirksame Leitung eines großen Gottesdienstes kaum möglich. Die guten Erfahrungen der letzten 20 Jahre führten zur jetzigen Lösung. Nachdem der alte Hochaltar zur Bildrückwand und zur Leuchterbank umfunktioniert wurde, wird man in der Nähe des neuen Hochaltars keinen besseren liturgischen und symbolischen Standort finden. Wenn auch ein schlichter Hochsitz viele versöhnen könnt, so gilt doch: Das Münster ist auch eine Bischofskirche! Dies verlangt, einen zentralen Platz für die Kathedra zu wählen: Inmitten des Klerus und im Angesicht der Gemeinde.
BZ-Leserbrief vom 27.12.2006 von Otto Scheib, Freiburg

 

Neu möbliert

Vollendet ist das hohe Werk. Das kann man ruhig so pathetisch sagen, schließlich dient es dem Gottesdienst: die neue Chorraumgestaltung im Münster. Das war's dann aber auch schon mit dem Pathos, das man hierfür locker machen mag. Denn was da unter Mitsprache aller möglicher Gremien, Räte, Kommissionen und Kapitel (und zudem flankiert von reichlichem Kirchenvolksprotest) in Stein gehauen, in Metall geformt und in Holz gezimmert wurde, hinterläßt einen mehr als nur zwiespältigen Eindruck.
Wer in aller Welt mag den ausführenden Künstler Franz Gutmann zum Beispiel überredet haben, diese matt-gülden schimmernden Leuchter mit ihrer Mischung aus Ikea-Design und Kaufhausbarock zu entwerfen? Warum sieht das Wappen am neuen Bischofstuhl aus, als hätte jemand eine Klebefolie per Farbkopierer erstellt und auf das Holz gepappt? Und weshalb erweckt der vordere Chorbezirk einen im wahrsten Sinn des Wortes unaufgeräumten Eindruck, nachdem jeder Domkapitular sein eigenes Sitz- und Betstühlchen bekommen hat? Die Inflation der Möblierung ist kein Meisterstück, zwingt aber den Blick auf sich. So mag sich das Wort von den vielen Köchen, die den Brei verderben, ausgerechnet an heiliger Stelle bewahrheiten.
Womöglich hätte man (auch wenn das nach langen provisorischen Lösungen wie ein Treppenwitz klingt) den Umbau zuvor testen sollen - mit einem Provisorium.
Andreas Strittmatter, 14.12.2006, www.stadtkurier.de

 

Altar im Münster

Die Proteste, mit denen bei der Altarweihe angeblich gerechnet wurde, sind ausgeblieben. Protesterregendes war nicht zu sehen. Den Menschen im Münster war jedenfalls auch bewusst, dass ein Gottesdienst keine Protestversammlung ist. Die mit dem Umbau des Altarraums gefundene Lösung erscheint gelungen. Wie Herr Kirk im Münstereck treffend feststellt, weitet "die neue Gestalt des Münsters den Blick für dessen alte Schönheit" . Insbesondere der Dreikönigsaltar, der uns am kommenden Weihnachtsfest fehlen wird, darf aber nicht auf Dauer im Kapellenkranz versteckt bleiben.
Auch ohne Modelle der beiden Altäre an den Seitenpfeilern, die Ende Januar angebracht werden sollen, ist für den Betrachter jedoch bereits jetzt leicht zu erkennen, dass durch die Wiederaufstellung dieser Altäre am bisherigen Standort die nun gewonnene Klarheit und Weite des räumlichen Eindrucks wieder verloren ginge. Deshalb sollte die Standortfrage anders gelöst werden.
BZ-Leserbief 13.12.2006 von Bernward Büchner, Freiburg

Wer in den letzten Monaten die Altarraumgestaltung vor Ort, hautnah, in allen ihren Facetten vorbehaltlos wahrgenommen, erfahren, mit allen Sinnen erspürt hat, darf sich nun im Staunen, Danken, Aushalten üben. Herausgeschält hat sich eine Schönheit, die an Ernst, Erhabenheit, Klarheit nicht zu übertreffen ist. In ihr hat aber auch und besonders das Kleine, Bescheidene Platz. Man muss es nur sehen (wollen). Die Wertschätzung des "Tau" , geht zurück auf zwei Stellen in der Bibel (Ez 9,6 und Offb 7,3), in denen das "Tau" , ein Buchstabe des griechischen beziehungsweise der letzte Buchstabe des hebräischen Alphabets, als Zeichen für die Erwählung durch Gott und seinen Schutz beschrieben wird. So lädt der Ambo alle ein, angesichts der Radikalität des kommenden Weihnachtsfestes verstehensbereiter, toleranter, friedfertiger aufeinander zuzugehen. Bewegung und Gegenbewegung dürften in einem "Nachdenken" ihren Platz finden, auf dem sich jeder/jede gut aufgehoben fühlen darf. Nicht nur zur Weihnachtszeit — sondern darüber hinaus... Der Tisch des Herrn lädt dazu ein. Und der "Thron" ist nun wirklich bescheiden ausgefallen.
BZ-Leserbief 13.12.2006 von Susanne J. Colombel, Freiburg

Heftig - teilweise emotional - wurde die Diskussion geführt, nachdem Pläne und Modelle zur Umgestaltung des Chorraumes unseres Münsters der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Jetzt — nach intensiver Planungs- und Bauzeit - ist das Ergebnis sichtbar und kann sich wahrlich sehen lassen. Der neugestaltete Chorraum strahlt Weite und Ruhe aus und gibt dem gesamten Kirchenschiff eine angemessene Größe und Würde. Die neuen Sandsteinstufen überzeugen in ihrer planerischen und handwerklichen Ausbildung; der Anschluss an die Vierungspfeiler ist gelungen. Die vom Bildhauer Franz Gutmann gewählte Formensprache der "Einbauten" ist reduziert, zeitlos, nicht historisierend und auf das Wesentliche beschränkt. Die in die Mitte gestellte "Kathedra" ermöglicht weiterhin den freien Blick auf den Hochaltar und gibt diesem Platz die ihm zukommende Bedeutung. Der Altar und der Ambo aus poliertem schwedischen Granit stehen in ihrer Gestaltung und Materialität in einem guten Spannungsverhältnis zum Umgebungsbereich. Sie sind eigenständig, selbstbewusst und ausdrucksstark; sie ordnen sich dennoch überzeugend in den Gesamtraum und den baulichen Kontext ein. Beide Elemente sind fest im Boden verankert. Der Verzicht auf jegliche Ornamentik ist wohltuend. Die neuen Chorstühle runden dieses positive Gesamterscheinungsbild ab. Allen an der Planung und am Bau Beteiligten gilt es Dank für ihre gute Arbeit zu sagen. Man wird sehen, dass dieses zunächst etwas ungewohnte Bild des neugestalteten Chorraumes bei Kirchgängern und Besuchern des Münsters sehr bald auf eine breite Zustimmung stoßen wird. Bleibt zu wünschen, dass noch eine gestalterische — oder auch funktionale - Verbesserung für den Orgelspieltisch erarbeitet wird. Unverzichtbar wird es allerdings sein, einen für alle einsehbaren und damit erlebbaren Standort für den unverwechselbaren "Dreikönigsaltar" und auch den "Annenaltar" zu finden. Bei gutem Willen aller Beteiligten wird es hierfür eine angemessene, würdige Stelle im Münster geben.
BZ-Leserbief 13.12.2006 von Wulf Daseking, Leiter des Stadtplanungsamtes, Freiburg

 

Zeichen der Ehrfurcht - Stuhl und Tisch

Das gibt´ s in römisch-katholischen Kirchen nur ganz selten: Dass der Priester "vergisst" , zu Beginn eines Gottesdienstes den Altar zu küssen (wie es auch Liebende zur Begrüßung tun). Gestern war selten. Denn der neue Altar war anfangs, ungeweiht, noch nicht der "Tisch des Herrn" . Also verzichtete der Erzbischof auf dieses sonst übliche Zeichen der Ehrfurcht, bevor er sich auf seine neue Cathedra aus rotem Granit und hellem Eichenholz setzte.

Und da zeigte sich, dass die Kritiker eines "Throns" zwischen Zelebrations- und Hoch-Altar Recht haben: An dieser Stelle stört er die ansonsten stimmige Harmonie der beiden so unterschiedlichen Altäre. Mag auch der Protest dagegen gestern nicht sichtbar geworden sein - an diesem Platz wird der Bischofsstuhl ein Keil zwischen Hirt und Herde bleiben, trotz der gekappten Spitze wie ein Fremdkörper zwischen der alten und der neuen Mitte des Münsters stehen.

Doch wie der Kirche nichts Menschliches fremd ist, ist auch dieser Stuhl nicht unverrückbar, ohne die kirchliche Stellung eines Erzbischofs zu schmälern. Dem Frieden der um den Altar gesammelten Gemeinschaft würde eine ein wenig an die Seite gerückte Cathedra jedenfalls gut tun. Auch das wäre ein Ausdruck jener Ehrfurcht, mit der sich der Erzbischof am Ende des Gottesdienstes gestern im Münster mit einem Kuss vom Altar verabschiedete.

Münstereck am 11.12.2006 in der Badischen Zeitung

 

Weihe des neuen Altars am 10. Dezember

9.30 Uhr: ... vor der Messfeier
 
 
10 Uhr: Eröffnung durch den Erzbischof am Lesepult (Ambo)
 
11 Uhr: Die Weihe des Altars beginnt - Andrang der Fotographen am 11.12.2006
 
11.15 Uhr: Verbrennen von Weihrauch auf dem neuen Altartisch
 
11.30: Beginn der Eucharistiefeier
 
 
12 Uhr: Der Erzbischof auf dem Bischofstuhl (Cathedra)
 
   
12.30 Uhr: Ruhe nach der Messfeier
Ambo, Altartisch und Cathedra (von rechts)
   

Sonntag, 10.12.2006, ab 10 Uhr im Freiburger Münster
Feier der Heiligen Eucharistie und Weihe des neuen Altars
I. Eröffnung
II. Wortgottestdienst
III. Weihe des Altars
- Litanei
- Besprengung des Altars mit gesegnetem Wasser
- Salbung des Altars mit Chrisam
- Verbrennung von Weihrauch auf dem Altar
- Schola - Wechselgesang
- Weihegebet
- Auflegen des Altartuches
- Festliches Anzünden der Lichter am Altar
IV. Eucharistiefeier
V. Abschluß

Orgel: Prof Klemens Schnorr
Choralschola
Leiung und Kantor: Dompapellmeister Boris Böhmann
Tomoko Maria Nishioka, Sopran 1
Konstanze Ruttloff Sopran 2
Stephanie Zink, Alt
Pascal Arets und Benno Trautmann, Hörner
Münsterorchester
Mädchenkantorei am Freiburger Münster
Leitung: Domkantorin Martina von Lengerich

Draußen auf dem Münsterplatz mit 5 Grad endlich mal winterlich kälter, innen in der Kirche gemütlich warm. Das Münster war voll besetzt, sogar die Stehplätze wurden gegen 10 Uhr rar. Die Musiker spielten und sangen wunderbar - insbesondere die Mädchenkantorei beim "Ostkirchlichen Hymnus". Die Presse forderte Tribut (Blitzlichtgewitter, Radiointerviews, Fernsehausleuchtung). Kerzen, Weihrauch, Adventskranz, Blumen. Die Gemeinde sang und betete. "Te deum" nach dem Segen. Sicher ein eindrucksvoller Gottesdienst - wenn da nicht bei vielen so ein Gefühl wäre .... Und nach dem Verlassen des Münsters schien sogar die Sonne ringsum.
Ekke, 10.12.2006

 

Harmonie in rotem Granit

Der Bildhauer Franz Gutmann hat den Altarbereich neu gestaltet. Am Sonntag nimmt Erzbischof Zollitsch die Weihe vor Mehr als 15 Jahre sind seit der Ausschreibung vergangen. Das Ergebnis kann sich sehenlassen. Selbst die Kritiker werden damit leben können.

An das exakte Datum kann sich Anton Bauhofer schon gar nicht mehr erinnern. Nur dass es vor mehr als 15 Jahren gewesen sein muss, als die erste Ausschreibungsrunde lief, ist dem Leiter des Erzbischöflichen Bauamts Freiburg im Gedächtnis geblieben. Und dass es für alle Beteiligten ein Glück ist, nun mit dem Entwurf des Münstertäler Künstlers Franz Gutmann endlich am Ziel zu sein – auch das steht für den 48-Jährigen außer Frage.

Wenn Erzbischof Robert Zollitsch an diesem Sonntag den neuen Altar der Bischofskirche weiht, kommt tatsächlich ein jahrelanger Nachdenkprozess zum Abschluss. Denn in Freiburg war – wie in vielen anderen deutschen Kathedralen – nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils der Altarbereich zunächst nur provisorisch umgestaltet worden. Die Zuwendung des Priesters zu den Gläubigen, die Einführung des Volksaltars machten eine umfassende Neuanordnung nötig, die das Domkapitel seinerzeit nicht ohne ausreichende Praxiserprobung in Stein meißeln lassen wollte. In der Stadt an der Dreisam ordnete man den provisorischen Zelebrationsaltar am Übergang von gotischem Chor und romanischer Vierung an und setzte eine Stufenanlage aus Holz davor. Derart überzeugend gelang dieses Provisorium, dass schon wenige Jahre nach der Errichtung die meisten Gotteshausbesucher vergessen hatten, dass die Komposition nur vorübergehenden Charakter haben sollte. Doch es zeigte sich, dass bei festlichen Pontifikalgottesdiensten mit mehreren Konzelebranten der Platz um den Volksaltar zu eng war, um sich nicht ständig auf die Füße zu treten. Verschärft wurden die Schwächen durch die Tatsache, dass die Provisoriums-Konstruktion am nordöstlichen und südöstlichen Vierungspfeiler auch zwei Seitenaltäre mit einschloss: den Dreikönigsaltar und den Anna-Altar. So wurde der Chorraum zusätzlich verengt. Es sollten diese beiden Altäre sein, die wesentlich dafür sorgten, dass der Umgestaltungsprozess alles andere als harmonisch verlief. „Schon in der ersten Ausschreibung mussten die Künstler zwei Entwürfe einreichen“, sagt Bauhofer, „einen, der die Seitenaltäre an ihrem Platz beließ, und einen, der auf sie verzichtete.“ Dass eine Lösung ohne Seitenaltäre, die den Kirchenraum im wahrsten Sinne des Wortes unverstellt zur Geltung kommen lässt, auf Widerspruch stoßen würde, war den Verantwortlichen durchaus klar: Die Figuren der Altäre stammen aus dem 16.Jahrhundert, die Altarschreine wurden im 19.Jahrhundert neugotisch umgestaltet. Vor allem der Dreikönigsaltar erfreut sich bei der Freiburger Bevölkerung großer Beliebtheit: Zur Weihnachtszeit wird er zur Krippe umgestaltet.

Der erste Künstlerwettbewerb brachte kein abschließendes Ergebnis. Ein zweiter wurde ausgelobt, doch die Resultate stießen in den Entscheidungsgremien von Domkapitel und Münsterpfarrei erneut auf wenig Gegenliebe. Auch die Denkmalpflege schaltete sich ein. Sie bestand auf einem Ensemble, das die Seitenaltäre nicht entfernte. „Es war zum Verzweifeln“, sagt Bauhofer. „Wir hatten keine überzeugenden Entwürfe, keine Künstler mehr, dafür zwei Seitenaltäre, die um der Klarheit der Konstruktion willen kein Verantwortlicher außer dem Denkmalamt haben wollte.“ In beiden Ausschreibungen allerdings lag der Entwurf Franz Gutmanns stets in Führung. Nur für einen Auftrag reichte es eben nicht. „Man muss standhaft und stur sein“, sagt der Künstler mit dem langen weißen Bart, wenn er an die Zeit zurückdenkt. Zwar gibt er zu, nur widerstrebend die vielen Änderungswünsche aufgenommen zu haben. Doch die Aussicht, seine Laufbahn mit einer Arbeit für das Münster zu krönen, ließen schließlich manche Eitelkeit zurücktreten. „Irgendwann war es so weit. Ich hatte die Herren mit meinen Ideen überzeugt.“ Die Lösung, die der 78-Jährige für das Münster erarbeitet hat, umfasst nun eine in Sandstein ausgeführte Stufenanlage etwa in den Maßen des bisherigen Modells. Einen neuen, 144 Zentimeter großen quadratischen Volksaltar mit tragendem Boden, der auf die Zahl der Geretteten in der Apokalypse anspielt. Die Kathedra, den Ambo sowie ein verändertes Chorgestühl. An allen Stellen hat Gutmann mit exakten Maßen gearbeitet: Das Quadrat des Altars spiegelt das Quadrat der Vierung wider – eine Herangehensweise, die deutlich werden lässt, dass der Künstler sein Handwerk als Meisterschüler von Ewald Mataré gelernt hat. Bei den Altar-Materialen entschied sich Gutmann für rötlich-dunkel geschliffenen Granit. „Bewusst haben wir keinen Sandstein gewählt, um mit dem harten Material die besondere Bedeutung des Altargeschehens zu unterstreichen.“ Dennoch hat das ausgewählte Rot farblich eine große Nähe zu den Schattierungen der für das Münster sonst verwendeten Sandsteine. Damit das Raumgefüge gewahrt bleibt, befinden sich Altar und Kathedra exakt an ihrem bisherigen provisorischen Standort. Nur der Ambo ragt einige Zentimeter über die Stufenanlage hinaus. „So wird deutlich, dass das Wort Gottes zu den Menschen geradezu hindrängt“, sagt Weihbischof und Dompropst Paul Wehrle.

Die Gesamtkonzeption freilich wollte so gar nicht zu den Freiburgern „hindrängen“. Im Gegenteil. Als die Diözese zu Jahresbeginn die Pläne öffentlich vorstellte, hagelte es in einem Maße Kritik, wie es wohl niemand im Ordinariat erwartet hatte. Von einer „roten Schlachtbank“ war beim Altar die Rede, von Freimaurertum wegen der 144er-Zahl, einem Thron aus Stein, den sich der Erzbischof als Demonstration seiner Macht in die Mitte der Kathedrale pflastere. Der Sprecher der Bedenkenträger, der emeritierte Pharmakologie-Professor Klaus Starke, sammelte in kurzer Zeit weit über 1000 Protestzuschriften. „Keine halben Sachen. Reißt das ganze Münster ab“, hieß es darin. Und: „Gegen den Willen der Herde!“ Auch auf Gutmann selbst richtete sich der Protest. „Wir stecken dein Haus an“, drohten anonyme Anrufer bei Nacht. Den Künstler ließ das kalt. Protest aus Freiburg – das war er gewohnt: Vor Jahren schon hatte seine Kreuzesdarstellung in der Universitätskirche der Stadt heftige Wogen ausgelöst.

Im Ordinariat verfehlte die Wut ihre Wirkung nicht. „Natürlich hat der Protest uns nachdenklich gemacht“, gesteht Weihbischof Wehrle. Man habe möglicherweise unterschätzt, welch hohe emotionale Bindung die Freiburger an gerade diese Form und Ausgestaltung des Münsters hätten. Zugleich weist er aber fast energisch darauf hin, dass die schweigende Mehrheit mit den Plänen durchaus einverstanden gewesen sei. Zusammen mit Franz Gutmann modifizierte man in der Folge den Entwurf. Dass dies alles andere als ein einfaches Unterfangen war, verrät Wehrle auch: „Wir haben“, so der Weihbischof vielsagend, „mit Herrn Gutmann in spannungsreicher Weise, aber miteinander eine Lösung erarbeitet.“ Nun wechseln Holz und Stein beim Bischofsstuhl einander ab, ist die Lehne in der Höhe so gehalten, dass der Durchblick aus dem Mittelschiff auf das Altarbild von Hans Baldung Grien nicht gestört ist. Den Ort der Kathedra allerdings, der ebenfalls viel Kritik erfuhr, wollten Bischof und Domkapitel dann doch nicht verschieben. Der Freiburger Oberhirte sitzt künftig, wie schon bisher beim Provisorium, in der Achse zwischen Hochaltar und Volksaltar. „Aus Gründen der Symbolik ist das der richtige Platz“, weiß der Weihbischof: „Der Bischof ist der Lehrer der Kirche. Er steht damit inmitten der Gläubigen, diesen aber immer auch gegenüber. Das wird durch die jetzige Anordnung augenfällig.“ Auch die römischen Liturgierichtlinien wollen es so.
  
Für Wehrle spiegelt sich in den Auseinandersetzungen vor allem eine grundsätzliche Frage wider:„Ist ein Kirchenraum ein Museum, das nicht angetastet und verändert werden darf? Oder ein Ort der Anbetung und Liturgie, an deren Bedürfnisse er geradezu zwingend von Zeit zu Zeit angepasst werden muss?“ Die Antwort gibt ein Blick in die lange Geschichte des Münsters wie von selbst: Allein in den letzten 300 Jahren findet sich in Freiburg kaum eine Zeit ohne Umbauten: Im Barock legte man die ehemals hohen Fußböden im Chor und in der Vierung tiefer, der Renaissance-Lettner aus dem 16. Jahrhundert wurde eingerissen, ein Dutzend barocker Altäre kamen hinzu, ab Ende des 18 Jahrhunderts wurde fast die komplette Ausstattung im neugotischen Stil erneuert, die wiederum nach 1945 entscheidend reduziert wurde. Weil Wandel nach Ansicht Anton Bauhofers konstitutiv für ein Gotteshaus ist, ist sich der Bauamtsleiter auch sicher: Die meisten Freiburger werden den neu gestalteten Innenraum annehmen, wenn sie ihn – fertig gestellt – erst einmal sehen. „Viel Protest hatte schlichtweg mit Unkenntnis zu tun. Die Freiburger werden uns am Ende zustimmen.“ Franz Gutmann hat ebenso keine Zweifel: „Die Lösung, die ich geschaffen habe, passt hinein, sie ist präzise gearbeitet und wird überzeugen.“ Längst ist auch das Denkmalamt einverstanden – ohnehin erfolgten alle Bauschritte stets in enger Abstimmung. Es wäre auch töricht gewesen, mit den Behörden den Konflikt zu provozieren, schließlich werde man noch oft miteinander zu tun haben, heißt es aus dem Ordinariat. Zugleich fügt man dort aber auch hinzu, man habe dennoch darauf bestanden, dass liturgische Überlegungen – wie es dem Denkmalschutzgesetz entspricht – in Kirchenräumen ausschlaggebend sind.
Durchgesetzt hat das Denkmalamt, dass die beiden entfernten Seitenaltäre nicht aus dem Gotteshaus insgesamt herausgenommen werden. Stattdessen ist ein Platz im Chorkranz reserviert. Dort sollen sie auch künftig für die Gläubigen zugänglich sein – wenn, ja, wenn sie nicht am Ende doch wieder an die Vierungspfeiler zurückwandern. Denn da der Protest über die Entfernung von Dreikönigsaltar und Anna-Altar einfach nicht enden will, hat die Bistumsleitung eine erst vorläufige Entscheidung gefällt. Ende Januar werden an die beiden Seitenpfeiler 1:1-Modelle der Altäre angebracht, um erneut zu prüfen, ob sie nicht doch eben hier ihren Platz haben. „Manchmal wünschte ich, wir hätten gleich insgesamt Nägel mit Köpfen gemacht“, sagt Paul Wehrle. Dann hält er inne und fügt hinzu:„Aber wenn ich an die Frau denke, die mir unter Tränen sagte: ,Schade ist es schon, dass wir die Altäre jetzt nicht mehr zum Beten haben', ist es gut, dass wir uns noch einmal Bedenkzeit auferlegt haben.“
Matthias Gierth, 7.12.2006, www.rheinischer-merkur.de 

Antwort zu diesem Leserbrief: Neue Zeiten im Freiburger Münster >Muensteraltar2 (4.1.2007)

 

Anders, aber nicht verfremdend

An diesem zweiten Adventssonntag wird die Umgestaltung im Münster mit der Weihe des neuen Altars gleichsam "abgesegnet"

"Das uns als eine kostbare Gabe anvertraute gotische Münster ist nun in seiner Komposition besser erkennbar." Weihbischof und Dompropst Paul Wehrle gefällt, welch andere Blicke die Freiburger Kathedrale mit dem neu gestalteten Raum um den ebenfalls neuen Zelebrationsaltar jetzt ermöglicht. Erzbischof Robert Zollitsch wird ihn an diesem Sonntag weihen. Nach gut fünf Monaten Bauzeit — und tausendfachem Protest gegen die Umgestaltung.

Seit mehr als zwanzig Jahren ist sie schon im Gespräch (so lange liegt auch schon das dafür notwendige Geld bereit, in gerade gültiger Währung 450 000 Euro). Doch Künstlerwettbewerbe brachten keine passende Lösung für das als Problem erkannte, seit 18 Jahren genutzte Provisorium aus Holzstufen: zu wenig Bewegungsfreiheit rund um den Zelebrationsaltar (an dem die Messe gefeiert wird); zu groß die Gefahr von Unfällen auf der Stufenanlage; zu wenig Raum für die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) veränderte Liturgie (also der religiösen Ausdrucksform). Schließlich legte die Kirchenleitung die knifflige Aufgabe, die Sprache der Kunst und die Sprache der Liturgie in Einklang zu bringen, in die Künstler-Hände von Franz Gutmann. Der Professor aus dem Münstertal entwarf und verwarf und entwarf am Ende eine Altarinsel aus rotem Sandstein mit einem Altar und einem Ambo (an dem aus der Bibel gelesen und gepredigt wird) aus rotem Granit und mit einem Chorgestühl aus Eiche. Aus beidem — Granit und Eiche — ist auch die Cathedra (der Bischofsstuhl). Deren Standort zwischen dem Zelebrationsaltar und dem Hochaltar von Hans Baldung Grien erregte die Gemüter bald ebenso heftig wie das inzwischen verwirklichte Vorhaben, wegen der neuen Stufenanlage den Dreikönigsaltar und den Annenaltar von den beiden östlichen Vierungspfeilern verschwinden zu lassen. Dagegen erhob sich geradezu ein Aufschrei der Empörung im Münster und in der Stadt. Von "Ignoranz gegenüber dem Kunstwerk Münster" war die Rede, von mangelndem "Respekt vor der gotischen Architektur" , von "Entsetzen" , von "Geschmacklosigkeit" , von "Destruktoren" und deren "Eitelkeit" , von einem "Sakrileg" gar.
Für diese anderen Interessen, diese anderen Anliegen, dieses andere Wahrnehmen dessen, was Dompfarrei und Bistumsleitung in Gang setzten, hat Paul Wehrle durchaus Verständnis: "Wir hatten nie die Absicht zu spalten, sondern wir möchten ein wachsendes Einvernehmen um den Altar in der Mitte." Deshalb sei zum Beispiel die Cathedra, die manche schon einen unzeitgemäßen Bischofsthron nannten, um ihre eigentlich geplante dreieckige Spitze auf der Lehne gekürzt worden. "Schließlich wollen wir den Blick auf den kostbaren Hochaltar nicht verstellen." Und auch bei den beiden in den Chorumgang gewanderten Seitenaltären sei das letzte Wort noch nicht gesprochen — da soll im Januar mit Modellen in Originalgröße noch mal nach einem geeigneten Platz gesucht werden.
Der neue Altar dagegen steht fest. Franz Gutmann hat ihn nämlich als einen quadratischen Tisch mit einer Kantenlänge von 144 Zentimetern gestaltet, die Beine fest auf einer Granitplatte stehend, die fast völlig in den Boden der Altarinsel versenkt ist. "Wie ein Punkt, auf den sich alles konzentriert" , sagt der Künstler, "es ist ja auch der Tisch des Herrn." Und während Kritiker den Künstler wegen des 144er Maßes gar des Freimaurertums verdächtigten, stellt der Dompropst klar: Diese Zahl erinnert an die in der Apokalypse des Johannes genannten 144 000 Menschen (je 12 000 aus den zwölf Stämmen Israels, also eine Vervielfachung der für Vollkommenheit stehenden Zahl 12), die nach damaligen Vorstellungen am Ende der Welt gerettet werden sollen. Für Paul Wehrle jedenfalls ist der Versuch, das Münster voller Respekt weiterzubauen, gerade auch mit dem neuen Altar gelungen. "Die eckige Form ist deutlich anders als die runde der Pfeiler, auch der rote Granit ist erkennbar anders als der alte Sandstein — aber nicht verfremdend." Dennoch wird mit Protesten gerechnet, wenn an diesem 10. Dezember um 10 Uhr die Eucharistiefeier beginnt, die dem neuen Altar seine Weihe gibt.

Münstereck: Neue Gestalt in alter Schönheit - Das umgestaltete Münster
Eigentlich ist ein Altar in der christlichen Überlieferung ein Tisch, um den sich eine Gemeinschaft sammelt. Und Bischöfe sollen Hirten sein, die die Herde zusammenhalten, die weißen wie die schwarzen Schafe. Der neue Altar samt seiner umgestalteten Umgebung im Münster jedoch drohte die Gemeinde zu entzweien. "Arroganz der Macht" wird den Kirchenoberen vorgehalten (vor allem mit Blick auf die Positionierung des Bischofsstuhls zwischen den beiden Altären). "Missachtung der Volksfrömmigkeit" wird ihnen vorgeworfen (vor allem mit Blick darauf, dass der Dreikönigs- und der Annenaltar der neuen Stufenanlage Platz machen mussten). "Verschandelung des gotischen Juwels" wird ihnen angelastet (vor allem mit Blick auf Farb- und Formgebung der neuen Münstermitte). So empfinden es Menschen. Andere sehen es anders. Beide Seiten verdienen Respekt für ihr Engagement, mit dem sie ausdrücken, dass ihnen "unser Münster" am Herzen liegt. Da hilft letztlich nur eines: Die einen finden möglichst rasch einen zugänglichen und annehmbaren Platz für die beiden verschwundenen Altäre; die anderen treten durchs Hauptportal ein, bleiben still stehen und staunen ergriffen, wie die neue Gestalt des Münsters den Blick für dessen alte Schönheit weitet. "Um Himmels willen!" , wird es nun heißen. Ja, gerade deshalb.
Gerhard M. Kirk, 9.12.2006, www.badische-zeitung.de

 

Die Kathedra im Münster

Neuer Altarraum im Freiburger Münster wird eingeweiht – Aus Provisorium wird fester Platz

Nach 18 Jahren Provisorium und einem Jahr heftiger Diskussionen wird am Sonntag, 10. Dezember, der neue Altarraum im Münster geweiht und zugleich eingeweiht. Ab dann wird Erzbischof Dr. Robert Zollitsch seinen festen Platz zwischen Altar und Hochaltar haben. Der Weg dahin war steinig. Viel steiniger, als es sich  Erzbischof und Domkapitel hatten vorstellen können, als sie im Herbst vergangenen Jahres mit ihren intern beschlossenen Plänen zur Umgestaltung des Altarraums an die Öffentlichkeit traten. Hatte man sich doch endlich zu aller Zufriedenheit mittels zweier ausgeschriebener Wettbewerbe und einer abschließenden Modifizierung des vom Münstertäler Bildhauer Franz Gutmann vorgeschlagenen Modells geeinigt. Doch da ging die Diskussion in der Öffentlichkeit erst richtig los.

Eines der Streitobjekte: die Kathedra, die sowohl in ihrer ursprünglich vorgesehenen Form (mit spitz ausgezogener Lehne) als auch mit ihrem Standplatz im Visier zwischen Altar und Hochaltar die Gemüter erregte. Sie würde den Erzbischof zu sehr als Herrscher präsentieren und den ungehinderten Blick auf das Altarbild beeinträchtigen, so der Vorwurf. „Völlig zu Unrecht“, bestreitet Domkapitular Wolfgang Sauer, der alle Zweifel im internen Gespräch zwischen Erzbischof und Domkapitel für genügend ausdiskutiert hält. „Das Missverständnis vieler Bürger begann schon damit, dass sie gar nicht wussten, dass es sich bei dem bisherigen Holz-Arrangement nur um ein Provisorium handelte“, so Thomas Maier, Pressesprecher der Erzdiözese. Dieses war vor 18 Jahren im Zuge der Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils errichtet worden, unter anderem zum Zweck, die endgültig optimale Lösung für das Nebeneinander der Altäre, des Ambo und der Kathedra erst noch austarieren zu können. Da man aber mit den jeweiligen Standplätzen fast von Anfang an zufrieden war, blieb es dabei – bis heute.
Was zur endgültigen Zufriedenheit der Nutzer fehlte, war ein fester Sitz für den Erzbischof, der zwar seit  dem Jahr 1827 – nach Konstanz – Freiburg zum Bischofssitz und somit das Münster zur Kathedrale erhoben hatte, der sich aber bislang mit einem mobilen Holzstuhl abfinden musste und nur zu Hochfesten in den Mittelpunkt der Kirche rücken durfte. Diesem Zustand soll nun endgültig Abhilfe geschafft werden. Ab Sonntag hat nicht nur der Erzbischof seinen festen Sitz im Zentrum. Auch Altar und Ambo bringen durch ihre Standorte und Materialien (einheitlich aus Granit)  Symbolik und Wert in der Liturgie zum Ausdruck. Der Altarraum ruht auf einer Stufenanlage aus Sandstein, die Altar und Ambo in die Vierung rückt. Die Standorte der beiden beim Volk  sehr geschätzten Seitenaltäre, Anna- und  Dreikönigsaltar, sollen bis Januar  im Modell erprobt werden, bevor eine endgültige Entscheidung über deren Verbleib gefällt wird.
Reinhold Wagner, 6.12.2006, www.freiburger-wochenbericht.de


 

Aufschrei der Empörung ist unangemessen

In einer neuerlich emotional aufgewühlten Atmosphäre scheint es angezeigt darauf hinzuweisen, dass der Erzbischof zusammen mit dem Domkapitel eingehend beraten und dabei auch die kritischen Argumente bedacht haben, die in den zurückliegenden Monaten laut wurden. Von einer Dialogverweigerung und bisweilen unterstellten Absicht einer selbstherrlichen Entscheidung über die Köpfe der Gläubigen hinweg kann keine Rede sein. Im Mittelpunkt stand das Interesse, in transparenter Weise zu informieren und entstandene Missverständnisse auszuräumen. Die jetzt entschiedene Lösung der Neugestaltung des Chorraums, einschließlich der immer wieder hinterfragten bischöflichen Kathedra, entspringt einem langjährigen und verantwortungsvoll geführten Prozess der Meinungsbildung, der intern mit einer größeren Meinungsvielfalt verlief, als es nach außen den Anschein haben mag. Womit die in der Sache zuständig befassten Institutionen und Gremien nicht gerechnet haben, war die plebiszitartig angelegte Gegenbewegung, in der nicht zuletzt der Freiburger Erzbischof gleichsam als dem Volk entrückter Herrscher auf einem Thron und die Priester des Domkapitels als ignorant und machtbesessen dargestellt wurden.
Müssen wir, so frage ich, so miteinander umgehen? Wer sich in diesen Tagen die Baustelle im Münster anschaut, ahnt, dass sich eine ästhetisch sehr ansprechende Lösung anbahnt. Der vielfach diskutierte bischöfliche Stuhl wird bescheiden ausgeführt sein und den Blick auf das großartige Altarbild des Hans Baldung Grien in keiner Weise beeinträchtigen. Die Frage nach dem Verbleib der Seitenaltäre wird in Rücksprache mit dem Denkmalsamt derzeit bewusst offen gehalten. Der bisherige Altar und auch der künftige, wie das Gotteshaus insgesamt, stehen für eine Botschaft, die unseren gegenseitigen Umgang in die Pflicht nimmt. Einen Aufschrei der Entrüstung, man müsse das Münster vor einer Horde von Banausen schützen, halte ich für unangemessen und — das mögen sich manche überlegen — im Einzelfall auch beleidigend.
BZ-Leserbrief vom 30.11.2006 von Wolfgang Sauer, Domkapitular, Freiburg

Hochaltar von Hans Baldung ungeschützt im Baustaub

Seit Beginn der Bauarbeiten zur Neugestaltung des Chorraumes war ich dreimal im Münster. Zweimal, im Juni und zuletzt am 2. November, fand ich den Hochaltar von Hans Baldung ungeschützt dem Baustaub und den Erschütterungen eines Presslufthammers ausgesetzt. Ich habe beide Male den zuständigen Behörden mein Erstaunen zum Ausdruck gebracht und erlaube mir heute nochmals einen Vorstoß und eine Bitte: Wer auch immer dafür zuständig ist möchte sich doch zumindest nach denBauarbeiten um die fachgerechte Reinigung durch einen kompetenten Restaurator dieses einmaligen und weltweit bekannten Werkes des großen deutschen Renaissancekünstlers kümmern und es bitte nicht mit einem Staubsauger reinigen lassen.

Es grenzt an Fahrlässigkeit, diesem Werk von unermesslichem künstlerischen Wert, das seit 1515 so viele Katastrophen unbeschadet überlebte, offensichtlich keine große Beachtung zu schenken und es während der Bauarbeiten nicht wirksam geschützt, geschweige es an einen sicheren Ort gebracht zu haben. Seinen materiellen Wert kann man nur erahnen: ein wesentlich kleineres Werk des gleichen Künstlers (die "Landgrafentafel" in Karlsruhe) wurde vor kurzem auf 8 Millionen Euro geschätzt.
BZ-Leserbrief von Rosemarie Faidutti, Hinterzarten, 23.11.2006

 

An alle Freunde des Münsters

An alle Freunde des Münsters

Unter dieser Überschrift habe ich am 1. Juli hier eine Kritik am geplanten Umbau der Ostteile des Münsters und die Bitte um Verzicht darauf veröffentlicht.

Der Kritik und Bitte haben sich 1211 Personen angeschlossen. Die ersten 1035 Zuschriften wurden Herrn Erzbischof Dr. Zollitsch am 18. Juli zugestellt. Er hat nicht geantwortet.

Interessenten an
- einer Auswahl von Zuschriften,
- meinem Begleitbrief an den Erzbischof und
- einer Eingangsbestätigung von Herrn Weihbischof Dr. Wehrle
erhalten diese Texte auf Wunsch von mir geschickt oder können sie im Internet unter
www.freiburg-schwarzwald.de/muenster-starke.htm
einsehen.

Professor Dr. med. Klaus Starke
Sonnhalde 10
79104 Freiburg im Breisgau
klaus.starke@gmx.de

Anzeige in der Badischen Zeitung vom 28.10.2006

Anzeige "An alle Freunde" im Original downloaden >Muenster-AnAlleFreunde081028 (62 KB)

 

Wir wollen keinen Rückschritt

Im Gespräch mit der BZ antwortet Erzbischof Robert Zollitsch auf den tausendfachen Protest gegen die Neugestaltung im Münster

Dem öffentlichen Aufschrei zum Trotz wird im Münster mit Hochdruck auf den 10. Dezember hingearbeitet. Dann nämlich sollen der neue Altar aus rotem Granit geweiht und gleichzeitig auch seine neu gestaltete Umgebung sozusagen abgesegnet werden. Zu dem tausendfachen Protest gegen diese Umgestaltung des Altarraums hat nun Erzbischof Robert Zollitsch im Gespräch mit der BZ erstmals Stellung genommen.

Weit mehr als tausend Menschen hatten sich im Juli auf den "Aufruf an alle Freunde des Münsters" des emeritierten Freiburger Professors Klaus Starke gemeldet. In den Reaktionen auf die Umgestaltung des Altarraums ist die Rede von "Eitelkeit", von "Ignoranz gegenüber dem Kunstwerk Münster", von "Verärgerung", von mangelndem "Respekt vor der gotischen Architektur" , von einem "Sakrileg", von "Destruktoren", von "Entsetzen", von "Geschmacklosigkeit". Im Mittelpunkt der Kritik von Freiburgerinen und Freiburgern aller Schichten aus der Stadt, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands: der Abbau des Dreikönigs- und des Annenaltars sowie die neue Stellung der Cathedra (des Bischofsstuhls) zwischen Zelebrationsaltar (an dem Gottesdienst gefeiert wird) und dem Hochaltar von Hans Baldung Grien.

In einem Beitrag der in Freiburg erscheinenden Zeitschrift Christ in der Gegenwart kritisiert zum Beispiel Peter B. Steiner: "Der Bischof setzt sich zwar nicht an die Stelle Gottes, aber doch in schwindelerregende Nähe dazu." Und der aus Freiburg stammende Theologieprofessor Herbert Vorgrimler vermutet in seinem neuesten Buch "Theologie ist Biographie" hinter dem Einsetzen von Granit in den Sandsteinbau, dass "sich die Hierarchie noch eindrucksvoller zur Schau stellen könnte. Im Mittelpunkt des Geschehens: nicht mehr die Altäre, sondern der Herr Erzbischof." Auch der Freiburger Professor für Christliche Archäologie Otto Feld kann die Aufstellung des bischöflichen Lehrstuhls (den manche sogar als "Herrscherthron" bezeichnen) nicht nachvollziehen, wende er doch "den Rücken gegen den eigentlichen Hauptaltar mit den Tafeln von Hans Baldung Grien — nicht gerade respektvoll" .

Diese heftige Kritik bringt für den Erzbischof zunächst einmal "die Spannung und die Bandbreite der liturgischen Vorstellungen in der Katholischen Kirche" zum Ausdruck. Und er hat durchaus Verständnis dafür, "dass die Leute sagen: Ich fühle mich mit dem Alten wohler, das hat mir besser gefallen - wenn Menschen damit verbunden sind, ist das auch ein Wert" . Als Reaktion auf die öffentliche Diskussion suchten die Verantwortlichen deshalb auch nach Lösungsmöglichkeiten, die beiden Seitenaltäre an den Vierungspfeilern links und rechts vom Zelebrationsaltar zu bewahren. "Wenn die Stufenanlage fertig ist, werden wir noch mal miteinander sprechen." Grundsätzlich, sagt Robert Zollitsch, solle das Münster "als lebendiger Gottesraum" gestaltet werden. Der Oberhirte jedenfalls ist überzeugt: "Nach der Umgestaltung kommt das Münster als gotischer Raum künftig besser zur Geltung." Das Ziel sei, "in der Bischofskirche eine Lösung zu finden, die dem gotischen Raum und dem heutigen Verständnis von Liturgie gerecht wird — da sind nicht alle mitgegangen". Doch für ihn sei ganz klar: "Wir wollen keinen Rückschritt vor das Zweite Vatikanische Konzil zurück ins 19. Jahrhundert." Mit Blick auf die Cathedra und deren geplante Position zwischen Zelebrations- und Hochaltar merkt der Erzbischof an: Der neue Stuhl werde niedriger sein als der alte, der im übrigen auch bisher schon immer auf diesen jetzt heftig umstrittenen Platz geschoben wurde, wenn der Erzbischof einen Gottesdienst im Münster feierte. Die Cathedra stattdessen (wie in Köln und Straßburg) an einen Vierungspfeiler zu stellen, würde es unmöglich machen, dort wieder einen Altar hinzustellen. Und einen Altar mit seinem Stuhl zu verdrängen, das wolle er nun wirklich nicht. Allerdings gibt er auch zu bedenken: Nach Verlautbarungen aus Rom "soll die Cathedra im Scheitelpunkt der Bischofskirche stehen". Vor allem aber, versichert Robert Zollitsch, gehe es bei der Neugestaltung darum, das Geschehen am Altar dem Kirchenvolk näher zu bringen.

Badische Zeitung Freiburg
Gerhard M. Kirk, 26.10.2006 auf www.badische-zeitung.de


Umstritten ist die Neugestaltung des Altarraumes

Umstritten ist die Neugestaltung des Altarraumes (Altar, Ambo, Bischofskathedra und Chorgestühl) durch den Münstertäler Künstler Franz Gutmann, die bis Dezember 2006 abgeschlossen sein soll. Die schlicht gehaltene Umgestaltung, besonders aber die geplante Entfernung des Annen- und des Dreikönigsaltares, ruft teils heftige Proteste bei der Bevölkerung und bei den Gläubigen hervor.
http://www.stadtleben.de/ausgehen/locations_ansicht-cj0yMyZsPTYzNTk=.html

 

Ehrenvoll ist es, umzukehren

Nach dem Konzil haben sich in dessen Namen, auch vom Vatikan beklagte Mißstände eingeschlichen, die mit zu Manipulationen im Altarraum und des Altares geführt haben. Nirgendwo in den Konzilstexten steht eine Notwendigkeit, Berechtigung oder Folgerung, zugunsten einer ebenfalls fraglichen, neuen Zelebrationsrichtung die Altäre umzudrehen, oder diese den Gläubigen fast ins Gesicht hinein vorzuschieben. Diese Maßnahmen haben aber durch die Greifbarkeit des Heiligen, unter Verlust der Ehrfurcht, eine räumliche und geistige Orientierungslosigkeit eingebracht - zum Beispiel wurde unser Münsterraum durch den außer Funktion gesetzten Hochaltar in Sinn und Gebrauch um ein Drittel verkürzt-, die zuviel innerem und äußerem, oft auswegslosen Durcheinander und Glaubensverlust geführt haben. Wo nicht mehr ein Geheimnis zieht, wird das Reale auf seine Profanität zurückgeworfen. Glaube ist keine Meterware, sondern Leben aus und mit dem Mysterium, das nicht gegriffen werden kann, sondern von Gott geschenkt wird. Wenn "Änderungen im Kirchenraum im Lauf der Zeiten" Maßnahmen rechtfertigen sollen, geht es also darum, was für welche das sind. Und wenn "endlich eine Beendigung des Altarprovisoriums" angegeben wird, solle auch einmal nachgefragt werden, wie dieses zustande kam.

Denn vormals stand schon lange unangefochten und ohne Verlust der Nähe zu den Gläubigen, etwas tiefer im Chor als Bindeglied zwischen Hochaltar und Volk, in schöner Einheit mit dem ganzen Kirchenraum der ehemalige Zelebrations-Altar. Ein künstlerisch wertvolles, auf den Hochaltar blickdurchlässiges Kunstwerk von Möhler aus den bekannten Gold- und Silberschmiede-Werkstätten in Schwäbisch-Gmünd. In seiner Qualität und vornehmen Unaufdringlichkeit, die dem Hochaltar dienenden Vorrang ließ, passte er, selbst eine Zierde, wundervoll harmonisch in den Innenraum. Es bestand keinerlei Notwendigkeit, das zu ändern oder ihn zu entfernen. Sein wertvoller Tabernakel steht heute in der Anbetungskapelle des Münsters. Wo aber ist der Altartisch? Warum wird dieser wertvolle Altar von Möhler nicht wieder, anstatt des geplanten kostspieligen Steinblocks, eingesetzt? Und damit das Geld gespart, um es mit Sinn dem nun wirklich bedürftigen Münsterturm zuzuwenden? Warum ein riesiger Aufwand für ein nicht nur überflüssigen neuen Altar, sondern auch für eine überzogene moderne Raumgestaltung; einschließlich der Entfernung auch der beiden Wydyz-Altäre von ihren Säulen. Und das alles für eine halbe Million Euro!

Ehrenvoll ist es, umzukehren - lehrt das Evangelium. Das Münster hat im Laufe der Entwicklung in seiner sinnvollen Raumgestaltung eine religiöse Aussagekraft und damit Vollendung erhalten, die nicht mehr zu übertreffen ist und deshalb unangetastet bleiben sollte. Man malt auch nicht auf einem Rembrandt-Gemälde weiter, weil gerade ein Zeitgeist etwas für besser befindet.

Lasse man das auf dieser Erde Vollendete doch auch vollendet.

BZ-Leserbrief vom 30.8.206 von Beatrix Klaiber, Freiburg

 

Früher wird Altes durch Neues - heute Altes durch Leere ersetzt

Wieso sollen nur frühere Generationen das Recht gehabt haben, die Gotteshäuser nach ihren Bedürfnissen und ihrem Geschmacksempfinden umzugestalten? Ganz einfach: frühere Generationen haben Altes durch Neues ersetzt. Die Heutigen ersetzen Altes weitgehend durch Leere! Ersatz von Altem durch Neues führt heute leider häufig zur Verkahlung.

In Spiegelau /Bayerischer Wald wurde vor 1984 der gesamte Stuck aus der sehr schönen Barockkiche entfernt. Etwas Neues kam nicht! Es blieb innere Leere. Man gibt hier gerne vor, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, was immer man darunter versteht. In Glaubensdingen ist aber alles gleichermaßen wesentlich, wäre etwas unwesentlich, gäbe es das nicht. Statt zwischen Wesentlichem und Unwesentlichen müssen wir m. E. zwischen zentralen und periphären Dingen unterscheiden. Das scheint mir ein grundlegender Unterschied, denn auf Unwesentliches können wir gut verzichten, auf die Peripherie hingegen nicht. Warum wenden sich heute denn nicht wenige der Orthodoxie zu? Doch wohl, weil es ihnen im Westen zu kahl ist.

Zum Freiburger Dom: Es geht natürlich um fachkundige Restaurierung mit oder ohne Umbau, und dann ist bloße Restaurierung sicher kostengüntiger.

Jörg Guttenberger, Köln am 30.8.2006 im Forum von www.kreuz.net


Die Orientierung verloren

In Freiburger Münster wendet man sich von Christus, der aufgehenden Sonne, ab. Der ins Kirchenschiff vorrückende Altar schiebt das Gottesvolk zum Ausgang und ins Abendrot. Doch es gibt Widerstand. Im Freiburger Münster klaffen "häßliche Wunden" Das berichtete die deutsche Tageszeitung ‘Frankfurter Allgemeine Zeitung’ Mitte August.
Vor kurzem befanden sich an den Vierungspfeilern im Münster noch zwei neugotische Altäre. „Es sieht aus, als hätten Bilderstürmer die zwei Altäre mit der Spitzhacke herausgebrochen“ – kommentierte die ‘Frankfurter Allgemeine’. Vielleicht gefalle es den Archäologen, die unter den Altartischen Reste aus älteren Bauphasen des Münsters fand – so die Zeitung. Doch für andere sei das, „was da geschehen ist“, ein Skandal.
Die steinernen Altäre stammen aus dem beginnenden 16. Jahrhundert. In ihnen wurden Reliquiengläser aus dem Jahr 1515 gefunden. Anfang des 19. Jahrhunderts erhielten sie prachtvolle neugotische Aufsätze und wurden mit spätgotischen Figuren bereichert. Nun hat man die Altaraufsätze in den Kaiserkapellen des Chorumgangs zwischengelagert. Die Reliquien sind in die Schatzkammer verbannt. Teile der Altäre sind in der Münsterbauhütte abgelagert. Die bisherige Altarinsel wird durch eine steinerne Stufenanlage ersetzt. Deren Zentrum bildet ein mächtiger Granitaltar, der von Franz Gutmann hergestellt wird. Er arbeitet nach dem Konzept, daß der „Chor zum Volk wolle“. Doch das Volk scheint von diesen Annäherungsversuchen nicht übermäßig begeistert zu sein. Während des Abbruchs beschimpften Kirchenbesucher sogar die Bauarbeiter.

Dr. med. Klaus Starke – emeritierter Professor für Pharmakologie an der Freiburger Universität – kritisierte den Umbau am 1. Juli in einer Anzeige in der ‘Badischen Zeitung’. Er forderte vom Freiburger Erzbischof, Mons. Robert Zollitsch, auf den Umbau zu verzichten. Mit dieser Tat verschandle der Erzbischof für viele Menschen das Zentrum ihrer religiösen Praxis. Er desavouiere auch das Volk Gottes in einer Angelegenheit, in welcher es fürwahr die Kompetenz zur Mitsprache hätte. Auf diese Weise entfremde der Erzbischof Menschen von der Kirche und gebe ihnen ein Ärgernis. Dr. Starke bat die Gegner des Umbaus, ihre Meinung niederzuschreiben und ihm zu schicken. In kurzer Zeit erhielt er 1.200 Zuschriften. Sie titelten: „Keine halben Sachen: Reißt das Münster ganz ab!“, „Attentat auf die christliche Kultur“, „Auf den leeren Altären wohnen die Dämonen“, „Gegen den Willen der Herde“ und so weiter. Am 18. Juli überreichte Dr. Starke dem Weihbischof von Freiburg, Mons. Paul Wehrle, Abzüge dieser Zuschriften, eine Namenslisten der Umbaugegner sowie einen Begleitbrief. Erzbischof Zollitsch selber war gerade auf Urlaub.

Auch die staatliche Denkmalpflege ist über die Zerstörungen im Freiburger Münster verärgert. Sie kann aber dagegen nichts tun. Das Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg räumt den Kirchen für liturgische Belange Sonderrechte ein: Liturgische Belange haben Vorrang vor konservatorischen. Dabei hätte die Erzdiözese auch eine andere Lösung finden können. Es gibt zwei Möglichkeiten, um Volk und Priester einander näherzubringen. Man hätte die Gläubigen in den Kirchenbänken näher an den Hauptaltar heranrücken können. Entschieden hat man sich für eine andere Variante: Der Altar soll nach vorne geschoben werden und drängt das Volk Richtung Westen zum Hauptausgang. Warum die erste Möglichkeit nicht umgesetzt wurde, ist unklar. Schließlich – weiß die ‘Frankfurter Allgemeine’ – hat die Kirche die im Osten aufgehende Sonne seit uralter Zeit als Sinnbild Christi gedeutet: „In Freiburg wendet man sich nun von ihr ab.“ Der vorrückende Altar schiebe das Gottesvolk quasi ins Abendrot: „Hat man in Freiburg die Orientierung verloren?“

Den kompletten Beitrag vom 25.8.2006 bitte auf www.kreuz.net lesen


Endgotik

An den Vierungspfeilern des Freiburger Münsters, dort, wo vor kurzem noch zwei neugotische Altäre auf frühgotischen steinernen Tischen thronten, klaffen gerade häßliche Wunden. Es sieht aus, als hätten Bilderstürmer die Altäre mit der Spitzhacke herausgebrochen. Archäologen mag das gefallen, denn unter den Altartischen finden sie nun Reste aus älteren Bauphasen des Münsters. Für andere ist das, was da geschehen ist, ein Skandal.
Die steinernen Altartische stammten vom Anfang des sechzehnten Jahrhunderts; in ihnen fand man Reliquiengläser aus dem Jahr 1515. Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wurden sie an die Vierungspfeiler versetzt und erhielten prachtvolle neugotische Aufsätze, die wiederum mit spätgotischen Figuren ausgestattet wurden. Nun hat man die Retabeln in den Kaiserkapellen des Chorumgangs zwischengelagert, die Reliquien in die Schatzkammer gebracht und die Einzelteile der beiden Tische in der Münsterbauhütte deponiert.

Als man sie abbrach, mußten sich die Bauarbeiter von Kirchenbesuchern beschimpfen lassen. Die staatliche Denkmalpflege ist damit nicht eben glücklich, aber sie ist machtlos. Denn das Denkmalschutzgesetz des Landes räumt den Kirchen Sonderrechte ein: Liturgische Belange haben Vorrang vor konservatorischen. Und eben die Liturgie ist es, deretwegen der Abbruch erfolgte. In die romanische Vierung hinein wird eine steinerne Stufenanlage gesetzt werden, deren Zentrum ein mächtiger Granitaltar des Künstlers Franz Gutmann bildet. Gutmanns Konzept: Der Chor wolle zum Volk. Allein - das Volk reagiert mit heftiger Ablehnung auf den Annäherungsversuch.

Als Klaus Starke, Professor an der Freiburger Universität, einen Aufruf in der "Badischen Zeitung" veröffentlichte, sich seiner Kritik an den Umbauplänen anzuschließen, erhielt er binnen kurzem 1200 unterstützende Zuschriften. Ohnehin hat es mit der Nähe des Priesters zum Volk im Freiburger Münster so seine Bewandtnis: Da das Langhaus schmal und das Querhaus eng ist, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder das Volk rückt gen Osten näher an einen im Chorbogen stehenden Altar heran, oder der Altar rückt in die Vierung vor und drängt das Volk gen Westen, also in Richtung Hauptausgang. Letzteres wird nun ins Werk gesetzt, obwohl auch die andere Lösung im Einklang mit der Liturgiereform des Zweiten Vaticanums gestanden und die Erhaltung der Vierungsaltäre ermöglicht hätte.
Seit jeher hat die Kirche die im Osten aufgehende Sonne als Sinnbild Christi gedeutet. In Freiburg wendet man sich nun von ihr ab. Will der Chor weg vom Morgenlicht? Der vorrückende Altar schiebt das Gottesvolk quasi ins Abendrot. Hat man in Freiburg die Orientierung verloren?

miga, F.A.Z., Feuilleton, 15.08.2006, Nr. 188 / Seite 29, www.faz.de

 

Dieses Attentat auf die christliche Kultur
 
Schämen Sie sich nicht - wer auch immer für dieses dreimal unglückseelige Attentat auf die christliche Kultur die Verantwortung trägt - in der heutigen Zeit und in Anbetracht des Glaubensschwundes und der leeren Kirchenbänke UND -kassen (!), auch noch Öl ins Feuer zu gießen, den gotischen Kirchenraum zu einer lächerlichen Karikatur zu verunstalten, Gelder, die dringend für sinnvolle Dinge gebraucht würden (man schaue nur auf die leidende, ja sterbende Kirche im Heiligen Land), so skrupellos zu vergeuden und zu verschwenden?
Haben Sie denn kein Gewissen, keine Scham, als Verwüster in die Baugeschichte des Freiburger Münsters einzugehen. Wie können Sie es verantworten, sich dieses persönliche "Denk"-mal, das immerhin Ihren Namen tragen wird, zu setzen, wo die Zeiten doch offensichtlich über Sie hinweggegangen sind?
Haben Sie nicht begriffen, daß Sie völlig obsolet und anachronistisch agieren, daß Sie zu spät dran sind? Die 60er Jahre sind längst vorbei, neue Zeiten sind angebrochen.
Wo leben Sie, wenn nicht in der Realität? Haben Sie keine anderen Sorgen in dieser Diözese? Muß man sich wirklich an allem vergreifen, wohlwissend, daß es so vielen Menschen heilig ist? Wo bleibt Ihr theologisch geschultes Gewissen?

Dieses Attentat auf den Altarraum des Münsters ist eine schändliche, beispiellose Bausünde und eine skrupellose, verantwortungslose Geldverschwendung.

Abuna Kyrillos , 8.8.2006
91141 Jerusalem, Greek Catholic Patriarchate
Tel +972542316681, Fax +491212578036123

kyrillos@gmx.net

Dr. Matthias Hubertus, D.M.H@gmx.net

 

Bauarbeiter legen im Münster Mauer- und Stufenreste aus erster Bauphase frei

Blick nach Norden am 27.7.2006 um 10 Uhr  - Treppe unter dem Annenaltar

Das Münster ist immer wieder für Überraschungen gut. Die Bauarbeiter, die gerade das 18 Jahre alte Provisorium rund um den Zelebrationsaltar abtragen, sind dabei auf Steinreste gestoßen, die aus der ersten Bauphase der Kirche stammen. "Von großer Bedeutung" , sagt Anton Bauhofer, Leiter des Erzbischöflichen Bauamts, seien diese Reste, die der Archäologe Peter Schmidt-Thomé auf kurz nach 1200 datiert — in jene Zeit also, als mit dem Bau des Münsters begonnen wurde.

"Zum Teil werden auch Fundamente der Vorgängerkirche erkennbar" , erklärt Peter Schmidt-Thomé von der Abteilung Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Freiburg, "des so genannten Konradinischen Münsters." Weitere Spuren deuten auf den Renaissance-Lettner aus dem 16. Jahrhundert hin. Diese Trennmauer zwischen dem Klerus und dem Kirchenvolk schirmte wie auch schon ihre einfachere Vorgängerin den Raum der Vierung ab, wo sich Längs- und Querschiff treffen. Das Besondere an diesem Podium: Es lag vermutlich etwa eine halben Meter höher als das Mittelschiff, was Treppen notwend ig machte (wie die Zeichnung von Benedikt Schaufelberger zeigt). Und just Reste dieser Stufen kamen jetzt zum Vorschein, nachdem der Dreikönigs- und der Annenaltar und die provisorische Stufenanlage abgebaut waren. Was Archäologen und Denkmalpfleger freut — für Bauherren bedeuten solche Funde meist Unbill und Verzögerungen. So ruhten auch im Münster zwei Wochen lang die Bauarbeiten. Für Anton Bauhofer aber kein Anlass, die für den 10. Dezember geplante Weihe des neuen Zelebrationsaltars (wir berichteten mehrfach) in Frage zu stellen. In Abstimmung mit der Denkmalpflege werden die meisten der entdeckten Mauer- und Treppenreste unter den neuen Sandsteinstufen erhalten bleiben. Gleichsam "konserviert" , meint Peter Schmidt-Thomé. Ein Teil müsse jedoch abgetragen werden, um den neuen Zelebrationsaltar zu ermöglichen. "Da genießen kirchlich-gottesdienstliche Belange Vorrang gegenüber den denkmalpflegerischen." Die früher zur Vierung führenden Stufen sollen an den Vierungspfeilern auf jeden Fall (wenn auch überbaut) erhalten bleiben, bestätigt auch der Leiter des Erzbischöflichen Bauamts. Für die endgültige Umgestaltung des Altarraums, der im Kirchenvolk heftig umstritten ist, hätten sie keine Bedeutung. Im übrigen, versichert Anton Bauhofer, sei noch immer völlig offen, ob die Aufsätze des Dreikönigs- und des Annenaltars wieder an ihre bisherigen Plätze an den nördlichen Vierungspfeiler zurückkehren (wie es viele wünschen). "Das wird erst entschieden, wenn die neue Stufenanlage fertig ist."

5.8.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

Warum wurden Pläne nicht vor einer Entscheidung der Öffentlichkeit vorgelegt?

Sehr geehrter Herr Starke, sehr geehrter Herr Kaier,
Ich danke Ihnen für Ihre lobenswerte und engagierte Öffentlichkeitsarbeit zum vorgesehenen Umbau des Münsteraltars. Ich schliesse mich Ihrem Aufruf in der Bad.Ztg. vom 1. Juli voll und ganz an.

Ich wende mich gegen die geplante Umgestaltung des Altar- und Chorraums, wie sie am 30.01.2006 im Collegium Borromaeum vorgestellt wurde. Wenn ich mich auch nicht berufen fühle, die Entscheidungen des Erzbischöflichen Ordinariats und der Architekten zu kritisieren, so handelt es sich hier doch um eine grundlegende und grobe Veränderung, die mit allem Nachdruck abzulehnen ist. Es ist auch schwer verständlich, warum die Pläne nicht vor einer Entscheidung der Öffentlichkeit zur Stellungnahme vorgelegt wurden. Nach der geglückten Restaurierung des Tympanon und der Möglichkeit die einzelnen Szenen und Bilder angestrahlt und aus der Nähe zu betrachten, war das Vertrauen in die Restaurierungen generell gross. Die Umgestaltung des Innenraums nach den Vorstellungen eines einzelnen Künstlers ist sicher ein grober Fehlgriff und wird dem Erzbischöflichen Stuhl über viele Jahre
angelastet werden. Die kritischen Stellungnahmen insbesondere von Helmut Schmoll und Eduard
Seidler sprechen mir aus der Seele! Mit allen Kritikern hoffe ich bis zum 10. Dezember, daß sich die
Entscheidungen noch beeinflussen lassen.

4.8.2006, Helmut Helwig, 79117 Freiburg, hehelwig@web.de  


 

Tausendfacher Protest gegen Umbau im Münster

Jetzt ist der Protest gegen die Umgestaltung des Altarraums im Münster (wir berichteten am 13. Juli) auch ganz offiziell bei der Leitung des Erzbistums Freiburg angekommen. Denn der Initiator des organisierten Widerspruchs, der emeritierte Professor Klaus Starke, hat im Sekretariat von Weihbischof Paul Wehrle einen dicken Packen abgegeben - mit der Bitte um Weiterleitung an den Erzbischof.

Zu diesem Packen gehören nicht nur der am 1. Juli in der Badischen Zeitung erschienene Aufruf "An alle Freunde des Münsters", sondern auch die Kopien aller Zuschriften, die Klaus Starke bis zum 15. Juli bekommen hat. Und das sind nicht weniger als 1035. Die allesamt deutlich machen: Mit der geplanten Umgestaltung (neue Stufenanlage, neuer Altar, neuer Bischofsstuhl, Entfernung des Dreikönigs- und des Annenaltars) handelten die Verantwortlichen "gegen den Willen der Herde". Sie sollen deshalb umgestimmt werden.

Entsprechend beendet Klaus Starke seinen Begleitbrief an Erzbischof Robert Zollitsch, der zur Zeit in Urlaub ist, mit einem eindringlichen Appell: "Viele Menschen lieben das Münster. Die religiös Gesinnten davon möchten auch den Freiburger Erzbischof achten und lieben. Herr Erzbischof, lenken Sie ein!"

20.7.2006, www.badische-zeitung.de

 

Antworten zum Aufruf an Erzdiözese übergeben

Ich habe gestern das Antwortkonvolut (Namensliste, Kopien aller Zuschriften, Begleitbrief) zum Aufruf "An alle Freunde des Münsters" Herrn Weihbischof Wehrle in Vertretung des in Urlaub befindlichen Herrn Erzbischofs mit der Bitte um Information des Erzbischofs übergeben. Die BZ wird darüber wohl bald berichten. Darum nur so viel: Mein Aufruf wurde unisono und auf (mich) bewegende Weise unterstützt.

Klaus Starke, 19.7.2006, klaus.starke at gmx.de


 

Setzen Sie ein Zeichen Herr Erzbischof!

Es ist erfreulich, wenn sich viele prominente Freiburger für den Erhalt des Münsterturms als Wahrzeichen der Stadt engagieren und auch ihre Mitbürger zu Spenden für die Turmsanierung aufrufen. Ich und vielleicht auch viele andere täten sich mit einer Spende für den Turm allerdings leichter, wenn sich Erzbischof Zollitsch dazu durchringen könnte, die umstrittene Neugestaltung des Münster-Innenraumes zu Gunsten des Turms zurückzustellen.
Die halbe Million Euro wäre ein erklecklicher Grundstock für die Initiative „Wir bauen mit“. Gleichzeitig wäre ein Zeichen dafür gesetzt, dass dem Freiburger Ordinariat mehr am Erhalt der „Bürgerkirche“ denn an einer Manifestation der „Episkopalkirche“ liegt.

BZ-Leserbrief vom 18.7.2006 von Johannes Beck, Freiburg

 

Man repariert doch erst das Dach, ehe man das Wohnzimmer tapeziert

Zur Sanierung des Münsterturms hat sich eine großangelegte Initiative  unter dem Motto "Wir bauen mit" gegründet. Die BZ vom 6.7. hat in einem überzeugenden Spendenaufruf an den traditionellen Freiburger Bürgersinn appelliert, dem das Bauwerk seit dem Hohen Mittelalter seine Existenz
verdankt.
Es bleibt zu hoffen, daß dieser Aufruf auch jene beeindruckt, die sich zum gleichen Zeitpunkt anschicken, den Altarraum im Inneren des Münsters für nahezu eine halbe Million Euro umzugestalten. Die architektonische und liturgische Sinnlosigkeit dieses Unternehmens hat bereits heftigen
Widerstand hervorgerufen; Prof. Starke hat dies in seinem kürzlich in der BZ veröffentlichen Aufruf überzeugend dargelegt.
Da der Turm jetzt Priorität hat, sollten die Verantwortlichen den Umbau des Innenraumes rechtzeitig stoppen und die dafür veranschlagte halbe Million in die Spendenaktion einbringen. Man repariert doch auch erst das Dach, ehe man das Wohnzimmer tapeziert!

BZ-Leserbrief vom 18.7.2006 von Prof. Eduard Seidler, Freiburg.



 

Es hat immer Veränderungen gegeben

Im Hinblick auf eine sachlich-ausgewogene Information hätten wir gerne auch diesen Leserbrief hier veröffentlicht. Leider wurde uns dies jedoch vom Verfasser Manfred Saß nicht gestattet. Webmaster

BZ-Leserbrief vom 18.7.2006 von Manfred Saß, Münsterbaumeister a.D.

 

Ansporn für unzählige Bürger

Sollte in der BZ bald zu lesen sein, "der Bischof verzichtet auf den von den Bürgern nicht gewollten Innenumbau des Altarbereichs und spendet stattdessen die 450.000 Euro der Renovierung des Münsterturmes" - es wäre gewiß der beste Ansporn für unzählige Freiburger Bürger, ordentlich zu spenden!
BZ-Leserbrief vom 18.7.2006 von Brigitte Hannak, Freiburg

 

Sichtverstellung des Altarraumes durch den Bischofsstuhl

Ich wende mich gegen die geplante Umgestaltung des Altar- und Chorraums im Freiburger Münster, wie sie am Montagabend, 30.1.2006, im Collegium Borromaeum vorgestellt wurde.
Vor allem wende ich mich gegen eine Sichtverstellung des Altarraumes durch den Bischofsstuhl und die Beseitigung der Seitenaltäre.

Dr. Hans-Georg Geiger, 17.7.2006
Lahr früher: Günterstal, hggeiger@onlinemed.de, Tel 07821-23701


 

Lebendige Gefühle - Von Herde und Hirten

Solange der neue Altar nicht geweiht ist, der Erzbischof nicht auf seiner Granit-Cathedra thront, wird der Protest gegen die Umgestaltung des Altarraums im Münster voraussichtlich nicht verstummen. Das mag den Männern in den oberen Etagen der Kirchenhierarchie nicht gefallen. Doch die Aufschreie aus dem Kirchenvolk zeigen zumindest dreierlei.
Erstens: Es ist den Menschen nicht gleichgültig, wie es in dieser Kirche aussieht.
Zweitens: Ihnen ist ihr Münster derart ans Herz gewachsen, dass sie sich hier wohlfühlen wollen. Drittens: Sie nehmen nicht mehr widerspruchslos hin, was ihnen geistliche Herren vorsetzen.

Zugegeben - das ist natürlich ein wenig Schwarz-Weiß gezeichnet. Denn sogar bei der Kirche lässt sich leider nicht immer ganz eindeutig zwischen richtig und falsch unterscheiden. Dennoch wird an diesem Streit um den neuen Altar, die alten Altäre und den dominierenden Bischofsthron deutlich: Da spielt viel Gefühl mit - was zeigt, dass Glauben und der Versuch, Christ oder Christin zu sein, etwas mit dem Leben zu tun haben. Diesen Zusammenhang scheinen die Männer der Kirchenleitung unterschätzt zu haben. Deshalb: Die neuen Stufen bauen, die Bildtafeln der Seitenaltäre wieder an die Vierungspfeiler, den Bischofsstuhl mehr an den Rand rücken. Sonst wird am Ende der neue Altar geweiht, die Cathedra besetzt - und Hirten und Herde können endgültig nichts mehr miteinander anfangen.

Badische Zeitung Freiburg
Gerhard M. Kirk, 13.7.2006 auf www.badische-zeitung.de

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