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 Blick nach Nordwest vom Steinenkreuzle zum Hunnenberg zwischen Gennenbach und Feldberg am 18.4.2007

Blick nach Nordwest vom Steinenkreuzle zum Hunnenberg zwischen Gennenbach und Feldberg am 18.4.2007 - mehr


Das Bauernbild

Josef Hoppichler von der Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien hat in seinem Vortrag beim Landschaftsentwicklungsverband in Schiltach die Schwarzwaldbauern aufgefordert, selbst intellektuell am Bauernbild zu arbeiten, denn sonst sind wir ausgeliefert. Sein Rat, Zukunft hat, wer eine
gute (und wahre) Geschichte erzählen kann, sollte Schwarzwaldbauern eigentlich nicht so schwerfallen. In Erwerbskombinationen, die über den Tourismus hinausgehen und sich an der Nachfrage nach Natur und Erfahrung orientieren, sieht Hoppichler die Bauernzukunft.
ProSchwarzwaldbauern

So wie das Landschaftsbild in einem Spannungsverhältnis zwischen verschwindender Wirklichkeit und historisch bestimmten Ideen sich als wandelbare Realität zu behaupten trachtet, schwankt das Bauernbild zwischen scheinbar fixen Interpretationsmustern einer besonderen gesellschaftlichen Rolle und jenen Bildern die den Bauern dort hinstellen, wo die Herrschaftsverhältnisse ihn am liebsten sehen wollten und wollen. So kann vom Bauernbild ganz besonders behauptet werden, dass das herrschende Bauernbild das Bild der Herrschenden ist.

Das Selbstbild der Bauern konnte in v ergangenen Zeiten bis in das 20. Jahrhundert aufgrund der herrschenden Gesellschaftsordnung kaum von eigenem Bewusstsein getragen dargestellt werden, und war es deshalb auch kaum in der Literatur als solches existent, so ist es heute insofern schwer fassbar, da die inneragrarischen Disparitäten und die dabei mitwirkenden ökonomischen Unterschiede die Herausbildung einer einheitlichen Selbstdarstellungsform verhindern. Eine breite, kritisch-emanzipatorische Auseinandersetzung mit dem zeitgemäßen Selbstbild der Bauern findet auch heute noch nicht statt; sondern man muss sich fragen, wenn man so manche Bauernkalender und Bauernzeitungen aufmerksam liest, ob hier nicht Fremdbilder überhöhen und ob hier nicht eine v erklärende Geschichtsdarstellung stattfindet. "Die Bauern haben öffentlich nur selten für sich selber gesprochen, Das taten andere für sie.

Das Fremdbild der Bauern
tritt dagegen klarer zutage, und dieses v ereinigt in sich ein extremes Spannungsverhältnis: "Tölpel und Held" wie Franz REST 1988i die "Geschichte der Bauerndarstellung" zusammengefasst hat. Der Begriff "Bauer" impliziert auch heute noch eine semantische Bandbreite zwischen derbem Schimpfwort und dem die Gesundheit aller garantierenden Biobauern. "Brunnenvergifter" - wer würde wohl (selbst wenn es Halbwahrheiten sind) die Wissenschaft, die Wirtschaft, die Beratung und Agrarverwaltung, die vielmehr diesbezüglich verantwortlich sind, als solche zu titulieren wagen? - und "Landschaftspfleger" lassen sich unter dem Begriff Bauer genauso subsumieren, wie "Subventionsempfänger" "Erhalter der traditionellen Kultur" und "nicht entfremdeter Naturmensch mit Familiensinn". Gleich wie das Landschaftsbild ist auch das Bauernbild ein Produkt eines Ideologisierungs- und Politisierungsprozesses, der sogar weitgehende Parallelen aufweist. Auch die Geschichte des Bauernbildes gleicht einem Bildersaal, und sämtliche dieser Bilder aneinandergereiht würde ein wahrhaft einzigartiges Riesenmuseum füllen. Alles scheint im Bauernbild abgebildet: Der arglistige, v erschlagene, lasterhafte und verbrecherische Bauer der Bauernkriege als Drohbild, der ungebildete Tölpel und naiv e Narr als Spottbild, und der gute schicksalsfeste Bauer, der die gesellschaftlichen Normen, entsprechend der politischen Opportunität erfüllt, als überhöhtes Traumbild, so lässt man den Bauern durch die Geschichte taumeln. In einem Fachartikel eines Beraters aus dem Jahre 1961, wird regelrecht behauptet, die finanzielle Förderung der Landwirtschaft sei hauptsächlich deshalb erfolgt, "um dem Berater einen 'Schlüssel' in die Hand zu geben, mit dem er das Gehirn so manches entschlusslosen Bauern aufsperren konnte." Dieses Bild spricht für einen
Prozess der Umwandlung der bäuerlichen Bevölkerung von Menschen, die sich relativ autonom ihr Alltagsleben gestalteten, zu Menschen, die nach den Gesetzen der Marktproduktion zu funktionieren hatten.

Es kennzeichnet in weiterer Hinsicht jene Entwicklung, in der sich die ehemaligen "fleißigen" Bauern zu "produktiv en" Marktproduzenten gewandelt haben. Vom traditionellen Bauerntum und den ungeschriebenen Gesetzen blieb nicht viel übrig außer ein paar Erinnerungen. Damit ist auch schon gesagt, dass mit der Landwirtschaft auch die Menschen gewissermaßen industrialisiert worden sind. Denn bis auf wenige Ausnahmen in den Bergen funktionieren sie genauso, wie es die Funktionsweise der industrialisierten Landwirtschaft erfordert ".

Die "fremden" Bauernbilder als Drohbilder, Spottbilder und Traumbilder sind auch heute noch insbesondere auch in der laufenden EG-Debatte äußerst präsent. Wenn die Bauern sich nicht ruhig verhalten sollten, so droht man ihnen, sie als "Rückständige", "Provinzler", "das Gemeinwohl nicht Berücksichtigende", "in überkommenden Kategorien Denkende" und "Zukunftsscheue" (usw.) zu verunglimpfen, während man auf der anderen Seite den "gewieften", den "unternehmerisch denkenden", "die Herausforderung suchenden", "den mit Qualität triumphierenden", "europareifen" Bauern medial hervorkehrt. Gleichzeitig wird den Bauern versprochen, man werde sie als "Erhalter der Kulturlandschaft" in ihrer Zukunft absichern. Der Ideologiemix aus Bauerntumsideologie, Unternehmerideologie, und funktionalistischer Agrartheorie, der so wirkungsvoll den Strukturwandel seit dem 2. Weltkrieg begleitete, wird neu zusammengeschüttet. Die Bauern als Betroffene lässt man wiederum kaum zu Wort kommen. Die heute Multifunktion genannte Agrartheorie misst dem Bauern deshalb eine besondere Bedeutung bei, weil er "Leistungen für die Gesellschaft", die über die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln hinausgehe erfülle. So z.B. sei er Pfleger der 'Kulturlandschaft' und Erhalter des ökologischen Gleichgewichtes, er sei Wirtschaftsträger und Infrastrukturgeber für den ländlichen Raum und die peripheren Regionen und manchmal auch noch der Erhalter traditioneller Kultur und regionaler Identität.

Die (post-)moderne Gesellschaft
Also, wir leben in einer Industriegesellschaft, Informationsgesellschaft, Bildungsgesellschaft, postmodernen Gesellschaft, kapitalistischen Gesellschaft, Konsumgesellschaft oder auch Wegwerfgesellschaft, Individualgesellschaft, Konkurrenzgesellschaft, technisch-wissenschaftlichen Gesellschaft, säkularisierten Gesellschaft (gemeint ist eine, nicht von eindeutigen Glaubenssystemen geprägte Gesellschaft). Und es gibt sicherlich noch einige andere gängige Beiwörter für die Kurzbenennung der Formen unseres Zusammenlebens und Zusammenarbeitens. Der prägendste Begriff dürfte für uns auch gegenwärtig noch die Industrialisierung sein, obwohl wir schon sehnsüchtig und neugierig warten, was nach der Industrialisierung sämtlicher Lebens-, Wirtschafts- und Arbeitsbereiche kommen könnte: Postmoderne Dienstleistungsgesellschaft, in der es immer lustig und lässig und „cool" zugeht oder vielleicht sogar die horrende Vision einer gentechnisch sich selbstoptimierenden Elitegesellschaft?.

Vorstellungen und Utopien, des wie eine Gesellschaft sein soll, gehören also immer mit dazu und sind vielfach ganz entscheidend, wie wir gegenwärtig unser gesellschaftliches Verhalten ausrichten. D.h. wir sollten uns immer auch bewusst sein, dass wir Entwicklungen als aktiver Teil einer Gesellschaft auch bewusst mitgestalten können und dass wir uns diesbezüglich immer der  menschlichen Ideen (auch der Visionen und Utopien) bedienen. Zukunft ist nicht etwas Unabänderliches, sondern auch etwas Offenes, das wir aktiv mitverantworten sollten. (Warum unsere Zukunft so stattfindet, wie sie stattfindet, hat auch etwas damit zu tun, weil wir das so wollen. Wir wollen Fernsehschauen und Handys und Autos usw. Und man sollte diesbezüglich auch ehrlich sein: Die moderne Welt hat auch ihre Vorzüge.)

....und die Bäuerinnen und Bauern: Die Bauern sind jener Teil der modernen Industriegesellschaft, der uns mit der Vormoderne, mit der Ackerbaukultur verbindet. Obwohl die Bauern erst durch die Industrialisierung gesellschaftlich und politisch vom Feudalismus befreit wurden, stellen sie, seit die Industriegesellschaft sich als dominierende Gesellschaftsform durchgesetzt hat, trotz der relativ en „Bauernbefreiung" eine Art sozialer Fremdkörper dar. Die Bauern sind für die Moderne eine Art „befremdliches" Relikt des Früheren – deshalb stehen sie natürlich für Tradition – und die Moderne ist für die Bauern wiederum oftmals befremdend, sodass man dem Neuzeitlichen skeptisch entgegentritt und sich gerne als Verfechter des „guten Alten" präsentiert.

Früher waren die Bauern die Mehrheit bzw. später noch eine wesentliche gesellschaftliche Gruppierung. Heute sind sie Außenseiter, „gesellschaftlicher Rest", weder ordentliche Arbeitgeber noch Arbeitnehmer, weder Unternehmer noch ordentliche Kapitalisten (sonst hätten sie ihre Höfe schon längst in höherer Anzahl abgestoßen und das Geld lukrativer angelegt). Sie arbeiten ohne Arbeitsvertrag – oftmals mehr als notwendig wäre - und viele von ihnen pflegen ein Wertesystem, das mit der Arbeits-, Konsum- und Freizeitwelt der anderen BürgerInnen nicht „ordentlich" übereinstimmt oder dazu neigt, den gesellschaftlichen Veränderungen hinterherzuhinken. Die „Krise des Bauerntums" – wenn man in diesem Zusammenhang von einer Krise sprechen kann - ist in der Industriegesellschaft nicht etwas Abnormales, sondern per Definitionem etwas Normales. Und als solches sind die Bauern ihr gesellschaftliches Fremdbild, so wie es sich auch gegenwärtig zum Teil aus den Medien extrahieren lässt, kurz und plakativ zwischen zwei Extremen zu umreißen – einerseits die „Störenfriede" und andererseits durch ihre Unangepasstheit gleichzeitig auch die „Stars" der modernen Gesellschaft.

Manchmal erhalten sie sogar bereits einen Art Indianerstatus. Sie sind, so wie früher auch, bestimmten Idealisierungen und bestimmten Ideologisierungen ausgeliefert, die die Wirklichkeiten v erzerren und den Umgang mit der Realität erschweren. Das Eigenbild der Bäuerinnen und Bauern – insbesondere auch jenes der jungen Generation - dürfte aber grundverschieden sein v on den Versatzstücken, die in der allgemeinen gesellschaftlichen Bilderwelt herumliegen.

Ausblick: Bauern werden nicht mehr "gebraucht". Wieso? In Vorbereitung eines ähnlichen Vortrages in Südtirol wurden die folgenden Fragen an mich gestellt. Da diese Fragen für die Bäuerinnen und Bauern zentral sind ermöglichen sie gleichzeitig eine Zusammenfassung mit einem positiv en Ausblick, ohne dass Probleme verschwiegen werden.

Der einseitige Blick aus der Brille der modernen Agrarindustrie soll nicht pessimistisch stimmen, sondern aufrütteln. Die moderne Industriegesellschaft und die Industrien selbst, mit ihren Prinzipien und der arbeitsteiligen Spezialisierung, haben vielfach bewiesen, dass sie die Landwirtschaft so wie die Agrarindustrie organisieren können – abgesehen natürlich v on so manchen Umweltfolgen. Die amerikanischen Großfarmen, die alten europäischen Gutsbetriebe, die Plantagenwirtschaften in der dritten Welt, der Kibbuzim usw. erbringen genügend Beispiele. Und das schlagendste Argument, dass sich auch die europäischen Länder im Grunde gegen die Bauern entschieden haben, ist die Deutsche Wiedervereinigung. Ich sage, man wollte absichtlich gar keine Bauernwirtschaften mehr einrichten, sondern man orientierte sich im Interesse einer „konkurrenzfähigen" Agrarindustrie eben an den industriellen Effizienzkriterien. Ähnliches gilt bezüglich der Transformation der staatlichen Großbetriebe in den ehemaligen Ostblockländern, unabhängig von der zukünftigen EU-Erweiterung. Aus der Sicht der Agrarindustrie oder aus der Logik der Weltagrarmärkte heraus „stören diese vielen Kleinbauern". Sie sind in das moderne „Chain-Management" (Kettenmanagement) vom „Acker bis zum Teller" im Grunde nicht integrierbar. Aus der Sicht v on uns Bauern bzw. auch aus der Sicht v on einem bewussten Konsum heraus sollten wir aber sagen – Gott sei Dank nicht integrierbar. Wir machen eben etwas Anderes und Besseres. Bäuerliche Produkte sind ja auf einem anderen Qualitätsniveau als industrielle Massenware. (Und ich glaube es ist ganz klar, dass es Märkte dafür gibt.) D.h. auch, dass man agroindustrielle Techniken bewusst ausgrenzen und das Handwerkliche wieder v erstärken soll. * Sind Bauern nur mehr Landschaftsgärtner für die Tourismusbranche? Das ist natürlich auch ein absichtliches Fremdbild - also die Perspektiv e von außen, die einem als Bäuerin oder Bauer im Selbstverständnis ja egal sein kann oder v on der man sich nicht zu irritieren lassen braucht. Aber wenn beispielsweise der Beitrag der alpinen Land- und Forstwirtschaft zum BIP Westösterreichs nur mehr ca. 1,5 Prozent ausmacht und der Dienstleistungssektor in manchen Regionen ca. 60 bis 70 % beträgt, und die Hälfte davon im Tourismus erwirtschaftet wird, dann wird es offensichtlich, dass die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bergbauern bzw. der alpinen Landwirtschaft sich gewandelt hat. Das sollte man einfach im bestimmten Rahmen akzeptieren und schauen, wie sich die beiden Bereiche optimal kombinieren lassen, wie man optimal eben im gegenseitigen Respekt sinnvoll kooperieren kann. Diese kooperativ e Verbindung mit dem Dienstleistungssektor in vielfältigster Form - zum Teil auch mit dem Tourismus direkt - ist eine wichtige Zukunftschance für die Landwirtschaft in Berggebieten. Den Begriff des „Landschaftsgärtners" mag zwar in diesem Zusammenhang zwar nicht sehr, weil das immer abwertend verstanden wird. Aber man soll wissen, dass „Landschaftsgärtner" einfach ein sehr moderner und wichtiger Dienstleistungsberuf ist. Dazu gehört auch die Sicherung der Umweltqualität im Berggebiet. Ich würde deshalb sagen – und ich habe kein Problem damit - Bergbäuerliche Landwirtschaft zu betreiben, inklusive vielfältiger Kombinationen und Zuerwerbe, ist einfach ein sehr moderner und sehr wichtiger Dienstleistungsberuf. D.h. auch „Bäuerin oder Bauer sein" ist somit ein guter und intelligenter Zukunftsberuf; was nicht heißt, dass immer alles so bleiben muss, wie es war.

Woran sollten sich die Bergbauern orientieren, um überleben zu können? Ich würde sagen, sie sollten sich oder könnten sich einfach an ihren eigenen Stärken orientieren. Dies ist vor allem auch das eigene Wollen und Können als Selbständige. (Die Bauern sind und waren ja nie Unternehmer im Sinne des Kapitalismus, denn sonst hätten sie schon längst die Bauernhöfe v erkauft und das Geld besser angelegt. Aber die Selbständigkeit ist ein wesentliches Charakteristikum). Viele jungen Bauern wissen es gar nicht zu schätzen, welche Chancen sich aus dieser Selbständigkeit in Kombination mit einer Selbstverantwortung ergeben. Ein wesentlicher Vorteil beispielsweise ist die weitgehende Kombination von Lebens- und Arbeitsbereich. Dies kann positiv genützt werden – es muss aber nicht automatisch so sein - um sich ein gutes familiäres und soziales Umfeld aufzubauen. Das ist die große Chance für soziale Lebensqualität. Dann ist die große Chance der ökologischen Lebensqualität. Man hat die Chancen auch mit Lebewesen, mit Pflanzen und Tieren zu arbeiten, wovon so viele andere Menschen eigentlich träumen.

Subsistenz als individuelle Lebensqualität
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Und dann, wenn man ein bisschen Glück hat, dann kann man sein Hobby auch zum Berufmachen. Das ist die Chance auf Bauern waren die meiste Zeit in der Geschichte ja vorwiegend selbsterhaltend, d.h. subsistent. Warum sollten wir diese Selbsterhaltungsfähigkeit in einer modernen Zeit nicht neu definieren? Das sind einmal sichere Orientierungslinien. Zusätzlich sollte man sich v on einem übersteigerten Arbeits- und Leistungsethos, aber auch zum Teil v on Traditionen nicht zuschütten lassen, was leider oft der Fall ist. Auch den Irrglauben, der bäuerliche Beruf sollte Reichtum ermöglichen, sollte man ablegen. Bildung, Ausbildung und Weiterbildung Nachdem wir nicht nur in einer Dienstleistungsgesellschaft, sondern vor allem auch in einer immer informierteren Informationsgesellschaft leben, ist Bildung, Ausbildung und Weiterbildung eben auch für die Bäuerinnen und Bauern das zentrale Element für die Zukunft.

Gilt dies auch für die Nebenerwerbsbauern? Im Grunde ja. Es geht darum diese Kombination zu optimieren, ohne sich „zu Tode" zu arbeiten. Also wird man sich eher extensivere Lösungen suchen, aber es können auch sehr individuelle Lösungen sein. Freude sollte es bereiten und zwar für alle Familienmitglieder - also nicht auf Kosten der Frauen gehen.

Ausstieg und Einstieg akzeptieren
Wenn aber jemand keine Freude mehr an der Landwirtschaft hat, sollte man ihn über soziale Sanktionen und sonstiges nicht zwanghaft zur Bauernschaft drängen. Es gibt auch Menschen, die sich für etwas anderes begeistern. Umgekehrt müsste man sich aber überlegen, wie man es Menschen ermöglichen könnte, die wirklich Freude am bäuerlichen Beruf hätten, aber keinen Bauernhof bzw. keinen Grund haben, wie man denen unter Umständen einen Beginn ermöglicht. Die Ausstiegs- und Einstiegschancen sollten gleich sein.

Eine gute (wahre) Geschichte erzählen
Was gegenwärtig noch offensichtlicher wird ist, dass man in einer Informationsgesellschaft dann gut überlebt, wenn man „eine gute und wahre Geschichte erzählen" kann. Ich meine das nicht als einfache Werbung sondern im umfassenden Sinne. Gute Geschichten z.B. sind derzeit: Bio-Landbau, Gentechnikfreiheit, handwerkliche regionale Produkte usw. Um auch für die Zukunft eine gute Geschichte zu erzählen, muss man gut gebildet sein. Also die „neuen" Bauern sind, wenn man so will, auch sehr gebildete Bäuerinnen und Bauern.

Die Globalisierung lässt sich nicht stoppen. - Was kann die lokale Politik gegen das Bauernsterben ausrichten? Einen Strukturwandel wird es auch in Zukunft geben. Das Interessante aber ist: Die wichtigste gegenwärtige Anforderung an die lokale Politik ist eigentlich auch im neuen Europa eine sehr traditionelle – ähnlich wie zur Gründerzeit der ersten Genossenschaften:
1. Die Bauern in ihrer Selbständigkeit und Selbstorganisationskraft unterstützen.
2. Dazu gehört auch die Förderung für eigenständige Regionalentwicklungsprogramme, die die Kombinations- und Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Wirtschaftssektoren erweitern.
3. Und nicht zuletzt ist die umfassende Unterstützung für die Aus- und Weiterbildung ganz wichtig.

Josef Hoppichler, Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien
18.12.2008, Original gekürzt und angepasst
http://olsp.tele-ak.fh-furtwangen.de

 

Neoliberale Agrarpolitik ist nicht liberal 

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
kurz bevor die Finanzkrise auf Europa übergeschwappt ist, wollte mir am Telefon ein junger Herr ein Abo eines großen Wochenmagazins verkaufen. Das Blatt sei mir zu neoliberal geworden, antwortete ich und deswegen hätte ich es vor einigen Jahren abbestellt. Darauf erklärte er mir, dass sie doch als konservativ gelten würden. Auf meine Frage, wo da heute noch der Unterschied sei, beendete er das Gespräch mit dem Verweis auf sein betriebswirtschaftliches Studium.   

Neoliberale Agrarpolitik oder brauchen wir dann noch Agrarminister?
Dass die Jünger dieser neoliberalen Glaubensgemeinschaft aus der Finanzkrise nichts lernen, zeigt der Stuttgarter Agrarminister. Anstatt den bayerischen Vorschlag zur Stabilisierung des Milchmarktes zugunsten der süddeutschen Strukturen und der Berggebiete zu unterstützen, machte er sich bei der letzen Agrarministerkonferenz wieder zum Sprecher für die Abschaffung der Milchquote und den Milchexport.  Und auch der Milchfond, mit dem man die Bauern ruhig stellen will, entstammt dieser (alten) Denkweise. Was wir brauchen wäre eine Stärkung der Milcherzeugung, die auf Grünland statt auf Kraftfutter als dem Brot der Armen basiert. 
 
Neoliberal ist nicht liberal
Liberal steht für Freiheit und darum gab es zahlreiche Revolutionen. Neoliberal ist aber das heutige globale Wirtschaftssystem, das Gewinne privatisiert (zum Spekulieren), Risiken sozialisiert (Beispiel Gentechnik) und die Staaten wie Gemeinden um Ressourcen und Deregulierung gegeneinander ausspielt. Kritische Denker warnen schon lange vor den Folgen für Demokratie und Wohlstand. Einer dieser Vordenker, Professor Dr.Dr. Franz Josef Radermacher aus Ulm spricht am Mittwoch 5.11.2008 um 17:30 Uhr im Campus Schwenningen der Hochschule Furtwangen, Jakob-Kienzle-Str. 17 (beim Bahnhof) zum Thema: Globalisierung als Schicksalsfrage - welche Herausforderungen liegen vor uns?

Trotz Gesundheitscheck soll Agrarpolitik unsozial bleiben! 

Im Gegensatz zur Milchpolitik haben die gleichen Kräfte, die bemerkenswerterweise in allen Parteien zu finden sind, die Vorschläge des Gesundheitsscheck zur progressiven Modulation der Betriebsprämien bei Prämienempfängern von über 100.000 € zugunsten neuer Herausforderungen wie Klimawandel und Problemen in bestimmten Regionen ausgehebelt. Wir fragen wo bleibt der da Aufschrei?  Einen Blick hinter die Kulissen dieser sozialen Ungerechtigkeit der deutschen Agrarpolitik bietet das brandneue Buch aus dem AbL-Verlag „Nehmt und euch wird gegeben“. Sie beigefügte Rezession.

Auf den Boden besinnen
Bio-Austria macht vor, worauf sich Bauern auch in Grünlandgebieten besinnen sollten. Die Teilnahme an deren Bodenpraktikerkurs in Vorarlberg ist für uns Anlass, die Thematik im Rahmen der Weidegespräche mit unserer Telakademie aufzugreifen. Wer hat Interesse? Bitte melden! 

Termine für Schwarzwaldbauern zum Vormerken (Programme bei Kontaktadresse erhältlich): 
19.11.2008, 10:00 Akademie Ländl. Raum in Hausach: Unternehmensnachfolge im Ländl. Raum  
29.11.2008, 13.00 LEV Mittlerer Schwarzwald in Schiltach: Was wird aus uns(eren) Bauern?
mit Josef Hoppichler von der Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien
3.11.2008, Siegfried Jäckle, ProSchwarzwaldbauern

 

Landjugend: Nachdenken über Zukunft der Bauern 

Von Bildungspolitik bis Weinbau: Große Diskussionsrunde der Landjugend im Staatsweingut Blankenhornsberg in Ihringen / Die Stärke des ländlichen Raums ist das bürgerschaftliche Engagement

"Landjugend im Dialog" war der Titel einer großen Diskussionsrunde, die am Freitag auf dem Staatsweingut Blankenhornsberg in Ihringen veranstaltet wurde. Der Bund Badischer Landjugend (BBL) hatte 28 Jungwinzer, Junglandwirte und Mitglieder aus Landjugenden sowie 26 Experten aus Politik, Verbänden und anderen gesellschaftlichen Institutionen eingeladen, um gemeinsam zu diskutieren. Auch Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium, gehörte zu den Gästen. Bereits am Nachmittag führte eine Exkursion die Teilnehmer nach Ihringen. Dort stellte sich die örtliche Landjugend und die offene Jugendarbeit vor. Marita und Michael Karle, die beiden Vorsitzenden der Ihringer Landjugend, berichteten von den Aktivitäten des Vereins. Werte wie Engagement für die Allgemeinheit, oder die Lust, etwas zu verändern, würden in der Landjugendgruppe groß geschrieben. Als Ergänzung wird in Ihringen auch die offene Jugendarbeit angeboten. Frank Forster, der Jugendpfleger der Gemeinde, erzählte, dass es seine Aufgabe sei, schwierige Jugendliche in die Gesellschaft zu integrieren — beispielsweise schreibe er mit ihnen Bewerbungen. Anschließend führte der Weg auf den Ihringer Südhof. Gerd Kühnle und sein Sohn Volker stellten ihren Betrieb vor, in dem neben Weinbau auch Obst- und Gemüseanbau betrieben wird. Die Produkte werden direkt auf dem Freiburger Wochenmarkt oder im eigenen Hofladen vertrieben. Außerdem können viele der Produkte auch in der Straußwirtschaft auf dem Hof probiert werden. Danach versammelten sich die Teilnehmer des Treffens auf dem Staatsweingut Blankenhornsberg, um zum Höhepunkt des Tages zu kommen — den sogenannten "Tischkussionen" . An 5 verschiedenen Tischen wurde bei Wein und Essen kräftig über Themen diskutiert, die den ländlichen Raum und somit auch die Landjugend betreffen. Die "Entwicklung des ländlichen Raums" war Thema an einem Tisch. Hier wurde beispielsweise darüber gesprochen, was den ländlichen Raum für junge Familien attraktiver machen könnte. "Wir hätten alle noch 2 Stunden weiter diskutieren können" , sagte Thomas Huschle, Vorsitzender des BBL, der die Ergebnisse seines Tisches bei der Schlussrunde vortrug. Beim Thema "Jugendpolitik: Herausforderung im ländlichen Raum" diskutierten die Teilnehmer eines anderen Tisches über die Aspekte Jugend und Alkohol oder wie das Jugendschutzgesetz umgesetzt werden kann.

"Bildungspolitische Schwerpunkte der Zukunft" war ebenfalls ein Thema an diesem Abend. Unter anderem wurde dabei über die Zukunft des dreigliedrigen Schulsystems, Ganztagsschulen oder auch über die Zukunft der Hauptschulen gesprochen. "Es war sehr interessant, mit so vielen Leuten aus den verschiedensten Bereichen zu diskutieren" , sagte Michael Wentz, Vorsitzender der Landjugend Schwarzwald-Baar-Kreis, der an diesem Tisch seinen Platz hatte. Um die "Zukunft der Landwirtschaft in Südbaden" sowie um die "Zukunft des Weinbaus in Südbaden" ging es an zwei weiteren Tischen. In beiden Fällen unterhielten sich die Teilnehmer über die Standorte von Fachhochschulen. In punkto Landwirtschaft ging es außerdem um den Flächenverbrauch von Ackerland durch die Industrie und im Zusammenhang mit dem Weinbau kam auch die Werbung zur Sprache. Außerdem kam man dabei zu einem wichtigen Schluss, dem wohl an allen Tischen zugestimmt werden konnte: Man müsse sich vom Kirchturmdenken verabschieden. Vor einem Jahr habe auf dem Blankenhornsberg schon der Entscheid des Berufswettbewerbs im Weinbau der deutschen Landjugend stattgefunden. "Damals hat es uns hier sehr gut gefallen. Und uns war klar, wir wollen hier noch einmal etwas machen" , schilderte der Vorsitzende des BBL, Thomas Huschle. Beim Thema habe man sich nicht auf eines einigen können, deshalb wurde bei den "Tischkussionen" gleich über 5 Themen diskutiert. "Wir haben nur positive Resonanz bekommen und sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung" , betonte Bettina Schnurr, Vorsitzende des BBL. Ob und wann die 2. Auflage von "Landjugend im Dialog" stattfinden wird, konnten die beiden Vorsitzenden jedoch noch nichts sagen. Rolf Steiner, Leiter des staatlichen Weinbauinstituts Freiburg, betonte jedenfalls: "Die Landjugend ist bei uns auf dem Blankenhornsberg jederzeit willkommen." Er diskutierte über das Thema Weinbau mit. Auch Friedlinde Gurr-Hirsch lobte die Veranstaltung. "Ich bin stolz auf unsere Landjugend" , sagte sie. Die "Tischkussionen" seien bestens vorbereitet worden und einzigartig in ihrer Konzeption. Auch die Themen, die diskutiert wurden, seien existenziell, nicht nur für Baden-Württemberg, sondern auch für Deutschland und sogar Europa, machte die Staatssekretärin deutlich. Und die Stärke des ländlichen Raums sei das bürgerschaftliche Engagement, fügte sie hinzu.
Benjamin Bohn, 16.9.2008, BZ

 

Betriebsprämie: Bauern-Neid oder soziale Ungerechtigkeit?

Wenn Bauern um die Stärkung der Maßnahmen rufen, die ihnen die Luft abschnüren, so ist das tragisch für die Rufer - Helge Berge nach dem Kleinbauernaufstand in Norwegen 1976

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner, auf unser letztes Rundmail schrieb mir ein Bauer aus der Lausitz in Sachsen mit einem 21 ha Hof, dass das Unglück der westdeutschen und auch der Schwarzwaldbauern hauptsächlich in Ostdeutschland zu suchen ist. Die  ehemaligen LPGen gibt es ja auch heute noch, nur heißen sie heute Agrargenossenschaft, AG, GmbH o.ä. Eine Ø LPG hat 2500 ha und über 1000 Kühe. In meiner Nähe gibt's eine mit 10 000 ha. Diesen Betrieben ist es in 18 Jahren mit 60 % Förderung auf alle Investitionen gelungen, höchst wirtschaftlich zu arbeiten. Wer unter 30 ha
Fläche hat, bekam auf sämtliche Investitionen aber keine Förderung. Und nun erhalten diese Betriebe die gleiche Betriebsprämie (für jedes ha) wie Sie und ich. Da kann der Milchpreis auch unter 30 Cent liegen und diese Betriebe  machen immer noch  einen satten Gewinn....

Neid oder soziale Ungerechtigkeit
Spricht man diese soziale Ungerechtigkeit hierzulande an, so wird man sofort der Neiddebatte bezichtigt. Tragisch ist, dass diese Wettbewerbsverzerrung völlig aus dem Blickfeld verschwunden ist, so als ob ein besserer Milchpreis sie auflösen würde. Dabei ist die Kürzung der Ausgleichszulage und des MEKA der Preis und die Fortsetzung dieser sozialen Ungerechtigkeiten, die bei einem durchschnittlichen Schwarzwaldhof indirekt 3 bis 5 Cent pro l Milch oder bis zu 60 Cent pro kg Fleisch ausmacht. Warum sind diese politischen Wettbewerbsverzerrungen nicht Thema auf den Versammlungen mit den balzenden Politiken?  

Ökonomie vom Kopf auf die Füße stellen!
Nach der ökonomischen Lehre sinken mit steigender Betriebsgröße und günstigeren Standortbedingungen  die Stückkosten. Logischweise wäre die Betriebsprämie mit steigender Betriebsgröße und günstigerer Ertragslage eigentlich unnötig. Warum aber wehren sich die Prediger dieser Ökonomie so vehement gegen die von der EU im Gesundheitscheck wieder vorgeschlagene
stärkere Modulation der Betriebsprämie und deren Umverteilung auf die Verlierer im ländlichen Raum? Also ist die Frage zu stellen: wollen sie damit vertuschen, dass die industrielle Ökonomie in der Landwirtschaft doch nicht 1 zu 1 aufgeht oder kommt in ihrer Ideologie die Vielfalt bäuerlicher Verhältnisse wie im Schwarzwald schon gar nicht mehr vor?

Termine für Schwarzwaldbauern

22. - 24. August Wolpertshausen/SH: Rock für Nature - mehr unter www.rockfornature.de
Eine intelligentere Art bäuerlicher  Öffentlichkeitsarbeit
Mittwoch 27. August:  Kempten auf dem Hof der Familie Richard Haneberg, 10:30 bis 16:00
25 Jahre Arge Lebensleistungszucht mit int. Vorträgen von Dr. Storhas; Prof:
Haiger und Dr. Postler, Mittwoch 3. September, 20:00: vorr. Engel Brigach:
Erfahrungsaustausch mit Besuchern und Interessenten unserer  Teleakademie
Dienstag 23. September: Agrarbündnis Kassel-Wilhelmshöhe, Anthrop. Zentrum, 10:00 bis 16.00
Einkommenskombination als Chance für den Ländlichen Raum*
Herzliche Grüße, Siegfried Jäckle, 19-8-2008, www.forumproschwarzwaldbauern.de
 

 

 

 

Martin Braun vom Ospelehof: Hubschrauberpilot, Bauer, Bergkäseproduzent 
 
Begegnung auf dem Ospelehof in Hinterzarten / SPD-Bundestagsabgeordnete informiert sich über Tourismus und Landwirtschaft

Große schwarze Limousinen und Polizei-Eskorte mit Blaulicht braucht sie nicht. Rita Schwarzelühr-Sutter sitzt bei ihrer Sommertour durch den Wahlkreis Waldshut-Hochschwarzwald selbst hinter dem Steuer ihres Mittelklassewagens. Begleitet wird das SPD-Bundestagsmitglied lediglich von einem Mitarbeiter. "Ich bin nur eine einfache Abgeordnete" , meint sie lachend bei ihrem unspektakulären Eintreffen vor dem Ospelehof in Hinterzarten. Im Beisein der stellvertretenden Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Titisee-Neustadt, Tina Herr, erzählte Landwirt Martin Braun von seiner Ausbildung als Elektriker, dem Maschinenbau-Studium, der Arbeit als Zimmermann, seiner Zeit als Gemeinderat, dem Erwerb der Piloten-Lizenz für Hubschrauber sowie der Hofübernahme und dem Beginn der Direktvermarktung vor 18 Jahren: "Damals waren wir eine der ersten Käsereien." Auf Frage der Abgeordneten lobte er die Vereinigung der Käseroute: "Das sorgt für einen größeren Bekanntheitsgrad und damit für mehr Kunden." Gleiches gelte für den Naturpark Südschwarzwald: "Der Brunch am Sonntag war bestens besucht." Rund ein Kilometer vom Ortszentrum entfernt auf einer Anhöhe gelegen genossen die Besucher auch den herrlichen Blick auf den Kurort. Braun produziert Bergkäse, Schwarzwald-Gouda, Camembert und Frischkäse. In dem von Jutta Braun geführten Bauernladen gibt es zudem hausgemachte Wurst sowie Eier, Honig, Marmelade, Teigwaren, Wein und Spirituosen. Der Schwarzwälder Schinken und Bauernspeck wird nach traditioneller Art "sechs Monate geräuchert und dann drei Monate luftgetrocknet." 2004 ging Braun eine Kooperation mit dem Kesslerhof ein: "Die Familie Tritschler liefert die Milch, ich produziere den Käse." Pro Jahr reifen zwei Tonnen der verschiedensten Sorten im Kühlraum. Seit 2006 stellt er aus der Molke auch Kosmetik her. Zu dem erstmals im Jahr 1480 aufgeführten Schwarzwaldhof gehören winterfeste Highland-Rinder, Bullen, 40 Hühner, Ziegen, Katzen, Schweine und Hasen sowie zwei Pferde. In dem auch vom Tourismus abhängigen Familienbetrieb müssen nicht nur er und Gattin Jutta sondern auch die Kinder Dominic und Sandrin mit anpacken. Braun berichtet von den enormen Investitionen in den letzten Jahren und kritisiert baurechtliche Probleme bei der Erweiterung der Ferienwohnungen: "Man muss heute dem Landwirt ein zweiten und drittes Standbein ermöglichen, selbst wenn der Nebenerwerb mehr einbringen sollte als der eigentliche Haupterwerb."  Bundestagsabgeordnete Schwarzelühr-Sutter, Mitglied im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, "will dieses Thema mit nach Berlin nehmen und dort einbringen." Ziel der einwöchigen Sommeraktion von Rita Schwarzelühr-Sutter ist, sich einen detaillierten Eindruck zum Thema Tourismus zu verschaffen sowie konkret Hilfe anzubieten oder Kontakte zu vermitteln: "Anregungen und Erkenntnisse, die ich im Wahlkreis sammle, bilden das Fundament für meine Arbeit auf bundespolitischer Eben." Auf dem Ospelehof lobte sie die vielseitigen Aktivitäten des multifunktionalen Martin Braun, den sie beim Milchfest in Faulenfürst kennen gelernt hatte. Die 45-jährige Diplom-Betriebswirtin hob den Mut zur Innovation und Investition hervor: "Nur so kann man im immer härter werdenden Wettbewerb bestehen."

 

Realschulklasse beim Küferhof in Ebnet - Regionale Produkte

Foto: Veronika Heizler

Die Klasse 9b der Realschule Kirchzarten besuchte kürzlich den Küferhof in Ebnet. Fachlehrerin Veronika Heizler hat diesen Besuch im Rahmen des Unterrichtsfaches „Mensch und Umwelt“ organisiert, in dem derzeit die Lehrplaneinheit „Produktion von Lebensmitteln, regionale Produkte“ auf dem Unterrichtsplan steht. Die Schüler hatten im Vorfeld über die unterschiedlichen Arten der Lebensmittelerzeugung, Bio und konventionell, gesprochen und der Besuch beim Biohof Reichenbach sollte dies veranschaulichen. Bernhard und Walburga Reichenbach empfingen die Schülerinnen sehr herzlich und informierten ausführlich über artgerechte Tierhaltung. Bernhard Reichenbach berichtete über Absatzmöglichkeiten und die Milchpreisproblematik und informierte über alles Wissenswerte zur Milchviehhaltung. Die Jugendlichen waren beeindruckt, wie liebevoll die Reichenbachs mit ihren Tieren umgehen. Im neu erbauten Kaltlaufstall fühlen sich die 30 Kühe und ca. 15 Kälbchen sichtlich wohl. Besondere Freude hatten die Schüler, als sich Kuh Bärbel erst wohlig von der Kuhbürste massieren ließ und sich dann neugierig der Besuchergruppe anschloss.       

Gisela Heizler-Ries, 8.5.2008, www.dreisamtaeler.de

 

Agrarhilfen bleiben nicht beim Bauern hängen

Von den flächenbezogenen Subventionen profitieren vor allem die Verpächter

Trotz Subventionen war die Erzeugung von Getreide und Milch lange ein Zuschussgeschäft. Das hat sich geändert. Der Erlös für Brotweizen hat sich gegenüber 2005 mehr als verdoppelt und der Milchpreis ist um 50 Prozent gestiegen. Auch die Preise für Mais und Raps sind nach oben geschossen. Der Grund ist Knappheit, ausgelöst durch Missernten in Übersee und die steigende Nachfrage nach Bioenergierohstoffen. Beim Milchpreis macht sich der starke Export von Milchpulver bemerkbar. Die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse haben nahezu das Niveau der 80er Jahre erreicht. Da stellt sich die Frage, ob die Beihilfen der EU noch gerechtfertigt sind. Sie umfassen 44 Milliarden Euro im Jahr. Sechs Milliarden Euro entfallen auf Deutschland, etwa 300 Euro sind es im Durchschnitt pro Hektar Ackerland. Ob die Zahlungen noch gerechtfertigt sind, beantworten Fachleute nicht eindeutig. "Die aktuelle Preisentwicklung rechtfertigt den pauschalen Wegfall nicht. Denn niemand weiß, ob sie von Dauer ist. Dazu kommt, dass die Futtermittel- und Düngemittelpreise ebenfalls enorm gestiegen sind" , sagt Friedrich Kuhlmann, Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Uni Gießen. Nach langer Talfahrt sei es vielen Betrieben erst jetzt wieder möglich, Kapital für Investitionen zu erwirtschaften. Warum, erklärt Martin Behringer, Landwirt aus Auggen im Markgräflerland: "Selbst mit der Beihilfe konnte nur der, der Spitzenerträge erzielt hat, gerade noch die Kosten decken. Eine Entlohnung der Arbeitskraft oder gar eine Gewinnentnahme war im Ackerbau nicht mehr möglich." Für die Milcherzeugung gilt das Gleiche — für den Durchschnittsbetrieb.
Die baden-württembergischen Landwirte sind in den vergangenen fünf Jahren an ihre Substanz gegangen. Das zeigen die Buchführungsergebnisse von landwirtschaftlichen Betrieben. Vermögen wurde verringert, Flächen wurden verkauft, um die laufenden Kosten zu decken. Allerdings ist das Bild uneinheitlich: Positiv sind beispielsweise die Bilanzen der Betriebe mit Wein-, Obst- oder Gemüsebau (Sonderkulturen) und der größeren Betriebe. Milchkuhbetriebe mit mehr als 80 Kühen und einem hohen Rationalisierungsgrad haben sogar im Wirtschaftsjahr 2006/07, als der Milchpreis auf ein historisches Tief gefallen war, schwarze Zahlen geschrieben. Im Durchschnitt halten die baden-württembergischen Milcherzeuger aber nur 23 Kühe.

"Es gibt nicht den Landwirt und auch nicht den Betrieb. Man muss genau hinschauen, wenn man über die Beihilfen diskutiert" , sagt Uli Jaspers, stellvertretender Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL). Auch Jaspers lehnt eine generelle Streichung der Beihilfen ab. "Denn die Produktion von Milch, Getreide, Mais und Rindfleisch wäre trotz der Erlössteigerungen nur an wenigen Standorten in Deutschland international wettbewerbsfähig" , sagt er. Er kritisiert, dass die Beihilfen auf die Fläche bezogen sind. "Das hat dazu geführt, dass heute 80 Prozent der Summe einem Fünftel der Betriebe zufließen." Wissenschaftler Kuhlmann hält eine Förderung für nötig, stellt jedoch in Frage, ob "das System der Beihilfen noch geeignet ist, die Einkommen der Landwirte zu stabilisieren." Wegen des stetig voran schreitenden Strukturwandels sei das immer weniger der Fall. Die Fördergelder bewirken unverhältnismäßig hohe Pachten. "Viele Betriebe bleiben durch die Beihilfen länger in der Produktion als sie es sonst könnten, was die Flächen verknappt." Das sei zwar aus sozialpolitischer Sicht sinnvoll, weil Landwirte auf diese Weise bis zum Rentenalter in ihrem Beruf verbleiben und über die Pachteinnahmen auch ihre Altersversorgung verbessern können. Es belaste jedoch die Bilanzen der aktiven Betriebe, schwäche deren Wettbewerbsfähigkeit und verstärke den Wachstumsdruck. Angesichts dessen, dass heute fast 70 Prozent der bewirtschafteten Flächen Pachtland sind, müsse darüber diskutiert werden. Tatsächlich sind die Pachten gestiegen. Im Bundesdurchschnitt betrugen sie 2005 knapp 200 Euro je Hektar.
Der hohe Pachtanteil ist die Folge des Strukturwandels: Die Zahl der bäuerlichen Betriebe nimmt ab. Gegenüber 1990 hat sie sich halbiert - bundesweit auf 350 000 im Jahr 2007. Das jährliche Einkommen blieb im Durchschnitt jedoch konstant - was die bescheidene Wirkung der Beihilfen belegt. Dass das stark flächenbezogene Fördersystem den Strukturwandel noch beschleunigt hat, zeigt der Agraringenieur Klaus Kemper in seinem Buch "Tomaten statt Weizen" . Die an die Hektarzahl gekoppelten Zahlungen würden Landwirte motivieren, Kulturen anzupflanzen, mit denen sie von vornherein keine ausreichenden Gewinne erzielen könnten. "Es müsste die Agrarpolitiker nachdenklich machen, dass die deutschen Gemüsebauern mit nur 1,2 Prozent des Ackerlandes ein Drittel der gesamten Verkaufserlöse erzielen."
In Südbaden haben das viele Landwirte erkannt. Im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald hat sich die Gemüsebaufläche seit 1991 fast verdreifacht und im Ortenaukreis die Obstanbaufläche verdoppelt. Auch viele Milcherzeuger haben den Zwang,
flächenmäßig zu wachsen, abgeschüttelt und sich andere Einkommensquellen erschlossen. Michael Riesterer aus Oberried beispielsweise bezieht aus seinem Milchkuhstall mit 30 Tieren nur noch ein Fünftel des Familieneinkommens, die EU-Beihilfen eingerechnet. Den Hauptteil steuern Ferienwohnungen, ein Hofladen und Pachteinnahmen aus einem Gastronomiebetrieb bei. Vor 20 Jahren war das Verhältnis umgekehrt.
Silvia Faller, 11.4.2008, BZ

 

 

Zwei Drittel der Höfe ohne Betriebsnachfolger

zu: "Milch, Fleisch und Zäpfle locken" , BZ vom 18. März, Seite 23:
Um es mit dem Jargon unserer Jugend auszudrücken - unsere Bauernverbände haben anscheinend noch nicht den "Schuss" gehört. Diese Leute haben immer noch nicht begriffen, dass die Preise für landwirtschaftliche Produkte nicht in Breitnau-Siedelbach und auch nicht in Rothaus/Faulenfürst, sondern im fernen Brüssel festgelegt werden. Und zwar von Leuten, denen es schnurzpiepegal ist, ob es da irgendwo in Deutschland ein Mittelgebirge gibt, dessen Landschaft von der Landwirtschaft gepflegt und erhalten werden soll. Es ist diesen Entscheidungsträgern in Brüssel auch egal, ob in besagter Gegend einige Leute ihre heimischen Produkte genießen und vermarkten wollen. In Brüssel will man nur eines: Billige Lebensmittel, egal wie und woher. Hauptsache, der Profit für Handel und Industrie bleibt erhalten. Es ist natürlich selbstverständlich, dass solche "Heile Welt" -Veranstaltungen wie das Milchfest bei unseren kleinen und auch größeren Politikern gut ankommen. Wird hier doch durch Kühe-, Haustier- und Hofbesichtigungen den Besuchern noch eine unbefleckte Bauernhofwelt vorgegaukelt. Keine Rede von Endlosbürokratie, Auflagen, Vorschriften und Schikanen, die unsere Landwirtschaft allmählich zu ersticken drohen. Auch ist hier keine Rede davon, dass gerade wegen der vorgenannten Bürokratie-Repressalien nahezu zwei Drittel aller Höfe im Schwarzwald keine Betriebsnachfolger mehr haben. Unsere möglichen Nachfolger und Hoferben haben schon längst erkannt, dass es einfacher ist, einer Beschäftigung bei geregelter Arbeitszeit nachzugehen, als sich durch vage Politikerversprechen und Superbürokratie den Rest des Lebens veräppeln zu lassen.
BZ-Leserbrief vom 5.4.2008 von Alfred Rombach, Waldau (Rotenhof)

 

Bauernhof im Kreis Lörrach ade - 50 Prozent Rückgang
 
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis Lörrach ist in den vergangenen 28 Jahren um rund 48 Prozent gesunken. Die Statistiker vom Statistischen Landesamt in Stuttgart registrierten hier im vergangenen Jahr insgesamt noch 1371 Betriebe.

Seit die Milch mehr bringt und mit dem Weizen der Tiger im Tank statt des Menschen gefüttert wird, keimt bei den Landwirten wieder so etwas wie Optimismus. Ob’s das Prinzip "Wachsen oder weichen" aufweichen kann, ist allerdings noch offen. Gewichen sind viele, die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während es im Jahr 1979 noch 2650 landwirtschaftliche Betriebe im Kreis Lörrach gab, hat sich ihre Zahl bis zum Jahr 2007 auf 1371 verringert. Der Verlust von rund 48,3 Prozent ist dabei niedriger als im Land, wo der Rückgang bei 56,7 Prozent lag: Statt 131 675 landwirtschaftliche Betriebe, wie 1979, zählten die Stuttgarter Statistiker im 2007 in Baden-Württemberg nur noch 57049 Betriebe. Das Tempo des Strukturwandels ist keineswegs gleichmäßig verlaufen, hat Diplom-Agraringenieurin Julia Arndt vom Statistischen Landesamt in einer Untersuchung festgestellt: In den 80er-Jahren lag die jährliche Abnahmerate der Betriebe im Schnitt bei 2,3 Prozent und in den 90er Jahren stieg sie auf über drei Prozent. Die meisten Betriebe schieden allerdings im Zeitraum 2003 bis 2005 aus: Hier erreichte die Abnahmerate sogar vier Prozent. Inzwischen schwächt sich das Tempo aber wieder leicht ab. "Für die vergangenen zwei Jahre errechnet sich für die Betriebe ab zwei Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche eine Abnahmerate von nur noch 2,8 Prozent. Damit liegt der Rückgang der Betriebe erstmals seit rund zwanzig Jahren wieder unter drei Prozent" , sagt die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Carmina Brenner.

Durchschnittlicher Betrieb im Kreis ist 17,4 Hektar groß
Bei der landwirtschaftlich genutzten Fläche sieht es anders aus, denn die Regel heißt, immer weniger Betriebe bewirtschaften immer mehr Fläche. Die landwirtschaftliche Fläche im Land ist denn auch nur von 1,50 Millionen Hektar im Jahr 1979 auf 1,44 Millionen Hektar zurückgegangen. Das heißt, heute werden gerade mal 4,5 Prozent der Fläche weniger durch die Landwirtschaft genutzt als 1979 und das dürfte weniger mit den Veränderungen bei den Betrieben, denn mit dem Bedarf bei den Siedlungsflächen zusammenhängen. Denn wo Fläche zur Verfügung steht, ist der Bauer nach wie vor nicht weit: Mit 25,2 Hektar ist der Durchschnittsbetrieb im Land mehr als doppelt so groß wie 1979 mit 11,4 Hektar. Regional ergeben sich, je nach Qualität der Böden und Bewirtschaftungsformen, wie beispielsweise Weinbau oder Sonderkulturen, aber ganz unterschiedliche Werte: Im Kreis Lörrach schrumpfte die bewirtschaftete Fläche in den vergangenen 28 Jahren um zehn Prozent auf heute rund 23 906 Hektar, während sich die Betriebszahl um 48,3 Prozent verringerte.
Ein durchschnittlicher Betrieb hat im Kreis dabei eine Größe von 17,4 Hektar (1979: 10 Hektar). Er ist im Vergleich also kleiner als die 25,2 Hektar im Landesdurchschnitt. Wobei die 25,2 Hektar allerdings schon eine recht geringe Größe sind, wenn der Blick über die Grenzen des Landes hinaus geht. Die durchschnittliche Flächengröße müsse auch vor dem Hintergrund der im Land vielfach vorhandenen Sonderkulturen wie Wein und Obst gesehen werden, erklärt Brenner. Dort sind bei hoher Wertschöpfung pro Flächeneinheit vielfach kleinere Betriebe anzutreffen. Diese Sonderkulturen machen im Land 3,3 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzung aus. In Freiburg und Stuttgart dagegen als Spitzenreiter 23,1 Prozent und 17,9 Prozent. Im Kreis sieht die Verteilung so aus: Ackerland 31,2 Prozent; Dauergrünland 62,6 Prozent und Sonderkulturen 6,0 Prozent.
Noch ein Trend: Die Landwirte werden immer professioneller. Der klassische Familienbetrieb dominiert mit 93 Prozent zwar noch zahlenmäßig. Aber auch wenn die Haupterwerbsbetriebe nur etwas mehr als ein Drittel der Betriebe umfassen, dominieren sie inzwischen die Produktion. Sie bewirtschaften 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche.
teb, 3.4.2008, BZ

  Landwirte verdienen endlich wieder mehr

Herbert Dold von Dold Holzwerke in Buchenbach (Mitte) zeigte dem Freiburger Fortpräsidenten Meinrad Joos (rechts) und dem Hauptgeschäftsführer des BLHV Gerhard Henninger (links) stolz eine Schachtel frischer Pellets.

Herbert Dold von Dold Holzwerke in Buchenbach (Mitte) zeigte dem Freiburger Fortpräsidenten Meinrad Joos (rechts) und dem Hauptgeschäftsführer des BLHV Gerhard Henninger (links) stolz eine Schachtel frischer Pellets.

Bild: Gerhard Lück

Und auch der Wald wirft wieder enorme Gewinne für den Staatshaushalt ab – Journalisten besuchten Holzwerke Dold

Buchenbach (glü.) Das waren der Vorweihnachtszeit angemessene Töne, die bei der alljährlichen Jahrespressefahrt vom Badischen Bauernpräsidenten Werner Räpple und dem Freiburger Forstpräsidenten Meinrad Joos zu vernehmen waren. Beide verbreiteten viel Optimismus. So können die Bauern in Südbaden dank gestiegener Preise für Getreide und Milch zumindest mit 4,1 Prozent mehr Einkommen auskommen. Sie liegen damit allerdings auf Bundesebene am Ende der Einkommensskala. Der Bundesdurchschnitt liegt nach Berechnungen des Deutschen Bauernverbandes bei 12,4 Prozent. Am besten verdienen derzeit die Bauern in Schleswig-Holstein. Dort gibt es wohl bedeutend mehr Getreidefelder als in Südbaden. Denn durch die weltweit knappen Getreideernten steigen die Preise enorm. Doch auch die Milchbauern mehrten ihren Gewinn um 20 Prozent. Die Molkereien setzten höhere Preise beim Einzelhandel durch und gaben diese Mehreinkünfte zum Teil an die Landwirte weiter. Derzeit zahlt die Breisgaumilch mit 41,35 Cent sogar richtig gut und erfüllt die auf vielen Plakaten erhobene Forderung nach mindestens 40 Cent für den Liter Milch. Und so waren am Ende des Pressegespräches im Buchenbacher Adler lange nicht gehörte Worte vom Bauernpräsidenten Räpple zu vernehmen: „Es macht wieder Spaß, Landwirt zu sein.“

Ähnlich optimistisch sah die Bilanz von Forstpräsident Meinrad Joos aus. Immerhin hätten die landeseigenen Wälder 2007 in den Regierungsbezirken Freiburg und Karlsruhe einen Überschuss von mehr als fünf Millionen Euro erwirtschaftet. Damit wären die 2,1 Mio. Plus von 2006 nochmals wesentlich verbessert worden. Die Nachfrage nach Holz sei am Markt unverändert hoch und dementsprechend steige auch der Holzpreis. Und die Sägewerke befänden sich in einem harten Konkurrenzkampf um genügend Holz zur Aufarbeitung. Bestätigt wurde das den südbadischen Medienleuten vom Chef der Holzwerke Dold in Buchenbach. Herbert Dold führte die Gruppe durch den großen Betrieb mit 220 Mitarbeitenden. Besonders stolz präsentierte der Unternehmer das Pelletwerk, das zu einem wichtigen Standbein des Buchenbacher Unternehmens geworden sei.

Am Vormittag hatten die Journalisten einen landwirtschaftlichen Betrieb in Bräunlingen mit großer Biogasanlage sowie die Ölmühle in Donaueschingen besichtigt. Hier wurden sie mit wachsenden Frage konfrontiert, ob hochwertige landwirtschaftliche Rohstoffe eher für den „Teller“ oder mehr für den „Tank“ angebaut werden – eine Frage, die der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch beim diesjährigen Erntedankfest bereits kritisch thematisiert hatte.
Gerhard Lück, 21.12.2007, www.dreisamtaeler.de

 

 

Dritter Platz bei LUI für Pensionsviehhaltung am Häuslemaierhof
 
Wie Corinna und die Kuh Marie zusammenkamen / Ein Bauer in Buchenbach nimmt Rinder von Privatleuten in Pension und bekommt einen Preis für die Idee

Corinna Bockstaller mag Tiere. Sie ist Besitzerin eines Isländerwallachs und nennt auch eine Vorderwälderkuh namens "Marie" ihr eigen. Pferd und Kuh stehen auf dem Häuslemaierhof in Buchenbach. Dessen Inhaber, der Agraringenieur Martin Ganz, 36, bietet seit knapp einem Jahr Tierfreunden Kühe zum Kauf an. Die Tiere bleiben jedoch in seiner Herde integriert. Wo soll die Kuh sonst auch hin?

Auf dem Häuslemaierhof hat das Tier alles, was es braucht: Artgenossen, schmackhaftes Futter, genug Auslauf und jetzt im Winter ein Strohlager. 950 Euro hat die Kuh gekostet. Corinna Bockstaller, Ingenieurin für Biomedizintechnik, Mutter und Hausfrau, bezahlt zudem die Betriebskosten von monatlich 60 Euro. Als Gegenleistung kann sie Erzeugnisse und Dienstleistungen des Häuslemaierhofes bis zu einem Geldwert von 75 Euro im Monat in Anspruch nehmen. Dazu kommen Vorteile eher ideeller Natur. "Meine beiden Kinder sind begeistert, dass wir eine Kuh haben und ich selbst bin fasziniert davon, Einblick in die Rinderhaltung zu bekommen" , erzählt Corinna Bockstaller. Wann immer möglich, arbeitet sie auf dem Hof mit. Der Vorteil für den Landwirt ist: Martin Ganz gewinnt Liquidität. Auch das jährlich anfallende Schlachtkalb gehört ihm. Wie alle seine Berufskollegen im Schwarzwald bezieht er Ausgleichszahlungen aus der EU- und Landeskasse. Mit der Weidewirtschaft trägt er nämlich dazu bei, das Landschaftsbild zu bewahren. Die Idee sei nachahmenswert, meinten die Juroren des mit insgesamt 5000 Euro dotierten Landwirtschaftspreises für unternehmerische Innovationen (LUI) 2007. Sie plazierten Martin Ganz auf dem dritten Rang. Gestern abend ehrte Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk die Preisträger in Sigmaringen.

Die Idee, Kühe zu verkaufen, und sie doch bei sich zu behalten, hatte Martin Ganz, als ihm Ende des vergangenen Jahres eine komplette Mutterkuhherde der Rasse Deutsch-Angus angeboten wurde. Sein eigener Bestand zählte nur noch wenige Tiere, dazu hatte er Jungvieh eines Milchkuhhalters in Pension genommen. Dabei habe er gemerkt, dass er sich das Leben als Landwirt nicht vorstellen könne, ohne selbst Rinder zu halten. "Man hat ein solches Tier ja über Jahre hinweg bei sich und gewinnt es lieb" , erzählt er und führt "Marie" vor. Die neunjährige Kuh kennt seine Stimme, streckt sich ihm entgegen und genießt das Streicheln, Kraulen und Tätscheln offensichtlich. Wie aber die neue Herde finanzieren? Keine Bank gibt Kredit für einen Produktionszweig wie die Mutterkuhhaltung, die sich bei aufrichtiger ökonomischer Betrachtung als Non-Profit-Aktivität darstellt, also keinen Gewinn bringt. In Rouven Kraft hatte Ganz den ersten Partner gefunden, der Freude daran hat, eine Kuh zu besitzen. Insgesamt fünf Verträge sind bislang zustande gekommen, mit vierwöchiger Frist lassen sie sich von beiden Seiten kündigen. Wenn eine Kuh das Zeitliche segnet, erhält der Eigentümer ohne erneuten Kapitaleinsatz ein neues Tier.
Die Pensionsviehhaltung oder die Mutterkuhhaltung sind derzeit die einzigen Möglichkeiten, die Weiden des Häuslemaierhofs zu bewirtschaften. Der Betrieb umfasst 20 Hektar Grünland und Ackerfläche und fünf Hektar Wald. Buchenbach liegt an der Ostkante des Schwarzwaldes, die Flächen sind zum Teil sehr steil. Martin Ganz und seine Frau Emily ergänzen das Einkommen aus der kleinen Landwirtschaft mit der Vermietung von zwei Ferienwohnungen, mit Stellplätzen für Reitpferde und mit Freizeitangeboten für Familien mit Kindern; auch sie sind Eltern von vier Kindern. Das Fleisch der Schlachtkälber vermarkten sie über einen Hofladen direkt an Verbraucher. Den Betrieb hat Ganz 1997 nach dem Studium der Agrarwirtschaft an der Fachhochschule Nürtingen von seiner Mutter übernommen. Von 2000 bis 2006 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Junger Bauern im Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband. In dieser Zeit war es ihm wichtig, in der Bevölkerung das Bewusstsein für den Wert der heimischen Erzeugnisse zu stärken.
Silvia Faller, 21.11.2007, BZ

 

 

Heuernte am Josefenhof

Nach dem so heiß ersehnten Sommereinbruch am Wochenende waren auf allen Feldern des Hochschwarzwalds die Landwirte zu sehen. Nach vielen Regenwochen konnte die Heuernte erst einen Monat später als üblich eingebracht werden. Bei vielen Landwirten lagen die Nerven blank. BZ-Mitarbeiterin Marion Pfordt sprach mit Primus und Mechthild Fehrenbach, die den Josefenhof in Neustadt betreiben.

BZ: Frau Fehrenbach, wie geht es Ihnen nach dieser Heuernte?
M. Fehrenbach: Wenn alles eingefahren ist, geht’s uns natürlich gut.

BZ: Herr Fehrenbach, was war an dieser Heuernte anders als in anderen Jahren?
P. Fehrenbach: Es war sehr stressig, wir standen unter großem Druck. Es war meine 42. Heuernte. Sie war viel später als sonst, normalerweise heuen wir um den 10. Juni. Da ist man schon auf Kohlen gesessen, denn von dieser Ernte hängt das ganze Winterfutter ab. Die ersten Wagen fährt jeder noch gut gelaunt ein, dann wird der Druck doch wieder zu groß.

BZ: Aber der Wetterbericht hatte doch ein sonniges Wochenende vorausgesagt?
M. Fehrenbach: Das kann man trotzdem nie wissen. Das Wochenende davor war auch schönes Wetter angesagt, zum Schluss hat es uns doch noch ins Heu geregnet. Das verregnete Heu ist dann minderwertig, wir nehmen es dann nur noch fürs Jungvieh, andere verwerfen es ganz.
P. Fehrenbach: Bis das Heu dürr ist, brauchen wir drei warme, trockene Tage. Den ersten zum Mähen, den zweiten zum Schütteln, den dritten zum Einfahren. Für die gesamte Heuernte geht es entsprechend länger. Als am Wochenende absehbar war, dass das Wetter hält, ging es los und wir haben alle Matten abgemäht. Das war dann fast schon wieder zu viel, denn dann hatten wir Sorge, ob wir es schaffen würden, vor dem angesagten Gewitter am Montag alles auch trocken einzufahren. Das war schon sehr stressig.
M. Fehrenbach: Man muss gut organisieren, wer welche Arbeit wann macht.

BZ: Wer organisiert das bei Ihnen?
M. Fehrenbach: Der Bauer sagt, wie’s gemacht wird. Aber mit der Zeit weiß jeder, was gemacht werden muss.

BZ: Hilft Ihnen jemand ?
P. Fehrenbach: Unsere erwachsenen Kinder. Zum Glück gibt es im Schwarzwald heute noch Chefs, die für unsere landwirtschaftliche Situation Verständnis haben und den Kindern dafür frei geben. Das rechne ich ihnen hoch an. Anders wäre es nicht zu schaffen gewesen.

BZ: Wie lange haben Sie am Wochenende gearbeitet?
P. Fehrenbach: Von früh um 5 Uhr bis um Mitternacht. Gegessen haben wir auf dem Trecker.

BZ: Was gab’s denn?
P. Fehrenbach: Viel Quellwasser und Wurstbrote. Viel Wurst, wenig Brot. Abends um halb zehn dann was Gutes, danach haben wir noch bis 12 Uhr nachts in der Scheune geschafft.

BZ: Hat sich die Heuernte verändert?
P. Fehrenbach: Und wie! Früher war die Heuernte schwer, heute ist sie stressig. Früher fuhren wir das Heu noch mit Pferd und Ochse ein. Wir Kinder mussten mit einem Laubbüschel die Bremsen vom Vieh abhalten. Wir hatten unheimlich viele Helfer von der Schraubenfabrik, der Papierfabrik und der Stadt, die mit der Sense das Gras schnitten. Einer hat das Heu geladen. Der war was Besonderes, denn das konnten nur ganz wenige. Dafür hatten wir sechs Wochen Zeit. Es war eine schwere Arbeit, aber wir haben den ganzen Tag geredet, "wie geht’s dir so, was machen die Kinder
" . Wenn’s mal ins Heu regnete, war das kein Drama, denn die Kühe gaben viel weniger Milch. Das waren keine Hochleistungskühe.

BZ: Und heute?
P. Fehrenbach: Heute brauchen wir idealerweise drei Leute: Einer schüttelt, einer fährt ein, einer bedient den Heukran im Schopf. Die modernen Maschinen ersetzen die Helfer von damals. Geredet wird nicht mehr, wir verstehen uns auf den lauten Maschinen auch gar nicht mehr. Wenn wir was sagen wollen, müssen wir unheimlich schreien. In ein paar Tagen muss alles erledigt sein. Je moderner die Maschinen werden, desto verrückter werden die Leute, da geht schon viel Zwischenmenschliches verloren.

BZ: Ist diese Arbeit denn gut für Herz und Nerven?
P. Fehrenbach: Das macht meinem Herz nichts. Bei einem, der Bungee-Jumping macht, ist der Nervenkitzel nach fünf Minuten vorbei, bei uns Landwirten eben nach drei Tagen, wenn’s Heu drin ist. Jetzt ist alles gut, der Winter kann kommen und ich bin müde.
19.7.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Wiesen, Heuernte und Rinderhaltung - Wettlauf gegen den Regen

Das anhaltende Regenwetter macht den Rinderhaltern zu schaffen. Auf vielen Wiesen steht noch immer das Heugras. Der Schaden ist groß, denn das überständige Futter enthält kaum mehr Eiweiß und Energie, was die Kühe brauchen, um Milch zu erzeugen. Abgesehen davon fressen sie das harte, spröde Futter ungern. Die Landwirte beurteilen die Lage jedoch sehr unterschiedlich je nachdem, wie intensiv sie die Rinderhaltung betreiben und welchen Anteil ihres Einkommens sie damit erwirtschaften.

Michael Riesterer, der in Oberried einen Bestand von 30 Milchkühen hält, hatte gar nicht auf anhaltend gutes Wetter gewartet, um Heu machen zu können, sondern hat Ende April bereits den ersten Aufwuchs siliert, im Mai und Juni den zweiten und hat jetzt schon auf manchen Wiesen den dritten Schnitt in Arbeit. Heu macht er ohnehin nur auf einer kleinen Fläche, um den Rohfasergehalt der Futterration auszugleichen. Dieses Gras steht noch: braun, strohig und verblüht. "Das ist aber nicht dramatisch. Das Hauptfutter ist gesichert" , sagt er. Um silieren zu können — die natürliche Milchsäuregärung unter Luftabschluss macht das Gras haltbar — sind zwei Tage Sonnenschein nötig, um Heu machen zu können mindestens drei. Auch Konrad Schwär, der in St. Peter Milchkühe hält, hat den Aufwuchs seiner Wiesen und Weiden fast komplett ins Silo verfrachtet. Das Gras auf fünf Hektar hat er noch stehen. "Zwischen dem braunen Gras kommt schon der zweite Aufwuchs durch" , sagt er. Problematisch sei, dass die dichten überständigen Graspolster bereits verfaulen. "Wenn wir endlich mähen können, wird die Grasnarbe wohl unvollständig nachwachsen" , erklärt er. Auch wenn der Landwirt keinen Futtermangel zu befürchten hat, leiden seine Tiere dennoch. Denn sie können wegen der Nässe seit Wochen nur eingeschränkt auf die Weide und stehen seit einigen Tagen nur noch im Stall. Mit ihren Klauen würden sie die Grasnarbe beschädigen, worin auch Josef Kapp aus Glottertal das größte Problem sieht. Ansonsten zerbricht er sich nicht den Kopf über die Wetterlage. "Vier Hektar Wiesengras habe ich noch draußen. Aber in meinem Betrieb ist die Milcherzeugung mittlerweile untergeordnet. Und für alles andere, den Wald, die Reben und den Mais ist der Regen ein Segen" , sagt er. Josef Kapp hält zehn Milchkühe und mästet deren Nachwuchs komplett bis zur Schlachtreife, Gras- und Maissilage bilden das Hauptfutter; auf der Gemarkung Denzlingen bewirtschaftet er Ackerflächen. Nicht alle Rinderhalter silieren das Wiesengras. Mutterkuhhalter, die ihre Tiere kalben lassen und die jungen Rinder mit der Milch aufziehen, machen in der Regel auf dem Hauptteil ihrer Wiesen Heu. Denn sie brauchen kein derart energiereiches Futter wie die Milcherzeuger. Josef Andris vom Mathislehof in Buchenbach-Unteribental sieht die Wetterlage dennoch ebenso wie Josef Kapp gelassen, obwohl er auf knapp zehn Hektar den ersten Aufwuchs noch stehen hat. "Machen können wir sowieso nichts" , sagt er. "Wir warten jetzt halt auf gutes Wetter, dass wir das Heu noch reinkriegen."

Auch Valentin Sonner aus St. Ulrich betreibt Mutterkuhhaltung. Er sieht sich jedoch erheblich stärker betroffen. 60 Hektar Wiesen bewirtschaftet er auf den Gemarkungen St. Ulrich und Bollschweil, in den steilsten, unbefahrbaren Lagen lässt er seine Tiere weiden. "Diese Flächen sind jetzt leer gefressen. Wir können die Rinder aber nicht umsetzen, weil wir von den anderen Flächen noch fast nichts eingebracht haben" , erzählt er. Auch Otto Rees aus Horben rechnet mit erheblichem wirtschaftlichem Schaden. Er hält Ziegen und bereitet aus der Milch Käse. Für die Käseherstellung ist es nötig, dass die Tiere Heu fressen. Siliertes Futter verändert die Inhaltsstoffe der Milch, sodass kein guter Käse entsteht. Otto Rees hat erst ein Drittel seiner Wiesenflächen eingebracht und hat genauso wie Valentin Sonner das Problem, dass er seine Tiere zur Zeit nur eingeschränkt weiden lassen kann. Er rechnet mit einem Einbruch der Milchleistung im Winter, wenn er den Ziegen das minderwertige Heu vorsetzen muss. Futter zuzukaufen oder den mangelhaften Energiegehalt mit Kraftfutter auszugleichen sei nur schwer möglich. Otto Rees wirtschaftet nach den Richtlinien des Bioland-Verbandes. "Die anderen Bio-Betriebe haben in diesem Jahr das gleiche Problem, weshalb Futter wohl kaum gehandelt wird und wenn, dann extrem teuer ist" , sagt er.
Silvia Faller , 11.7.2007, BZ

 

 

Wirtschafter im Landbau: Meisterprüfung für Armin Obergfell

Für Armin Obergfell war der "Wirtschafter für Landbau" nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Meister -- mit der Meisterprüfung als I-Tüpfelchen seiner Ausbildung. Seit Herbst 2006 hat der 28-Jährige aus St. Georgen-Stockwald den Meistertitel in der Tasche.

Nach dem Realschulabschluss hat er erst eine Lehre als Elektroinstallateur gemacht und einige Zeit in diesem Beruf gearbeitet. Nach dem Zivildienst kam dann eine verkürzte zweijährige Lehre in der Landwirtschaft -- mit Fremdlehre in Binningen. "Ich hatte anfangs noch nicht so viel Interesse an der Landwirtschaft", begründet er die Lehre in einem fachfremden Beruf und sieht heute darin viele Vorteile: Er schätzt es, Einblick in eine andere Arbeitswelt bekommen zu haben. Außerdem kann er seinen Erstberuf auf dem Hof oder bei kleineren Nebentätigkeiten heute sehr gut gebrauchen. Auf dem Hof, der noch den Eltern gehört, gibt es genug Arbeit für ihn und seine Eltern, auch ohne betriebliche Aufstockung. Sein Bruder und seine Schwester leben nicht mehr auf dem Hof. Im Stall stehen 40 Vorderwälderkühe, von den 45 ha ist viel Grünland, allein 6 ha nicht befahrbare steile Weiden. Der Hof liegt auf 830 Metern. "Was nützt es, groß zu investieren oder zu vergrößern und irgendwann steigt die ältere Generation aus oder macht Arbeit", sagt Obergfell mit Blick auf Betriebsnachfolger, die anders entscheiden. Einige neue Ideen warten noch auf Umsetzung. Im Moment genießt Obergfell die Freiheit, noch etwas nebenher arbeiten gehen zu können. Im Winter gibt er beispielsweise drei Stunden in der Woche EDV-Unterricht an der Fachschule. Ehrenamtlich engagiert er sich in der evangelischen Kirchengemeinde. Am Fachschulunterricht in Donaueschingen beurteilt er besonders die Praxisnähe sehr positiv. "Mir war auch die räumliche Nähe wichtig", sagt er. "Wenn man zu Hause im Betrieb ist, hat man einen sehr anschaulichen Vergleich von Theorie und Praxis." Das wäre beim Vollzeit-Unterricht in der Technikerschule vermutlich nicht möglich gewesen. An die Grenzen kam er während der Meisterarbeit mitten im Sommer. "Da war ich froh, dass der August so verregnet war." Von seinen dreizehn Klassenkameraden musste der am weitesten entfernt Wohnende eine Stunde fahren. Da liege für ihn die Schmerzgrenze. Die Ausbildung fand er gut und ausgewogen. Nur manchmal, da hätten die Lehrer den Unterrichtsstoff nicht so gut aufeinander abgestimmt, was sicherlich mit am engen Zeitkorsett und starker Fluktuation in der Landwirtschaftsverwaltung liegt.
11.6.2006, www.badische-bauern-zeitung.de

 

Anbindehaltung bei Kleinbetrieben bis 20 Kühen erlaubt

Beim Verbot der Anbindehaltung von Kälbern in kleinen Landwirtschaftsbetrieben signalisiert das Bundeslandwirtschaftsministerium Unterstützung für die Belange des Südschwarzwalds. Dies erklärt der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Dörflinger auf der Grundlage eines Briefs des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), Gerd Müller. Müller hatte die Problematik im März in Breitnau mit Betroffenen diskutiert.

Dörflinger war an den Staatssekretär herangetreten mit der Bitte um eine Ausnahmeregelung vom Verbot der Anbindehaltung für die kleinen Betriebe im Südschwarzwald. Nach seiner Einschätzung würde die einschlägige EU-Verordnung unverhältnismäßig hohe Investitionen auf den Schwarzwald-Bauernhöfen (etwa durch den Neubau von Ställen) nach sich ziehen — "die vermutlich in vielen Fällen zur Betriebsaufgabe geführt hätte" .

Kleinbetriebe bis zu 20 Kühen und für fünf Jahre sogar bis zu 35 Kühen
Vom Auslaufen des so genannten Altgebäudeprivilegs, das bisher die Ausnahme vom Verbot der Anbindehaltung regelt, wären ab 2010 viele Ökobetriebe betroffen, die aus finanziellen oder örtlichen Gründen nicht auf die Laufstallhaltung bei Rindern umstellen können. Für diese Betriebe soll jedoch nach Auskunft des Bundeslandwirtschaftsministeriums ein Kleinbetriebsprivileg Abhilfe schaffen. Dazu sei eine Definition des Kleinbetriebs notwendig. Ein entsprechender Vorschlag werde gegenwärtig erarbeitet. Dieser sieht vor, für die Bestimmung eines Kleinbetriebs einen Maßstab von 20 Kühen (zuzüglich Nachwuchs) festzulegen, jedoch für einen auf fünf Jahre begrenzten Zeitraum ausnahmsweise für regional begrenzte Gebiete auch bis zu 35 Milchkühen (zuzüglich Nachwuchs) zuzulassen. Zwar hätten in den Verhandlungen zur neuen EU-Öko-Verordnung, die 2009 in Kraft treten soll, die genannten Ausnahmemöglichkeiten nicht in der Verordnung selbst verankert werden können; schreibt Staatssekretär Müller an Dörflinger. Die EU-Kommission habe aber zugestanden, diese Regelungen in die so genannten Durchführungsvorschriften aufzunehmen. Das BMELV werde sich laut Müller für ein zufrieden stellendes Ergebnis für Deutschland einsetzen. Ein Erfahrungsbericht der EU-Kommission vom März 2007 habe gezeigt, dass auch andere Mitgliedsstaaten von dieser Problematik betroffen sind.
11.5.2007, www.suedkurier.de

 

Weihbischof Bernd Uhl spricht mit Bäuerinnen und Bauern in Ehrenkirchen

Die Welt der Landwirtschaft sei ihm als Städter lange Zeit verschlossen geblieben, bekannte Weihbischof Bernd Uhl, Freiburg, beim diesjährigen Bischofstag. Landvolkpfarrer Thomas Dietrich hatte ihn in seiner Eigenschaft als Umweltbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz eingeladen, gemeinsam mit den Vertretern dreier landwirtschaftlicher Beraterdienste die Probleme zu besprechen, die die in der Landwirtschaft Tätigen zurzeit beschäftigen. Gastgeber war der Schlierberghof auf der Gemarkung Ehrenkirchen.

"Gentechnik-freie Region Oberrhein" — in schwarzer Schrift auf gelbem Grund leuchtet dieser Slogan jedem Autofahrer entgegen, der die Landesstraße 122 zwischen Bollschweil und Ehrenkirchen entlangfährt. Das Schild befindet sich auf Höhe des etwas abseits gelegenen Schlierberghofs und wurde von seinem Besitzer, Hans-Peter Metzger, zusammen mit Bernhard Nägele, dem Leiter des landwirtschaftlichen Betriebshelferdienstes Südbaden mit Sitz in St. Ulrich, aufgestellt. Die Aussage sei, so der Weihbischof, sehr in seinem Sinne. Er verfolgte denn auch mit großer Aufmerksamkeit die Erläuterungen zur speziellen Situation der in dieser Region tätigen Betriebe, "denn" , so Hans-Peter Metzger, "Gentechnik würde die Landwirtschaft an der Rheinschiene mit ihrer eher kleinflächigen Nutzung zerstören, da sich hier die von EU und Bund angedachte Abgrenzung zwischen gentechnisch genutzten und davon freien Flächen nie und nimmer realisieren ließe." Viele der Sorgen, die die Landwirte und ihre Familien heute beschäftigen, sind nicht neu, bekommen aber durch die politische Entwicklung, nicht zuletzt durch die Einbindung in die Europäische Gemeinschaft, eine ganz andere Dimension. Eindrucksvoll schilderte etwa Rainer Wilczek vom Beratungsdienst der Katholischen Landvolkbewegung "Familie und Betrieb" die Folgen des landwirtschaftlichen Strukturwandels, der zur Zeit stattfindet: Konflikte in der Familie, ungeklärte finanzielle Situationen, Dauerbelastung durch vermehrten Arbeitsanfall, ungenügende Sicherung im Alter für die Eltern und kaum zu lösende Besitzverhältnisse bei Generationenwechsel für die Kinder. Seine Kollegin Eva-Maria Schüle ergänzte das Bild mit Beispielen aus der täglichen Praxis und berichtete von immer häufiger auftretenden Insolvenzen und als deren Folge nicht selten Suizidgefahr. Da gelte es, Familien zu beraten, Lösungswege zu erarbeiten, Fachleute zu vermitteln und die Verhandlungsposition bei Behörden und Gläubigern zu stärken. Eine große Belastung sei, so Hausherrin Ottilie Metzger, die zunehmende Bürokratie mit der schier nicht zu bewältigenden Papierflut, die es täglich zu bearbeiten gelte. Der Leiter des Landwirtschaftsamts Freiburg, Herbert Schell, fasste dieses Problem in die kurze Formel: "Das ist zurzeit eine Katastrophe."


Die Landwirte können die Papierflut der EU schier nicht bewältigen
Welch groteske Folgen die seit Beginn der EU üblichen Kontrollen haben können und welchen Verlust an Zeit, Nerven und Vertrauen in die Kompetenz der übergeordneten Stellen sie oft mit sich bringen, schilderte Hans-Peter Metzger, unterstützt von seinen Söhnen Johannes und Andreas, an einigen Beispielen; die anwesenden Kenner der Materie konnten das nur bestätigen, etwa Christoph Hog, Betriebshelfer aus dem Jostal. Er, der selbst einen kleinen Hof bewirtschaftet, springt ein, wenn Not am Mann ist, etwa durch Krankheit oder Unfall. "Man kann nur das Notwendigste machen, einmal aus zeitlichen Gründen, aber auch, weil die Mittel, die die Sozialversicherung genehmigt, äußerst knapp bemessen sind," machte er deutlich. So bleibe immer das Gefühl, nicht genug getan zu haben — "eine Gratwanderung".
Von ähnlichen Situationen berichtete die Leiterin des Dorfhelferinnenwerks mit Sitz in Sölden, Lucia Lang, das als Anbieter von Familienpflege im ländlichen Raum über 100 Stationen betreut und mehr als 300 Mitarbeiterinnen beschäftigt. Da komme es vor, dass Mittel bewilligt werden für die stationäre, nicht aber für die ambulante, das heißt häusliche Pflege bei schwerer Erkrankung der Hausfrau, und das bei der in Krankenhäusern zu beobachtenden Tendenz, Patienten immer früher nach Hause zu entlassen.
Auch die örtlichen Dorfhelferinnen, Ruth Bender und Christiane Kübek, kennen diese Problematik und stehen ihr manchmal, so ergänzten sie, hilflos gegenüber. Als geradezu beängstigend bezeichnete Friedbert Schill, Kreisvorsitzender des im Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) organisierten Bauernstandes, die zunehmenden Kontrollen bei immer starrer werdendem Handlungsrahmen. "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem" , stellte er fest, "das viel zu wenig wahrgenommen wird." Aufzuräumen sei vor allem mit der Vorstellung, bei den so genannten Subventionen handle es sich um Geschenke — vielmehr seien sie Ausgleichszahlungen für Leistungen: Erhalt der Kulturlandschaft und Herstellung hochwertiger Produkte, und das unter immer schwierigeren Bedingungen. Er habe erkannt, und nun erneut durch das positive Beispiel, das er auf dem Schlierberghof habe erleben können, welche Bedeutung die Familie gerade im ländlichen Raum und für den Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe habe, fasste Weihbischof Bernd Uhl seine Eindrücke zusammen. Daher gelte es die Systeme zu unterstützen, die sich um deren Erhalt kümmern, auch und gerade seitens der Kirche, und dies nicht nur, indem sie "die Menschen im Land menschlich anspreche" , sondern auch durch handfeste Zuwendungen.
Anne Freyer, 9.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

Hilfe für Landwirte, denen der Hof Sorgen bereitet

Für das Jahr 2005 weist die Landesstatistik 4084 landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald aus. 1979 waren es noch 6900. Die Betriebsaufgabe oder -übergabe verläuft nicht immer reibungslos. 234 Landwirte hatten im vergangenen Jahr eine der drei Beratungsstellen des Beratungsdienstes Familie & Betrieb der Erzdiözese Freiburg aufgesucht, 80 die Stelle in St. Ulrich. Im Gespräch mit BZ-Mitarbeiterin Silvia Faller erzählt deren Mitarbeiterin Eva-Maria Schüle von den Notlagen, in denen Landwirte stecken.

BZ: Wer kommt zu Ihnen?
Schüle: Die Familien kommen mit ganz unterschiedlichen Themen. Ihnen gemein ist, dass die Problemlagen sehr vielschichtig und dabei sowohl familiäre als auch betriebliche Strukturen betroffen sind. Bis vor wenigen Jahren standen Generationenkonflikte im Vordergrund, heute sind es überwiegend wirtschaftliche Notlagen bis hin zur Insolvenz. Wir beobachten, dass Landwirtsfamilien lange abwarten, ehe sie in die Beratung kommen.

BZ: Was hemmt sie?
Schüle: Viele befürchten in einer Beratung ihre Autonomie oder ihr Ansehen zu verlieren. Auch wissen offenbar viele nicht, dass die Landwirtschaftsämter auch eine betriebswirtschaftliche Beratung anbieten. Möglicherweise hat sich auch ein Landwirt nur wenige Jahre zuvor noch bei der Gestaltung ihres betrieblichen Wachstums dort beraten lassen und scheut sich nun verständlicherweise, Schwierigkeiten einzugestehen. Manche stecken den Kopf in den Sand, stürzen sich in die Arbeit und öffnen keine Rechnungen mehr, bis auf einmal der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.

BZ: Das hört sich dramatisch an.
Schüle: Ist es in vielen Fällen auch.

BZ: Und welche Lösungen gibt es?
Schüle: Die sind ganz unterschiedlich. Wenn jemand kurz vor der Rente steht, kann es sinnvoll sein, den Betrieb weiterzuführen, auch wenn dabei Substanz verloren geht. Meist läuft es darauf hinaus, dass die Landwirte neue Einkommensquellen im Betrieb erschließen oder einen Zu- oder Nebenerwerb aufnehmen.

BZ: Einen Anstellung zu finden, dürfte nicht schwer sein. Die allgemeine wirtschaftliche Lage hat sich ja verbessert.
Schüle: Landwirte werden gern genommen, weil sie tüchtig sind und viele verschiedene Fertigkeiten besitzen. Der Betrieb muss dann aber vereinfacht werden, sonst bricht die Bäuerin irgendwann zusammen. Es kann auch sinnvoll sein, dass die Frau ihren erlernten Beruf wieder aufnimmt. Der erste Schritt ist oft ein Umdenken.

BZ: Inwiefern?
Schüle: Viele befürchten ihr Ansehen zu verlieren, wenn sie nicht mehr Haupterwerbslandwirt sind oder ihre Frau Geld dazuverdient.

BZ: Ist dieses Leitbild tatsächlich noch so stark verhaftet?
Schüle: Ja, es rührt daher, dass Landwirte sehr stark mit ihren Betrieben verbunden sind. Der Hof ist für sie nicht nur Arbeitsstelle und Wohnung, sondern oft seit Generationen Standort ihrer Familie. Häufig wollen sie den Betrieb um jeden Preis erhalten, selbst dann, wenn er trotz eines riesigen Arbeitsaufwandes nicht mehr genügend Geld abwirft und die eigene Gesundheit bedroht ist.

Badische Zeitung Freiburg
2.5.2007, www.badische-zeitung.de

Beratungsstelle St. Ulrich  >Schulen

 

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